Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
wir uns im Park getroffen haben. Nur diesmal wird es leider um ein Vielfaches gefährlicher für mich sein. Ich werde der Raubkatze ins Maul greifen, so jedenfalls empfinde ich es. Ich wollte mich nur versichern, ob ich mit dir rechnen kann.«
»Na hör mal, was denkst du denn? Klar helfe ich dir, obwohl es ein paar Fragen zu den Dateien auf deinem Rechner gibt, die du mir mal erklären musst.«
»Welche Dateien?«
»Deine Beteiligung am Putsch gegen diesen Präsidenten, wie hieß er gleich – Rafael Correa.«
»Da gibt es nicht viel zu erklären, aber klar, mach ich, nur nicht, bevor ich meinen Hintern aus der Schusslinie gebracht habe.«
»Okay. Damit kann ich leben.«
»Gut, ich ruf dich an. Am Samstagmorgen geht es los. Halt dich bereit, nimm dir nichts vor. Alle stehen in den Startlöchern. Von Hagenreuther weiß auch Bescheid.«
»Ach, bevor du auflegst. Wo wohnt dieser Jerome zurzeit?«
»Warum ist das wichtig?«
»Sag es mir einfach! Ich will es halt wissen.«
»Na schön, er wohnt in einem abbruchreifen Haus am kleinen Grasbrook. Gehörte früher einer Versicherung. Sechsstöckig, am Ende der Containermeile. Ist dort nicht gemeldet. Hat mir einen Haufen Unterlagen gegeben, mit denen wir Schöller überführen können. Lass ihn in Ruhe. Er hilft mir, das Ding am Wochenende durchzuziehen.«
»Schon gut. Ich bin halt neugierig.«
Kapitel 43
Juli 2011, Heiligendamm
John Clarke Mc Donnell, den deutschen Konferenzteilnehmern eher als ›der Fuchs‹ bekannt, stand nicht auf der Liste der Tagungsteilnehmer. Er gehörte zu denen, die das Treffen lieber von ferne verfolgten, war jemand, der sich die Ergebnisse und Beschlüsse zutragen ließ und ohnehin nur dann persönlich erschien, wenn es ihm passte und es absolut nicht zu vermeiden war. Es war wie eine Rechnung, die er überschlug. Risiko gegen Gewinn. Er fürchtete das Risiko über alle Maßen.
Doch manchmal musste man ein Risiko eingehen, ein kalkuliertes, wohlüberlegtes. Mc Donnell hatte offensichtlich beschlossen, ein einziges Mal auf das Risiko zu pfeifen.
Man wusste nicht viel von ihm, nur, dass, wenn ihn das Jagdfieber packte, er es sich nicht nehmen ließ, live dabei sein zu wollen, in direkter Konfrontation mit seinem Gegner. Dann nahm er das Risiko einer Entführung oder all der anderen Dinge, vor denen er sich fürchtete, in Kauf und verließ seine Höhle. Das war es ihm wert, das Entsetzen seines Feindes zu spüren, den Angstschweiß zu wittern, mit dem Opfer zu spielen wie der Fuchs mit dem Huhn, bevor er es an der Kehle riss. Diesmal indes rechnete niemand mit seinem Erscheinen und nach der Einschätzung der übrigen Mitglieder des Komitees wäre es nicht nötig gewesen, dass er kam, alles lief wie am Schnürchen, auch ohne ihn.
Zumindest glaubte man das.
Austragungsort des diesjährigen konspirativen Treffens der Bilderberger war das Grandhotel in Heiligendamm. Die Luxusherberge in dem mecklenburgischen Badeort glich für einige Tage einer Festung. Der Sicherheitszaun, der schon für den G-8- Gipfel herhalten musste, wurde um ein Vielfaches verstärkt. Im Polizeijargon nannte man dies die ›technische Sperre‹, die sich kilometerlang um den Hotelkomplex herumschlängelte. Die Massen erwarteten einen Wirtschaftsgipfel der Superlative, nur, wer genau sich dort unter Ausschluss der Öffentlichkeit traf, hatte man ihnen wie bei jedem Treffen der Bilderberger vorenthalten. Da die neue Medienpolitik den Menschen eine Pseudotransparenz vorgaukelte, lungerten entsprechend viele Journalisten um den Zaun herum. Sie wurden von deutschen Politikern freundlich und winkend und mit leeren Worthülsen durch die Maschen des Zaunes und über ihn hinweg besänftigt. Sie würden nichts Wahres erfahren, weder über die tatsächlichen Hintergründe des Treffens noch wer sich dort alles ein Stelldichein gab.
Der Austragungsort Heiligendamm, ein wunderschönes Städtchen am Meer. Ein Badeort, von dem die Konferierenden keine Gasse, keine Kneipe, nicht mal die klare Meeresluft, die durch die Ritzen der verriegelten Fenster zu ihnen wehen wollte, mitbekommen würden. Die üblichen Größen der Welt, hinzu kamen vielversprechende Neulinge, die in ihrer Arglosigkeit auf die Offerte einer Einladung mit überschwänglichem Stolz reagierten, hielt man wie Gefangene innerhalb der Hotelmauern. Sie würden den Ort verlassen, ohne eine Silbe über dessen Schönheit verlauten lassen zu können.
Besonders die Neulinge; schnell würde man sie in die begehrte
Weitere Kostenlose Bücher