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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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ihrerseits auf dem besten Weg war, von einem Phantom ruiniert zu werden.
    ›The Voice‹ war unaufspürbar.

    Der Mann wiederum, der sich nur selten in der Öffentlichkeit blicken ließ, jemand, der häufig sein Äußeres wechselte, um in der Anonymität unterzutauchen, jener, der Schöller den Auftrag gegeben hatte, das Phantom zu finden, war John Clarke Mc Donnell und dieser stand ihm leibhaftig gegenüber, zumindest glaubte er das. Wie ein am Ufer lungernder Alligator lehnte Mc Donnell lässig an einer Säule neben einem Mann, den Schöller nicht kannte. Der Fahrer und Bodyguard, den Mc Donnell knapp als Kurt Grabenhofer, einen deutschen Einwanderer, vorstellte. Eigenartig nur, dass noch niemand von diesem Mann je gehört hatte, aber unmöglich war dies auch nicht, da man sich in diesen Kreisen gern mit Geheimnissen umgab.
    Mc Donnell und Schöller waren sich noch nie persönlich begegnet, außer auf Distanz in mehreren Videoübertragungen. Selbst die anderen Mitglieder des Komitees widersprachen sich in ihren Beschreibungen dieses öffentlichkeitsscheuen Mannes. Man respektierte diese Eigenarten, denn Mc Donnell war einer der großen Geldgeber, investierte Milliarden in Unternehmen, von denen die Bilderberger profitierten. Seine exzentrischen Macken verbarg man unter der Decke der Toleranz. Seinem Konto hatte das Institut in Prag die Forschungen zu verdanken, in dem Professor Sokolow und andere namhafte Wissenschaftler den implantierbaren Bio-Chip zur Marktreife brachten. Unabhängig von staatlichen Geldern und staatlichen Einmischungen war das genialste und gleichzeitig teuflischste Instrument entwickelt worden, das die Menschheit je zu Gesicht bekommen würde, sollte es denn zur Anwendung kommen. Verständlich also, dass John Clarke Mc Donnell ein vitales und nachvollziehbares Interesse am Fortschreiten der Markteinführung hatte. Alles, was diesem Ziel im Wege stand, musste weichen, alle Gegenspieler wie Lohmeyer oder dieser Clown, der sich ›The Voice‹ nannte, mussten beseitigt werden und Reinhard Schöller hatte nun einmal die Aufgabe gehabt, sich um deren Beseitigung zu kümmern. Lohmeyer war tot, zumindest ging Schöller fest davon aus – schließlich war er auf dessen Beerdigung gewesen –, und der Journalist, der die Welt mit Warnungen vor den Bilderbergern wie ein Tsunami überschwemmte, war ihm noch nicht ins Netz gegangen.
    Heute nun sollte er sich mit beiden Gegenspielern konfrontiert sehen.
    »Hallo, Herr Schöller. Schön, dass wir uns mal persönlich treffen.«
    Mc Donnell stieß sich von der Säule ab und kam langsamen Schrittes auf den Kripoboss zu. Während sie sich die Hände schüttelten, blickte Reinhard Schöller in die Augen des Mannes, den er fürchtete, und meinte, auch dort etwas Bekanntes wiederzufinden, natürlich, es waren die Augen des Mannes, die er im Video gesehen hatte, oder … etwa nicht?

    Mc Donnell hatte eine deutsche Mutter und einen argentinischen Vater, der im diplomatischen Dienst stand. Alle zwei Jahre mussten sie, der diplomatischen Karriere des Vaters wegen, in das nächste Land ziehen. Auf acht Schulen hatte er genug Sprachen erlernt, um sich mit jedem seiner Geschäftspartner beinahe akzentfrei unterhalten zu können. Sein Deutsch war perfekt, mit feinen spanischen Zwischentönen vermengt.
    »Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen«, bemerkte Schöller. Unsicher und doch neugierig taxierte er den ihm eigentlich fremden Mann, der ihm weisungsbefugt war, mit dem er mehrfach telefoniert hatte, dem er jedoch noch nie leibhaftig gegenübergestanden hatte. Er kannte nicht seine Statur, seine Körpergröße, seinen Handschlag und die Stimme war stets gerätebedingt verfremdet gewesen. Warum, um alles in aller Welt, hatte er sich die Mühe gemacht, ohne Vorankündigung im Grandhotel Heiligendamm aufzutauchen, noch dazu, wie es schien, ohne die anderen davon in Kenntnis gesetzt zu haben? Was gab es zu besprechen, was die anderen nicht mitbekommen sollten?
    »Ich bin sehr scheu, wie Sie wissen. Ich tue viele Dinge, von denen niemand etwas weiß. Das ist der Grund, warum ich noch lebe. Ich gebe nur wenigen Menschen in mein Leben Einblick, das müssten Sie als Kripomann doch am ehesten verstehen. Heute allerdings habe ich eine unangenehme Mission.«
    Schöller schluckte. War es also jetzt so weit? Sollte er auf diese Weise abgesägt werden? Ohne Zeugen auf seiner Seite? Welch ein Idiot war er gewesen, sich auf solch ein Spiel eingelassen zu haben? Er versuchte,

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