Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
professionell zu bleiben.
»Sagen Sie mir bitte, worum es geht.«
»Sie wollen gleich zum Punkt kommen. Das ist mir recht. Auch meine Zeit ist knapp bemessen. Beginnen wir mit einer Frage: Woher wissen Sie, ob Lohmeyer tatsächlich tot ist oder nicht? Haben Sie seine Leiche gesehen?«
Schöller verengte die Brauen und meinte, die Frage nicht verstanden zu haben. Mc Donnell formulierte sie um.
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich der Minister allerbester Gesundheit erfreut. Ich behaupte jetzt und hier, dass Sie, Herr Schöller, kein Interesse daran hatten, Verteidigungsminister Lohmeyer tatsächlich aus dem Weg zu räumen.«
Mc Donnell öffnete seinen Mantel, zog einen braunen Umschlag hervor und nahm einige Fotos heraus, die Lohmeyer mit seiner Frau zeigten. In inniger Umarmung erkannte man sie beide, sorgenvolle Mienen in ihren Gesichtern waren zu lesen. Aus großer Entfernung mit einem Teleobjektiv geschossen und doch eindeutig. Am rechten unteren Bildrand war das Datum zu lesen. Zwei Tage nach dem verheerenden Bombenanschlag. Mc Donnell reichte Schöller die Fotos.
»Woher haben Sie die? Das kann nicht sein. Ich habe selbst gesehen, wie Lohmeyer sich von seiner Frau verabschiedet hat und in den Wagen eingestiegen ist.« Schöller erblasste.
»Diese Fotos liefern den Beweis von Lohmeyers Unversehrtheit. Darüber hinaus haben Sie, wie ich Ihnen gleich demonstrieren werde, eine nicht unerhebliche Summe angenommen, um den Mordanschlag auf den Minister nicht auszuführen, sondern ihn nur vorzutäuschen.«
Schöller schnaubte vor Wut.
»Ach, und wer bitte hat in dem Wagen gesessen, in dessen Kofferraum die Bombe installiert war?«
»Sie wollen also damit sagen, dass Sie selbst den Einbau überwacht haben?«
»Ja, sicher, ich und Weinrich. Noch einmal: Wer, wenn nicht Lohmeyer, hat sonst im Wagen gesessen?«
»Lohmeyer jedenfalls nicht. Ein Double. Lohmeyer lebt.«
Mc Donnell gab seinem Bodyguard ein Zeichen, woraufhin dieser einen schlanken Laptop aus einer Tasche zog, es öffnete, anschaltete und ein paar Tasten drückte. Ein Kontoauszug erschien.
Mc Donnell nahm das Gerät entgegen, hielt es auf seiner linken Handfläche und drehte es zu Schöller um.
»Das ist doch Ihr Konto, nicht wahr? Ihr Name steht dort. Reinhard Schöller. Deutsche Bank. Kontonummer 777623581. Eine Einzahlung von über 450 000 Euro, zwei Tage nach dem Anschlag auf Lohmeyer, an dem Tag, an dem diese Fotos gemacht wurden.«
Schöller gab Mc Donnell die Fotos zurück, als würden sie in seiner Hand wie glühende Kohlen brennen.
»450 000?«, wiederholte er zweifelnd. Eine nette Summe und er wäre froh gewesen, sie zu seinen Millionen hinzuzählen zu dürfen. Er schaute auf den Kontoauszug, las seinen Namen, kontrollierte seine Kontonummer und den neuen aktualisierten Kontostand, den er selbst täglich überprüfte.
»Ich glaube Ihnen kein Wort. Er wurde bestattet, ich war bei der Zeremonie anwesend.«
»Sie haben ihn nicht im Sarg liegen sehen.«
Schöller lachte auf. »Wie auch? Niemand hat das. Von Lohmeyer ist nichts mehr übrig geblieben. Er war Matsch.«
»Sie haben in Umlauf bringen lassen, dass einer Ihrer Kommissare an dem Attentat mitbeteiligt war. Dieser unfähige Pohlmann.«
Schöller wehrte ab.
»Ach, das ist doch Unsinn. Alles nur Taktik, um seiner habhaft zu werden. Sie selbst haben mir befohlen, ihn aus dem Weg zu räumen, also haben wir einige Dinge unternommen, um ihn auf die Fahndungsliste bringen zu können. Der Mann ist so unschuldig wie meine Großmutter.« Schöller begriff diese Wendung in dem Gespräch nicht. Was hatte Pohlmann mit Lohmeyer zu tun?
Mc Donnell verschränkte die Arme hinter dem Rücken und fixierte Schöller. Der Fuchs ließ sich Zeit, das Huhn zu reißen.
»Sie sind sich also immer noch sicher, Lohmeyer getötet zu haben?« Schöller nickte.
»Und Sie haben niemals diese Summe für das Verhindern des Anschlags entgegengenommen?«
Schöller verharrte in seinem Unverständnis. Er hatte keinen blassen Schimmer, was gerade mit ihm geschah.
»Na schön, ich gebe Ihnen noch eine zweite Chance.«
Mc Donnell gab dem Mann, der Zeuge der Besprechung war, ein weiteres Zeichen. Kurt Grabenhofer verließ mit dem Laptop den Konferenzraum und erreichte in wenigen Minuten den Parkplatz, wo Mc Donnells Limousine parkte und in deren Kofferraum sich eine wertvolle Fracht befand. Er öffnete den Kofferraum und blickte mitleidig auf einen Mann, der schon eine ganze Weile dort ausharren musste. Er
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