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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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»Dieser Mann, meine Herren, wirkte auf mich nicht wie ein einfacher Journalist. Was, wenn er die Einführung des Chips an die Öffentlichkeit bringen und über ihren wahren Zweck berichten wollte?« Der bald mächtigste Mann in Deutschland wandte sich an Schöller. »Ich hoffe, dass Sie uns die Wahrheit über diesen Mann sagen, Herr Schöller. Nach dem, was ich beobachtet habe, ist dieser Mann äußerst professionell vorgegangen, hat alles akribisch geplant, war bis auf das kleinste Detail perfekt verkleidet, geschminkt und mit Papieren ausgestattet, die ein Profi gefälscht haben muss.« Rosenthal hob beide Hände, gestikulierte damit und verzog das Gesicht. »Er trug eine Maske, die so unglaublich menschlich aussah, so natürlich.«
    Schöller lehnte sich vor. Er war pikiert. »Bei allem Respekt, Herr Rosenthal, aber Sie wollen nicht ernstlich meine Loyalität anzweifeln? Ihnen dürfte bekannt sein, dass es ohne meinen Vater die Bilderberger nicht gäbe, und Sie wären nicht hier und könnten sich nicht eines ansehnlichen Amtes in der Zukunft erfreuen.«
    Rosenthal legte die Fingerspitzen aneinander, wie er es bei Andrea Seifert, der Bundeskanzlerin gesehen hatte. In diesem Augenblick fiel ihm auf, wie albern diese Geste für einen Mann war. Wie wenig Autorität er damit zum Ausdruck brachte. »Ich bezweifle nicht Ihre Loyalität. Sie sind seit vielen Jahren ein integrer Mann und haben dem Staat wertvolle Dienste geleistet, aber ich fürchte, Sie unterschätzen das heute Geschehene. Selbst wenn der Kerl nichts von dem Chip erfahren hat – falls auch nur ein Bruchteil von dem, was in verschiedenen Vorträgen und Gesprächen verlautet wurde, aufgezeichnet und abgespeichert wurde, werden sich in den nächsten Wochen einige Teilnehmer einer netten Summe gegenübergestellt sehen, die aus ihnen herausgepresst wird. Ein cleverer Bursche könnte einige Millionen an uns allen verdienen. Mühelos«, ergänzte er und zog die Brauen zusammen.
    Reinhard Schöller lehnte sich zurück. Er klimperte hektisch mit den Lidern. Genau solche Störmanöver zu verhindern, oblag seiner und Bladecks Verantwortung. Doch er war der Einzige, der diesen Journalisten von früher her kannte, der ihn tatsächlich unterschätzt und der schlampige Recherche bezüglich seines Verbleibes abgeliefert hatte. Dass diese lästige Zecke, wie er ihn nannte, durchaus in der Lage war, technisch hochmodernes Equipment zu liefern und jedem, der es wollte, Material für hochkarätige Erpressung an die Hand zu geben, wusste er auch. Dass dieses Material bereits bei jemandem auf dem Schreibtisch lag, den er gut kannte, das ahnte er jedoch nicht.
    »Es gibt noch ein weiteres Problem.«
    Die Augen waren auf einen Mann gerichtet, der bis jetzt geschwiegen hatte. Er saß ein wenig abseits der Gruppe, halb von ihr abgewandt, im rauchgeschwängerten Schatten, sodass nur ein schemenhaftes Profil zu sehen war. Ein Mann, der in den letzten Jahren zunehmend ein großes Geheimnis um sein Äußeres machte. Es hätte jeder sein können, der sich dort in dem wuchtigen Sessel verbarg, doch sie erkannten ihn an seiner markanten Stimme. Er war um die fünfundsechzig, jemand, der sich in verschiedenen Geheimdiensten verdient gemacht hatte. Jemand, der aus seiner rechten Gesinnung kein Geheimnis machte, so wie viele der anderen Teilnehmer auch. Er war ein seltener Gast dieser Treffen und er hatte angekündigt, es werde sein letztes sein. Er mied die Öffentlichkeit wie eine Kellerassel das Licht. Seine Hand, die über die stoppelig vom Kopf stehenden rötlichen Haare fuhr, war braun gebrannt. Dort, wo er lebte, schien an 350 Tagen im Jahr die Sonne. Er drückte die Zigarette in einem gusseisernen Aschenbecher aus, der die Form einer geöffneten weiblichen Hand hatte.
    »Sokolow macht Schwierigkeiten.«
    Bladeck nickte kaum merklich. Er hatte gehofft, dass dieser Punkt nicht auf den Tisch kommen würde.
    Der seltene Gast fuhr fort. Alle nannten ihn den ›Fuchs‹, weniger wegen der Haarfarbe, sondern weil er genauso verschlagen und hinterlistig war.
    »Er knickt ein. Jetzt plötzlich, nach all den Jahren, meldet sich sein Gewissen. Jetzt, nachdem wir seine Villen, seine Jacht und all die teuren Kleinigkeiten finanziert haben, macht er schlapp.«
    Der Fuchs machte eine Pause, in die Bladeck hineinsprang. »Ich denke, auch das haben wir im Griff. Wir haben ihn in seinem Zimmer angetroffen, als er sich über die Kleine beugte. Wir haben belastende Fotos von ihm gemacht und auf der

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