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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Raumes unter den verriegelten Fenstern. Trostlose dunkle Leere, wohin das Auge reichte, und doch gab es Elektrizität. Genug, um alle Geräte im Dauerbetrieb zu halten. Die Szene wirkte seltsam gestellt, kunstvoll angeordnet, um einen bestimmten Effekt zu erzielen.
    Martin wandte sich zu Jerome um. »Was war das mal früher?«
    Jerome stockte einen Moment. »Ich glaube, das kann ich Ihnen verraten, ohne dass Sie gleich losrennen. Ein Versicherungsgebäude.«
    »Und wer bezahlt das alles?«
    »Na, Sie.« Jerome lachte.
    Martin fand das nicht komisch.
    »Nein, Quatsch. Alles ganz legal. Ist nie abgestellt worden vom E-Werk.« Jerome ließ seine Finger über seine Tastatur huschen. Er wollte Martin nicht in die Augen sehen, während er log, obwohl es ihm keine Mühe bereitete, frech zu lügen. Das Lügen gehörte zu seinem Geschäft der Informationsbeschaffung, mit dem Ziel, die Wahrheit herauszufinden und ans Licht zu bringen. Die verquere Welt eines Profi-Journalisten, zumindest nach Jeromes Definition.
    Die Bildschirme über Jerome flackerten und warfen gespenstische weiße Schatten in den kahlen Raum zu Martins Füßen. Die Kameras vor den Türen schwenkten ihre Bahnen und zeigten alltägliche, menschenleere Plätze. Die Börsenkurse auf den anderen Bildschirmen rutschten immer weiter ab und wiesen rote Abwärtstrends auf. Jerome kaute an seinen Fingernägeln und schien seinen Gast vergessen zu haben. Die Pfeile, die nach unten wiesen, machten einen schnellen Profit seiner jüngsten Aktiendeals zunichte.
    Für eine kurze Weile war er in seiner Welt verschwunden, bis Martin ihn zurückholte.
    »Also, was ist jetzt? Sie wollten mir etwas erzählen. Ich hab eigentlich keine Zeit für diese Spielchen.«
    Jerome sah nicht auf von seiner Tätigkeit.
    »Klar haben Sie Zeit. Sie langweilen sich zu Tode in Salzhausen und stecken in Ihren Ermittlungen fest. Die Durchsuchung von Klaus’ Wohnung war frustrierend und ernüchternd. Der Porsche in der Tiefgarage hat Sie neidisch gemacht und Sie haben sich gefragt, ob Sie vielleicht den falschen Job haben. Ihr Freund hat keinen Bock mehr und will kneifen. Nun sind Sie hier und hoffen auf eine Antwort auf alle Ihre Fragen.«
    Jerome drehte seinen Bürostuhl zu Martin um, der sieben Meter von ihm entfernt in der sonderbaren Halle stand.
    »Sie fragen sich, wer Reinhard Schöller wirklich ist. Was hatte Klaus in seinem Brief gemeint, als er davon sprach, dass sein Vater nicht der ist, von dem alle Welt glaubt, dass er es ist? Was hat der Alte mit den Bilderbergern zu tun, beziehungsweise was haben die mit ihm zu tun? Und für die Beantwortung Ihrer Fragen, die ich Ihnen hier und heute frei Haus liefere, opfern Sie gern ein paar Stündchen. Denn eines wissen Sie ganz genau – ohne mich werden Sie den Fall nicht mal im Ansatz lösen.«
    Martin schüttelte perplex den Kopf und vergrub die Hände in den Hosentaschen.
    »Entweder Sie haben einen gehörigen Knall oder Sie wissen wirklich genau Bescheid. Es wäre schön, wenn Sie langsam mal die Katze aus dem Sack lassen könnten.«
    Jerome amüsierte sich.
    »Immer diese Klischees, diese Wortspielchen. › Katze aus dem Sack lassen‹ , wo kommt das eigentlich her? Blöder Vergleich.« Jerome zog einen klapperigen Holzstuhl heran, legte die Manuskripte, die darauf gestapelt waren, auf den Boden zu den anderen Papieren und klopfte auf die Sitzfläche. »Na, kommen Sie. Worauf warten Sie noch?«
    Martin verengte seine Stirnfalten zu einer Ziehharmonika und ging gemächlichen Schrittes auf Jerome zu. Er setzte sich und betrachtete den Arbeitsplatz. Nicht eine Sekunde könnte er hier arbeiten, dachte er. Wie findet man abgelegte Ordner in diesem Chaos wieder, wenn man sie sucht? Es schien keinerlei System und Ordnung zu geben, doch er täuschte sich. Jerome kannte jeden Zentimeter des Raumes ganz genau, jede Akte, jedes Manuskript, jeden Artikel, denn er hatte alles selbst geschrieben. Zum Teil lagen dort herausgerissene Seiten aus Tageszeitungen, Reportagen in namhaften Zeitschriften und politische Abhandlungen in Sachbüchern. Sogar über den Zusammenhang zwischen Politik und Religion hatte er geschrieben, den Unsinn des Euro, eines vereinigten Europa, den Verfall der Moral bis hin zum Untergang der gesamten Zivilisation, ja dem Ende der Welt. Und an diesem Punkt kamen für ihn die Bilderberger ins Spiel. Seiner Meinung nach führten sie die Menschheit an den Abgrund, balancierten dort mit ihr ein Weilchen herum und waren kurz davor, ihr

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