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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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gegen die Bilderberger schreiben zu können. Und wenn sie darüber schreiben, dann natürlich nur das, was sie schreiben sollen. Es ist alles vorformuliert und diktiert.«
    »Darum ist nichts Negatives in der Presse über diese Leute zu lesen?«
    »Genau. Weil sich die Presse selbst damit schaden würde.«
    »Das ist Erpressung. Was ist mit der Pressefreiheit?«
    Jerome lachte ungezügelt. »Erpressung und Boykottierung der Pressefreiheit sind nicht die einzigen Straftaten, die die Bilderberger begehen.«
    Martin blickte Jerome fragend an. Allmählich wurde ihm warm und der Sauerstoff schien zu schwinden. Er sah auf die Uhr. Es war schon sechs. Was tat er eigentlich hier, in dieser abgedunkelten Halle, dem Aufenthalts- und Wohnort eines abgehalfterten Journalisten, der zwar einen Haufen Märchen erzählen konnte, aber das Ganze vermutlich nicht beweisen konnte. Nichts als heiße Luft. Und beschimpfen lassen musste er sich auch noch von ihm. Pohlmann fand, das Maß sei nun voll.
    »Okay, kommen Sie endlich zum Punkt.«
    »Welchen Punkt meinen Sie? Vielleicht Schöller? Meinen Sie diesen Punkt? Wie wär’s mit Mord, mein lieber Herr Kommissar?«
    Martin nickte und rieb sich verlegen die schweißnassen Hände.
    »Na ja. Deswegen bin ich eigentlich hier. Genau. Es geht um den Tod von Klaus Schöller.«
    »Ach, Klaus? Ich dachte eigentlich an den Tod von Reinhard Schöller.«
    Martin legte seine Stirn in Falten. Sie erinnerte an ein Relief des Wattenmeers bei Ebbe.
    Jerome erhob sich und begann wieder, im Raum umherzugehen. »Klaus Schöller war nur ein unbedeutender kleiner Fisch. Eine Makrele im Haifischbecken.«
    Martin drängte sich der Anblick des Toten am Fundort auf. Der Vergleich war makaber, aber passend.
    Jerome dozierte weiter. Er schien es zu genießen, vor einem Bullen zu referieren. »Okay. Dann will ich Sie mal jetzt so richtig glücklich machen. Kommen wir also zum Punkt. Beziehungsweise zu einem der wichtigen Punkte. Reinhard Schöller ist ein E H M.« Jerome betonte jeden einzelnen Buchstaben wie für einen Tauben, der von den Lippen lesen sollte.
    »Was ist nun wieder ein EHM?«
    »Ein Economic Hit Man. Kurz gesagt, ein Auftragskiller. Er arbeitet für eine von mehreren Sondereinheiten eines Geheimdienstes. Ein kleiner Handlanger der ganz Großen.« Jerome hatte weißen Schaum in den Mundwinkeln. Die Unterhaltung schien ihn anzustrengen und es verlangte ihn nach irgendeiner Art von Medikamenten.
    »Weiter«, forderte Martin und sah wieder auf die Uhr.
    »Economic Hit Men sind daran beteiligt, Länder in Krisen zu stürzen, Regierungen ins Wanken zu bringen, Parteichefs zu beseitigen, unbeliebte Leute aus dem Weg zu räumen. Solche Dinge eben.«
    »Mein Chef – ein Killer?« Martin lachte. »Ja, klar.«
    »Reinhard Schöller gehörte früher zu einer Spezialtruppe, die sich ›Schakale‹ nennt. Wenn nichts mehr geht, tritt ein Schakal auf den Plan und erledigt die Drecksarbeit. Er killt Politiker, Staatschefs, Konzernbosse und so weiter.«
    »Schöller ist der Polizeipräsident von Hamburg!« Martin hob erbost seine Stimme.
    »Auf dem Papier vielleicht. Ist doch eine tolle Tarnung, oder?« Jerome wandte sich ab. »Bier?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, verließ er den Raum. Nebenan hörte man ihn klappern, herumräumen, Türen öffnen und wieder schließen. Er erschien mit vier Flaschen Jever Pilsener.
    Martin kniff die Augen zusammen. Jetzt erst nahm er bewusst Jeromes jugendlich wirkende Erscheinung wahr. Die intensive braune Augenfarbe, eine ungewöhnlich weiß leuchtende Iris. Buschige Brauen und darüber ein tief sitzender Haaransatz, ebenfalls bräunlich-blond. Schlaksige Figur in einem gelblich gemusterten Hemd, das über der löchrigen, an den Enden ausgefransten Jeans hing. Was an ihm war echt? Was war falsch?
    Jerome öffnete eine Flasche mit einem Feuerzeug über seinem Daumen und reichte sie Pohlmann. Die zweite nahm er für sich und leerte die Hälfte der Flasche in einem Zug. Obwohl Pohlmann gewissermaßen im Dienst war, tat er es ihm gleich. Die Situation erforderte eine gewisse Beruhigung seiner Nerven. Unversehens war er in etwas Großes hineingeschliddert, etwas Gewaltiges, das sich vor seinem kleinen Horizont aufbaute.
    Pohlmann rülpste leise hinter vorgehaltener Hand.
    »Können Sie das beweisen? Für solche Anschuldigungen braucht es schon ein wenig mehr als Recherchen und Vermutungen. Ich bräuchte da etwas schwarz auf weiß. Unterlagen für den Staatsanwalt und dergleichen.«

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