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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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seine Moleküle. Das ist eine beliebte Scheiß-Masche der Schakale. Sie treffen sich vorher mit ihren Opfern, doch sie rechnen nicht damit, enttarnt zu werden. Sie sind übermütig geworden. Arrogant und unvorsichtig. Aber sie haben die Rechnung ohne mich gemacht. Ich klebe seit über sieben Jahren an ihnen dran, wie eine gierige Zecke, und ich werde alles auffliegen lassen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.«
    »Mal angenommen, es stimmt, was du sagst. Nur mal angenommen, rein hypothetisch – wie könnte man denen das Handwerk legen?«
    Jerome nahm die Finger von der Tastatur und wandte sich seinem neuen Verbündeten zu.
    »Tja, das, mein Lieber, ist eine verdammt gute Frage. Eigentlich gar nicht. Es ist ein perfekt gesponnenes Netzwerk mächtiger Leute, die ausschließlich ihre eigenen Interessen im Auge haben. Und sie halten zusammen, weil sie einander brauchen. Eine eingeschworene Gemeinschaft, wie die Freimaurer. Über deinen dicken Freund, den Staatsanwalt, lachen die nur.«
    »Okay, über Pressefreiheit sprachen wir schon. Aber trotzdem, du bist doch selbst Journalist. Schreib über sie, meinetwegen anonym.«
    »Das hab ich schon oft getan und tue es noch; in einem Blog. Anonymus ist mein zweiter Vorname.« Jerome lachte gequält. »Das Problem ist, dass alle Vertreter der großen Medien ebenfalls Bilderberger sind. Niemand von denen würde drucken, was ich ihnen liefere. Sie haben einen Maulkorb um, anderenfalls gibt es die Zeitung nicht mehr lange. Sie wird einfach gekauft. Gewissermaßen sind sie jetzt schon gekauft durch Aktienanteile. Doch es gibt einen Weg …«
    »Mach’s nicht so spannend.«
    »Man muss sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. Man muss es geschickt planen. Eine Strategie der Vernichtung der Macht.«
    Pohlmann schluckte. Worte wie diese hörte er nicht gern. Weder als Mensch noch als Bulle.
    »Man muss Zweifel unter ihnen säen, Misstrauen schaffen, sie gegeneinander aufhetzen, sie von innen her zerstören. Sie glauben, sie seien unantastbar, und doch haben sie allen Grund dazu, sich gegenseitig zu misstrauen, denn jeder von denen hat eine Menge zu verlieren. Man muss sich in ihre Rechner hacken, Dateien dort ablegen, die einem anderen gehören. Man muss sie gegeneinander durch Denunziationen ausspielen. Eine Art Marionettentheater aufführen. Kann man sie nicht von außen erledigen, muss man es von innen tun. Und, was noch wichtiger ist, man muss ihnen ihr Liebstes stehlen.« Jerome machte eine Pause. Er biss auf seinen Fingernägeln herum. Das Haar hing wirr herab und sein Blick wurde zunehmend glasiger.
    »Ich vermute, du meinst ihr Geld.«
    Jerome nickte und grinste. Etwas an ihm schien aus den Gleisen gerutscht zu sein. »Du lernst schnell, mein Lieber. Sie sind besessen von Geld. Es dreht sich alles in ihrem Leben darum. Geld und Macht, Einfluss und Ruhm. Doch ohne ihr Geld sind sie machtlos wie kleine Kinder. Ohne ihr Geld können sie niemanden erpressen, keine Staaten ruinieren, keine Killer bezahlen, sich keine Anwälte mehr leisten.« Jerome feixte und kratzte sich am Kopf. »Sie leiden trotz ihrer Milliarden unter Verarmungsängsten. Kannst du dir das vorstellen? Je mehr du hast, desto mehr fürchtest du, man könnte dich bestehlen, könnte dir was wegnehmen, selbst wenn du es selbst anderen gestohlen hast. Gut, sie würden es nicht stehlen nennen, sondern betrachten es als Gewinne aus Spekulationsgeschäften, aus Übernahmen maroder Firmen. Der sogenannte Markt hat es ihnen verschafft. Dabei vernichten sie Existenzen, ohne mit der Wimper zu zucken. Skrupel kennen die nicht. Und vor allem«, Jerome hob beide Hände wie ein Sieger, »ohne ihr Geld wird es wieder Pressefreiheit geben, wird es wieder Wahrheit geben, das Recht auf korrekte, unverfälschte Information.« Jerome ließ sich auf den Boden hinabsacken und lehnte an einer Heizung unter dem Fenster. Neben ihm türmten sich Berge von Geschriebenem auf, auf die er seine flache Hand legte, als schwöre er vor Gericht auf die Bibel. Seine Fantasie schien abzuschweifen in eine fremde Welt.
    »Und, wie willst du das anstellen? Ihnen das Geld wegnehmen? Hast du es nicht eine Nummer kleiner für mich?«
    Jerome reagierte erst nicht. Dann drehte er den Kopf. »Alles, was du brauchst, ist ein schneller, internetfähiger Computer. Das ist alles. Und natürlich einen Haufen Bankdaten.« Jerome deutete auf seinen Rechner. »Ist eigentlich kein Problem.«
    »Mit Verlaub, aber ich glaube, du spinnst. Das ist lachhaft. Du hast einfach

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