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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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aus, als käme er gerade vom Strand. Ich registrierte, dass er seine Taucherausrüstung neben der Tür abgelegt hatte.
    „Was machst du hier?“, fragte ich und war vor Verwunderung nicht in der Lage, auf sein Kompliment einzugehen.
    „Ist Kira da? Ich habe Leo im Wald getroffen, er hat mir ein paar Klamotten gegeben und mir den Weg zu deinem Haus gezeigt.“
    „Was machst du hier?“, fragte ich noch einmal. Ich stand völlig auf der Leitung.
    Tim erklärte mir, dass Minchin ihn freigegeben und wieder in die magische Welt gebracht hatte. Die Einzelheiten würde er mir gern später erzählen, aber jetzt wollte er zu Kira – und zwar so schnell wie möglich.
    Er wirkte so beschwingt, dass sein Glück richtig auf mich überging.
    Tim machte Anstalten, sich an mir vorbeizudrängen.
    „Aber … Kira ist nicht da“, bremste ich ihn.
    „Sie ist nicht … da?“ Jetzt war Tim verwirrt. Damit schien er einfach nicht gerechnet zu haben.
    „Nein, schon die ganze Nacht nicht.“
    „Oh … dann ist das sicher wegen der Versammlung an der Wurzel. Weißt du, wo sie sein könnte?“
    „Wurzel? Welche Versammlung?“
    „Die unterirdische Wurzel im magischen See. Kira war plötzlich dort, als sich alle Undinen versammelt hatten, um zu beschließen, was mit Minchin geschehen sollte.“
    Mir fiel ein, dass Kira vorgehabt hatte, die Undinen zu besuchen. Sie wollte sich für das Erdbeben entschuldigen, das sie verursacht hatte, als sie durch den Wasserdurchgang in die reale Welt geflüchtet war.
    „Ich vermute, sie hat die ganze Situation falsch verstanden. Sie tauchte plötzlich ganz oben in der Kuppel des Wurzelgeflechts auf. Aber nachdem mir Minchin zum Abschied einen Kuss auf die Stirn gegeben hat, war Kira verschwunden“, erklärte mir Tim.
    Ich dachte nach. Wenn ihr im Wasser nichts zugestoßen war, dann fiel mir nur ein Ort ein.
    „Ich glaube, ich weiß, wo sie sein könnte.“
    „Wo?“, rief Tim aufgeregt.
    „An ihrem Lieblingsort. Eigentlich darf ihr niemand ohne ausdrückliche Einladung dorthin folgen. Und noch weniger darf er jemanden mitbringen. Aber ich denke, in dem Fall …“
    „Du musst mich zu ihr bringen!“, beschwor mich Tim, nahm meine Hand und zog mich aus dem Haus, um mein Zögern zu besiegen.
     
    Wir betraten den kleinen glitzernden Dom. Tims Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, aber ich sah sofort, dass Kira vorn auf der ersten Bank lag und schlief. Wir gingen leise zu ihr. Die ersten Sonnenstrahlen schienen durch die kleinen Fenster, genau auf Kiras Gesicht. Sie wachte davon auf, dass ich mich zwischen sie und die Sonne schob, blinzelte mit den Augen, sah erst mich an und dann zu Tim.
    Ich war erleichtert, dass sie hier war und dass es ihr gut ging.
    „Siehst du, ich dachte mir, dass sie hier ist“, sagte ich lächelnd zu Tim und zuckte erschrocken zusammen, als Kira mich anzischte:
    „Warum hast du ihn hergebracht?“ Sie warf Tim einen vernichtenden Blick zu. „Das ist MEIN persönlicher Ort. Die Regel sagt, dass ICH bestimme, wer ihn aufsuchen darf!“
    Sie sprang auf, sodass sie ganz dicht vor mir stand. Sie war ungefähr einen Kopf größer als ich. „Ich will keine blöden Entschuldigungen. Ich will, dass ihr verschwindet. SOFORT!“
    Der ganze kleine Dom hallte von ihren Worten wider. Ich wich zurück.
    „Aber …“ Kira verunsicherte mich. Immer packte ich es falsch an, wenn es um Liebesdinge ging. Ich hatte wohl einfach keine Ahnung davon. Na und?! Wollte ich auch gar nicht! Meine Aufgabe war es, Kira zur Ruhe zu bringen. Ich straffte mich und konzentrierte mich auf meine ausgleichenden Engel-Kräfte.
    Da schob sich Tim zwischen uns und umschloss sie mit seinen Armen, sodass sie sich kaum rühren konnte. Sie stemmte ihre Fäuste gegen seine Brust – aber erfolglos. In dem Moment sah es fast so aus, als hätte er die Superkräfte und nicht Kira.
    Er begann, ihr alles ausführlich zu erklären und sie fing an, ihm nach und nach zu glauben – dass er plötzlich frei war und sie von jetzt an zusammen sein würden.
    Ich stand daneben und spürte, wie sie ihren Kampf ausfochten. Wenn Liebes-Energie im Spiel war, fühlte ich mich immer sofort ganz schwach und hilflos.
    Ich wollte mich sofort nach draußen zurückziehen, aber schien auf einmal wie am Boden festgeklebt und starrte auf die beiden, wie sie im Licht der Sonnenstrahlen standen, die durch die Fenster hereinfluteten. Sie waren von einer Aureole der Liebe umgeben. Tim hob Kira hoch und wirbelte sie

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