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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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sagen, weil es uns beiden gut ging. Wir waren bereit.

48
    In dem einzigen Zimmer, in dem momentan keine Kinder wohnten, stellte Rodion Romanovich einen großen Aktenkoffer auf eines der Betten.
    Der Koffer, den ich schon auf dem Weg zum Internat in seiner Hand gesehen hatte, gehörte ihm. Bruder Leopold hatte ihn aus Romanovichs Zimmer im Gästehaus geholt und in den Geländewagen geladen.
    Als er den Koffer aufklappte, sah ich zwei Pistolen, geschützt von einer deren Form angepassten Schaumstoffeinlage.
    Romanovich nahm eine der Waffen in die Hand. »Das ist eine Desert Eagle, eine .50er Magnum. Als .44er oder .357er Magnum ist sie schon ziemlich eindrucksvoll, aber die .50er macht einen Höllenlärm. Das wird Ihnen gefallen.«
    »Wenn man damit zum Meditieren in die Wüste geht, hätten die Kaktusse wahrscheinlich keine große Chance.«
    »Sie ist effizient, aber sie hat einen ziemlichen Rückstoß. Deshalb würde ich empfehlen, dass Sie die andere Pistole nehmen, Mr. Thomas.«
    »Danke, Sir, aber nein, danke.«
    »Die andere ist eine .357er SIG Pro, recht gut zu handhaben.«
    »Ich mag Schusswaffen nicht.«
    »Sie haben doch damals im Einkaufszentrum diese Amokschützen zur Strecke gebracht!«
    »Ja, Sir, aber das war das erste Mal, dass ich einen Schuss
abgegeben habe. Außerdem war es die Waffe von jemand anderem. «
    »Das ist auch die Waffe von jemand anderem. Sie gehört mir. Los, nehmen Sie sie nur!«
    »Wissen Sie, normalerweise improvisiere ich einfach.«
    »Was improvisieren Sie?«
    »Meine Selbstverteidigung. Wenn mal keine echte Schlange oder eine aus Gummi zur Verfügung steht, gibt es immer einen Eimer oder irgendetwas anderes.«
    »Mr. Thomas, ich kenne Sie zwar jetzt besser als gestern, aber in gewisser Weise bleiben Sie für mich weiterhin ein merkwürdiger junger Mann.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Der Aktenkoffer enthielt ferner je zwei volle Magazine für die beiden Pistolen. Romanovich lud beide Waffen und steckte sich die Ersatzmagazine in die Hosentaschen.
    Ein Schulterholster stand auch zur Verfügung, aber das brauchte er offensichtlich nicht. Die Pistolen in den Händen, schob er diese in seine Manteltaschen, die offensichtlich sehr geräumig waren.
    Als er die Hände aus den Taschen zog, befanden sich keine Pistolen mehr darin. Der Mantel war so gut gemacht, dass er trotz des zusätzlichen Gewichts kaum herunterhing.
    Romanovich warf einen Blick aufs Fenster und dann auf seine Armbanduhr. »Man würde nicht meinen, dass es erst zwanzig nach drei ist«, sagte er.
    Hinter dem weißen Grabtuch des wirbelnden Schnees wartete das leichenblasse Gesicht des Tages auf seine Beerdigung.
    »Ich hoffe aufrichtig, dass er nur fehlgeleitet ist«, fuhr Romanovich fort, während er den Aktenkoffer zuklappte und unters Bett schob.
    »Wer, Sir?«

    »John Heineman. Hoffentlich ist er nicht geisteskrank. Wahnsinnige Wissenschaftler sind nämlich nicht nur gefährlich, sondern auch langweilig, und für langweilige Leute fehlt mir jedes Verständnis.«
    Um die Brüder nicht bei ihrer Arbeit in den beiden Treppenhäusern zu stören, fuhren wir mit dem Aufzug ins Untergeschoss. In der Kabine erklang keine Schmusemusik, was erfreulich war.
    Sobald sich alle Kinder in ihren Zimmern befanden und die Treppenhäuser gesichert waren, wollten die Mönche die beiden Aufzüge in den ersten Stock bestellen. Dort würde man sie mit dem Schlüssel der Mutter Oberin abschalten.
    Falls dann irgendetwas Zweifelhaftes von oben oder unten in den Aufzugschacht eindrang, war der Zugang zum ersten Stock durch die Kabine blockiert.
    In der Decke jeder Kabine befand sich eine Ausstiegsluke. Darum hatten sich die Brüder bereits gekümmert und die Luken von innen befestigt, damit auch auf diesem Wege nichts eindringen konnte.
    Es hatte also den Anschein, als hätten sie an alles gedacht, aber sie waren Menschen, weshalb das bestimmt nicht der Fall war. Wären wir in der Lage, an alles zu denken, dann würden wir immer noch mietfrei im Paradies leben und könnten jeden Tag ein opulentes Büfett genießen, nach dem Motto »All you can eat« natürlich. Außerdem gäbe es tagsüber wahrscheinlich auch ein wesentlich besseres Fernsehprogramm.
    Im Keller angelangt, gingen wir direkt in den Heizraum. Die feurigen Gasringe zischten, die Pumpen grollten, und ganz allgemein herrschte eine fröhliche Atmosphäre, wie nur das mechanische Genie unserer Zeit sie schaffen kann.
    Um Johns Klause zu erreichen, gab es zwei Möglichkeiten. Zum einen

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