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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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hatte, Mr. Romanovich!«
    »Da will ich Ihnen nicht widersprechen. Allerdings haben wir diese Maßnahme erst ergriffen, nachdem Bruder Constantine
scheinbar Selbstmord begangen hatte. Danach hat Heineman nämlich sofort aufgehört, seine alten Kollegen anzurufen und ihnen Mails zu schicken. Seither hat er mit niemandem außerhalb der Abtei mehr kommuniziert.«
    »Vielleicht«, sagte Schwester Angela, »hat ihn dieser Tod dazu gebracht, seine Forschungen aufzugeben, um sich wieder dem Gebet und der Betrachtung zuzuwenden.«
    »Der Ansicht sind wir nicht«, sagte Romanovich trocken.
    »Außerdem ist nun auch noch Bruder Timothy ermordet worden, Ma’am«, sekundierte ich. »Daran besteht kein Zweifel. Ich habe seine Leiche gefunden.«
    Obwohl sie sich mit der Tatsache, dass ein Mord geschehen war, bereits abgefunden hatte, wurde sie durch die Bestätigung doch sichtlich erschüttert.
    »Ich weiß nicht, ob es Ihnen dabei hilft, diese Ereignisse zu verkraften«, sagte Romanovich, »aber wir glauben, dass es Heineman nicht ganz bewusst ist, welches Unheil er entfesselt hat.«
    »Aber, Mr. Romanovich, wenn zwei Menschen tot und viele andere bedroht sind, wie kann ihm das denn nicht bewusst sein?«
    »Soweit ich mich erinnere, war dem armen Dr. Jekyll anfangs auch nicht klar, dass sein Versuch, sich von allen negativen Impulsen zu befreien, erst jene Kreatur namens Mr. Hyde geschaffen hat, deren Wesen das reine, nicht mehr von der Güte des Arztes gezähmte Böse war.«
    Bei diesen Worten kam mir das monströse Skelett in den Sinn, das den Geländewagen attackiert hatte. »Aber das Ding im Schnee war doch nicht nur die dunkle Seite einer menschlichen Persönlichkeit«, wandte ich ein. »Es hatte überhaupt nichts Menschliches an sich.«
    »Mag sein«, sagte Romanovich, »aber vielleicht war es nicht seine dunkle Seite, sondern etwas, das von dieser erschaffen wurde.«

    »Was würde das bedeuten, Sir?«
    »Da sind wir uns nicht sicher, Mr. Thomas. Aber ich glaube, das müssen wir jetzt herausbekommen, und zwar rasch. Sie haben doch einen Generalschlüssel, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Weshalb, Mr. Thomas?«
    »Bruder Constantine gehört zu den Toten, die in dieser Welt geblieben sind. Man hat mir den Schlüssel überlassen, damit ich mir überall dort Zugang verschaffen kann, wo er sich eventuell als Poltergeist gebärdet. Sobald das geschieht, versuche ich immer, ihn dazu zu bringen, weiterzuziehen.«
    »Sie führen ein interessantes Leben, Mr. Thomas.«
    »Das könnte man von Ihnen aber auch sagen, Sir.«
    »Sogar in Johns Klause sind Sie zugelassen.«
    »Wir haben uns bisher gut verstanden. Er backt ausgesprochen leckere Kekse.«
    »Das heißt, Sie haben eine kulinarische Verbindung.«
    »Sieht ganz so aus, als hätten wir die alle.«
    Schwester Angela schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mal Wasser kochen.«
    Romanovich legte den Schalter um, mit dem sich seine hydraulischen Brauen über die Augen schoben. »Weiß er von Ihrer Gabe?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich glaube fast, Sie sind seine Mary Reilly.«
    »Hoffentlich fangen Sie jetzt nicht wieder an, in Rätseln zu sprechen.«
    »Mary Reilly ist die Haushälterin von Dr. Jekyll. In dem Film mit Fredric March kommt die, glaube ich, nicht vor, nur in der Novelle. Obwohl er alles vor ihr verbirgt, hofft er im Unterbewusstsein, sie könnte es herausfinden und ihm Einhalt gebieten. «

    »Wird diese Dame am Ende umgebracht, Sir?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Aber wenn Sie bei Heineman noch nicht Staub gewischt haben, sind Sie vielleicht nicht in Gefahr.«
    »Was nun?«, fragte Schwester Angela.
    »Mr. Thomas und ich müssen es lebend in Johns Klause schaffen.«
    »Und lebend wieder heraus«, sagte ich.
    Romanovich nickte. »Zumindest können wir das versuchen.«

47
    Die Mönche in ihren Arbeitsanzügen waren nicht sieben, sondern siebzehn an der Zahl. Nur zwei oder drei pfiffen bei der Arbeit vor sich hin. Keiner war ungewöhnlich klein geraten. Während ich ihnen zusah, wie sie die beiden Treppenhäuser sicherten, hätte ich mich dennoch nicht gewundert, wenn Schneewittchen aufgetaucht wäre, um sie mit Mineralwasser und aufmunternden Worten zu versorgen.
    Aus Sicherheitsgründen konnten die Türen der Treppenhäuser nicht verschlossen werden. Außerdem hatte man an jedem Absatz so viel Raum gelassen, dass sich die Türen zur Treppe statt zum Flur hin öffneten.
    Im Keller, im Erdgeschoss und im zweiten Stock bohrten die Mönche in jeden Türrahmen vier Löcher, zwei links,

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