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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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und Splitter der unnatürlichen Konstruktion zu zucken und zu springen, als wären sie wirklich am Leben. Innerhalb weniger Sekunden hatte die Gestalt sich erneut gebildet.
    Als sie sich Romanovich zuwandte, feuerte der die letzten Patronen ab, riss das leere Magazin heraus und griff hektisch nach dem Ersatzmagazin in seiner Hosentasche.
    Von der zweiten Salve weniger erschüttert als von der ersten, erhob der Tod sich rasch aus seinen Trümmern.
    John, der momentan kein Mönch mehr war, sondern ein trotziges Kind, stand mit geschlossenen Augen da, während er die Gestalt des Todes mit seinen Gedanken wieder zur Existenz brachte. Als er die Augen aufmachte, waren sie nicht die eines Gottesmannes.

    In Zimmer 14 landet Bruder Maxwell einen Volltreffer an dem zweiten Eindringling. Dann sieht er, dass Knoche wieder auf den ersten einschlägt, der sich mit der Geschwindigkeit einer in Zeitlupe aufblühenden Rose rasselnd wiederhergestellt hat.
    Ein dritter Auswuchs der Masse hinter dem Fenster greift an. Maxwell zerschmettert ihn mit einem satten Durchschwung, aber inzwischen hat sich der erste, den er demoliert hat, wieder zusammengesetzt, saust auf ihn zu und treibt ihm zwei dicke, mit Widerhaken versehene Stacheln durch die Brust.
    Als Bruder Knoche sich umdreht, sieht er, wie Maxwell durchbohrt wird, und beobachtet voll Entsetzen, wie die Leiche sich sogleich in ein Kaleidoskop aus zuckenden und rotierenden Knochen verwandelt. Das, wozu Maxwell geworden ist, schält sich aus dem Thermoanzug wie aus einem Kokon und vereint sich mit der Knochenmaschine, deren Stacheln in ihm stecken.
    Knoche flieht aus dem Raum, zieht hektisch die Tür zu, hängt sich an die Klinke und ruft brüllend um Hilfe.
    Auf einen solchen Notfall hat man sich vorbereitet. Zwei Brüder kommen mit einer Kette angerannt, die sie um die Türklinke schlingen. Das andere Ende befestigen sie an der Klinke des Nebenraums, sodass die beiden Türen sich gegenseitig fixieren.
    Das Getöse aus dem Aufzugschacht nimmt so gewaltig zu, dass es die Wände erschüttert. Hinter der geschlossenen Aufzugtür hört man das Ächzen des sich ausbeulenden Kabinendachs und das Klirren bis zum Zerreißen gedehnter Kabel.
    Jacob ist dort, wo er am sichersten ist – zwischen Schwester Angela und Schwester Miriam, denen sich wohl selbst der Teufel höchstpersönlich nur mit äußerster Vorsicht nähern wird.
     
    Ohne sich um mich zu kümmern, bewegte sich die wiedergeborene Gestalt des Todes auf Romanovich zu, der gerade einmal zwei Schritte schneller war. Er ließ das Ersatzmagazin in seine
Pistole einschnappen, trat auf den Mann zu, den ich einst bewundert hatte, und drückte zwei Mal ab.
    Der Einschlag der großkalibrigen Geschosse riss John Heineman von den Beinen. Als er zu Boden gegangen war, blieb er dort liegen. Er war nicht in der Lage, sich selbst zu rekonstruieren, denn egal, was jener düstere Teil seiner Seele glauben mochte, er war nicht seine eigene Schöpfung.
    Gevatter Tod erreichte Romanovich und legte ihm die Hand auf die Schulter, ohne ihm etwas anzutun. Stattdessen richtete das Phantom den Blick auf Heineman, als wäre es wie vom Donner gerührt, weil sein Schmalspurgott umgelegt worden war wie ein ganz normaler Sterblicher.
    Diesmal zerlegte sich der Tod selbst in zahllose Würfel, die in noch mehr Würfel zersprangen, bis ein Haufen aus tanzenden Fragmenten entstanden war. Diese rasselten mit larvenhafter Nervosität aneinander, bis sie nur noch aus einem Wirbel von Molekülen und dann Atomen bestanden und schließlich nichts mehr waren als eine Erinnerung an eine ungeheure Vermessenheit.

54
    Als der Sturm gegen elf Uhr nachts allmählich nachließ, traf in mit Schneepflügen ausgestatteten Monstertrucks das erste Kontingent von NSA-Agenten – zwanzig an der Zahl – ein. Da die Telefonleitungen unterbrochen waren, hatte ich keine Ahnung, wie Romanovich Kontakt mit seiner Zentrale aufgenommen hatte, aber inzwischen war mir klar geworden, dass er von einer Wolke aus Geheimnissen umgeben war, gegenüber der meine Wolke wie ein leichter Dunst aussah.
    Am Freitagnachmittag waren aus den zwanzig Agenten fünfzig geworden, die sämtliche Gebäude von Abtei und Internat in Beschlag genommen hatten. Die Brüder, die Schwestern und ein erschütterter Gast wurden ausführlich vernommen. Nur die Kinder störte man auf das Drängen der Schwestern hin nicht mit irgendwelchen Fragen.
    Was den Tod von Bruder Timothy, Bruder Maxwell und John Heineman anging,

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