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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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bis sie die Leiche finden.«
    »Die werden sie aber nicht finden«, sagte Bruder Knoche. »Sie suchen nämlich nicht nach jemandem, der ermordet wurde und dessen Leiche man versteckt hat. Wonach sie suchen, ist jemand, der sich die Pulsadern aufgeschnitten oder an einem Dachsparren erhängt hat.«
    Ich starrte ihn an, ohne recht zu begreifen.
    »Schließlich ist es erst zwei Jahre her, seit Bruder Constantine Selbstmord begangen hat«, rief er in Erinnerung.
    Constantine war der tote Mönch, der in dieser Welt verweilte und sich gelegentlich auf unerwartete Weise als äußerst energischer Poltergeist bemerkbar machte.
    Aus Gründen, die niemand begriff, hatte er eines Nachts, während seine Brüder schliefen, den Kirchturm erstiegen. Dort hatte er ein Seil an den Mechanismus gebunden, der die drei Glocken zum Schlagen brachte, und sich das andere Ende um den Hals geknotet. Dann war er auf die Brüstung des Turms geklettert und runtergesprungen, wobei er die gesamte Klostergemeinschaft wach geläutet hatte.
    Unter gläubigen Menschen ist die Selbstzerstörung wohl die schlimmste aller Übertretungen. Deshalb hatte die Tat eine ungeheure Wirkung auf die Brüder gehabt, und diese Wirkung hielt noch immer unvermindert an.

    »Der Sheriff hält uns für merkwürdige Burschen, denen man nicht trauen kann«, fuhr Knoche fort. »Er gehört zu den Typen, die meinen, hier hausen in geheimen Katakomben fiese Albinomönche, die nachts zum Morden ausziehen. Mit so was hat der Ku-Klux-Klan früher antikatholische Propaganda gemacht. Vielleicht weiß der Sheriff gar nicht, dass es von daher stammt, aber es ist komisch, wie Leute, die an nichts glauben, so rasch bereit sind, jede bekloppte Geschichte über Leute wie uns für bare Münze zu nehmen!«
    »Also nehmen die Cops an, dass Bruder Timothy sich selbst getötet hat.«
    »Wahrscheinlich meint der Sheriff, wir werden uns bald alle selbst umbringen. Wie die Anhänger von diesem Jim Jones, die damals in Guayana alle Gift geschluckt haben.«
    Wehmütig dachte ich an Zeiten, in denen die Geistlichkeit noch ein positiveres Image hatte. »Gestern Abend hab ich einen netten alten Film gesehen«, sagte ich. » Der Weg zum Glück hieß der.«
    »Wo Bing Crosby einen Priester spielt? Tja, das war ’ne ganz andere Welt.«
    Die Tür zum Kreuzgang ging auf, und einer der Polizisten kam herein, begleitet von vier Mönchen. Sie waren gekommen, um das Gästehaus zu durchsuchen, obwohl es nicht sehr wahrscheinlich war, dass ein selbstmordgefährdeter Bruder sich ausgerechnet hierher zurückgezogen hatte, um einen Liter Bleichmittel zu trinken.
    Bruder Knoche sprach die letzten Zeilen eines Gebets und schlug das Kreuz. Ich folgte seinem Beispiel, damit es so aussah, als hätten wir uns zusammengesetzt, um gemeinsam für Bruder Timothy zu beten.
    Ich weiß nicht, ob diese Täuschung schon einen halben Schritt auf der schiefen Bahn darstellte. Zumindest hatte ich nicht das
Gefühl abzurutschen, aber natürlich bemerken wir so etwas erst, wenn wir bereits mit hoher Geschwindigkeit in den Abgrund sausen.
    Knoche hatte mich davon überzeugt, dass ich unter den Cops hier keine Freunde finden würde und unabhängig vorgehen musste, um herauszufinden, welches drohende Unheil die Bodachs angelockt hatte. Deshalb wollte ich den Beamten aus dem Weg gehen, ohne den Anschein zu erwecken, das bewusst zu tun.
    Einer der vier Mönche, die den Cop begleiteten, war Bruder Fletcher, der Kantor des Klosters. Er bat mich um Erlaubnis, meine Wohnung zu durchsuchen, und ich stimmte ohne Zögern zu.
    Zur Täuschung des Cops, dessen Augenlider vom Gewicht seines Argwohns zu Schlitzen zusammengedrückt wurden, forderte Knoche mich auf, mit ihm einen Blick in die Speisekammer und die Lagerräume zu werfen, die er als Kellermeister zu verwalten hatte.
    Als wir aus dem Aufenthaltsraum in den Kreuzgang traten, wo der Wind zwischen den Säulen brauste, wartete dort Elvis auf mich.
    In meinen beiden anderen Manuskripten habe ich bereits von meinen Erfahrungen mit dem Geist von Elvis Presley berichtet, der früher in Pico Mundo gespukt hatte. Als ich aus meiner Heimatstadt hierher ins Kloster gezogen war, hatte er mich begleitet.
    Statt an einem bestimmten Ort zu spuken, zum Beispiel an einem besonders geeigneten Ort wie Graceland, spukte er in meiner Nähe. Er meinte, mit meiner Hilfe könnte er irgendwann den Mut aufbringen, endlich in die nächste Welt weiterzuziehen.
    Wahrscheinlich musste ich froh sein, von Elvis verfolgt

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