Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
ich daran habe? Nein, das weiß er nicht. Er hat mir den Reverend Victor und die Sache mit der Mission genau wie du abgekauft, obwohl ich glaube, dass er manchmal misstrauisch war. Ich habe ihm Geld gestohlen. Doch als er klein war, habe ich ihn beschützt. Michael ist jetzt tot, und ich habe ihn geliebt.«
Michael? Tot? Heftiger Schmerz wallte in mir auf, doch ich verdrängte ihn, um mich voll und ganz auf das gegenwärtige Problem zu konzentrieren – zu überleben. »Wie machst du es? Du kontrollierst doch die Monster, oder? Und die Bastinados?«
Vic zuckte ganz leicht die Achseln. »Mein Herr, dein sogenannter Schatten, spricht zu mir und gibt mir viel Macht – seine Macht. Die Kreaturen der Barrows sprechen auf mich an. Ich bringe die Bastinados her und zeige ihnen seine Macht. Dann gehorchen sie mir. Ich bin das, was Michael hätte sein können. Die Bastinados sind Menschen. Menschen verkaufen ihre Seele für die einfachsten Sachen. Pericles Theron war eine Art Partner, aber er scheint verschwunden zu sein.«
In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie jemanden so falsch beurteilt wie Vic. »Wird Michaels Daddy nicht sauer sein, dass du ihn umgebracht hast?«
»Warum sollte er? Michael hat sein Leben hin- und hergerissen zwischen zwei Welten gelebt. Er hat sich nie irgendwo eingebracht. Ich dagegen habe alles gegeben.«
Dem konnte ich nur zustimmen. Michael war in vielerlei Hinsicht neutral, sowohl im guten als auch im bösen Sinne, wenn man den Gerüchten Glauben schenkte. Jemand, der alles beobachtete und wartete. Worauf wartete? Auf den dunklen Mond?
»Vic, ich mag zwar keine sonderlich gute Menschenkennerin sein, aber du …«
Vic seufzte und senkte den Kopf. »Ich genoss die Arbeit in der Mission, genoss es, Menschen zu helfen, und ich werde es wieder tun, wenn das hier vorbei ist. Was hier verloren geht, ist nur ein kleines Opfer.«
»Scheiße!«, brüllte ich. »Nur weil du derjenige bist, der das Messer hält.«
»Nein, du verstehst das nicht. Die paar Leben hier sind nichts im Vergleich zu denen, die ich retten kann, wenn ich die Macht dazu besitze. Das habe ich dir zu verdanken.«
»Was habe ich getan?«
»Nur Michael hätte mich aufhalten können. Michael verliebte sich in die Jägerin. Wäre das nicht passiert, hätte er sich anders entschieden. Du hast ihn doch gesehen. Der junge Gott und seine Anhänger. Wenn er den ihm gebührenden Platz als Erbe seines Vaters angenommen hätte, könnte er die Welt regieren. Doch jetzt werde ich das sein. Ich werde ein guter Herrscher sein, Cassandra. Das verspreche ich.«
Michael gehörte das Goblin Den, er hatte Pericles Theron unterstützt und war wahrscheinlich all der Verbrechen schuldig, die er laut Flynn begangen hatte. Doch ein bisschen angeborene Menschlichkeit gab es in ihm. Zumindest wollte ich das glauben. Ich nahm nicht an, dass Michaels Liebe zu mir ihn dazu bewogen hatte, sich dem Bösen nicht völlig hinzugeben. Michael blieb ein Geheimnis, sogar nachdem er tot war. »Es geht nur um Opfer, nicht wahr?«
»Ja, du bist eine der Jägerinnen der Erdmutter. Eine mächtige Feindin also. Es gibt viele, aber keine, die diesen Ort, den man die Barrows nennt, so gut kennt. Durch deine eigene Kraft und aus freiem Willen gehörst du hierher. Ich wusste es vom ersten Moment an, als ich dich kennenlernte.« Er hörte sich so froh an. Aber natürlich hatte auch keiner vor, ihn umzubringen. Er verschränkte seine Hände, als versuchte er, mit ihnen etwas auszuwringen. »Bei diesem dunklen Mond zusammen mit dieser speziellen Sternenkonstellation werden die Grenzen zwischen den Welten geschwächt. Du musstest zu diesem speziellen Zeitpunkt unbedingt hier sein, denn sein Leben wird eine Tür öffnen, eine dauerhafte Tür in diese Welt, durch die mein Herr zu unvorstellbarer Macht gelangt. Er wird nicht herkommen. Mutter will es zwar, aber hier wäre er nicht so stark. Er wird mir die Kraft geben, deine Erdmutter zu vernichten, um – durch mich – über diese Welt zu herrschen.«
»Blödsinn! Völliger Blödsinn!« Im Angesicht des drohenden Untergangs konnte ich alles ziemlich deutlich erkennen. »Es gibt nur ein Opfer, das wirklich zählt. Man selber. O ja, du kannst mich töten. Du kannst Kinder töten. Aber du wirst damit nichts erreichen. Und ganz bestimmt keine Macht. Was ist eigentlich mit den Kindern?«, fragte ich. »Wie passen die in das Ganze hinein?«
»Ich bin sehr stolz auf mein Netz aus Spähern. Sie beobachten Leute für mich. Flynns
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