Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
scheine nicht wie andere zu altern.«
Ich hörte Trauer in seiner Stimme mitschwingen. Nicht unbedingt Trauer darum, weil er ein Mensch oder eben doch keiner war, sondern weil er sich irgendwo dazwischen befand. Ich griff nach seiner Hand. »Elise hat das größte Opfer dargebracht, das es gibt … das einzige Opfer, das auch etwas bewirken würde. Sie gab ihr eigenes Leben hin.«
»Ja.« Michael seufzte. »Es öffnete die Tür und hat ihn leibhaftig in diese Welt treten lassen.«
»Und was bedeutet das jetzt?«
»Es bedeutet, dass er hier ist, und er ist mächtig – aber nicht mächtiger als seine … Rivalin.«
Das hörte sich nicht gut an. »Warum hast du gezögert, ehe du ›Rivalin‹ sagtest?«
»Ich habe den Eindruck bekommen, dass er und deine Erdmutter nicht immer Feinde gewesen sind.«
»Stimmt. Er nannte sie meine Geliebte . Das ist beängstigend.«
Die Wagen fuhren aus der Zombie Zone heraus in die Straßen der Barrows, wo zwei Schwerlaster mit Rampen standen. Innerhalb von wenigen Minuten waren die MRAPs und die dazugehörigen Söldner verladen und abgefahren. Wir stiegen in einen von Dacardis Escalades ein. Elise und Nofretete wurden umgeladen.
Als wir die Barrows verließen, musste ich Dacardi eine Frage stellen. »Dann haben Sie also eine eigene Armee, Dacardi?«
»Von wegen. Das, was heute Nacht geschehen ist, bleibt unter uns.«
»Okay.« Ich war erleichtert. »Für mich läuft alles wie immer.«
»Was ist mit Ihnen?«, fragte Dacardi Flynn.
Flynn nickte, aber seine Miene war streng und verschlossen. »Die heutige Nacht in den Barrows ist für mich erledigt. Und was morgen betrifft? Seien Sie schön vorsichtig, wenn Sie nach Uptown kommen.«
»Das ist nur fair«, meinte Dacardi. »Wollen Sie, dass ich Nofretete beerdige?«
»Nein, ich werde sie zu Abby mitnehmen.«
Michael ließ sich von Dacardi am Hintereingang des Erzengels absetzen. Er trug Elises Leiche nach drinnen.
Wir hatten jeder eine eigene Version der Ereignisse zum Nachdenken. Ich kannte Michael und Dacardi jetzt besser, trotzdem blieben mir beide ein Rätsel. Ich hatte noch zu viele Fragen. Ich nahm an, dass ich im Laufe der Zeit mehr erfahren würde.
»Was ist mit den anderen vier Kindern?«, fragte ich.
»Hab sie mit Richard zu mir nach Hause geschickt«, antwortete Dacardi. »Ich werde ihre Eltern ausfindig machen und ihnen Geld geben, damit sie den Mund halten.« Er wandte sich an Flynn. »Ich werde Ihnen die Namen zukommen lassen. Ich nehme an, dass Sie noch einmal nach dem Rechten sehen wollen, um sicherzugehen, dass es ihnen gut geht.«
Oberflächlich betrachtet schien es so, als wollten die Männer in ihr früheres Leben zurückkehren. Aber ich hatte meine Zweifel daran, dass es ihnen gelingen würde. Wir hatten uns alle im Laufe der letzten paar Tage verändert … sogar ich. Ich hatte ein mächtiges Wesen in mir herumgetragen, und so etwas konnte einfach nicht spurlos an einem vorübergehen.
Dacardi fuhr Flynn zum Haus seiner Mutter, wohin man Selene gebracht hatte. Alle Lichter brannten. »Wir sehen uns bald.« Er gab mir einen langen Kuss.
Es waren besondere Kinder … Selene und Richard. Beide würden jeder auf seine Weise zu starken Persönlichkeiten heranwachsen. Ich hoffte für sie das Beste.
Kurz bevor wir bei Abby ankamen, sagte Dacardi: »Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Sie Miststück. Ich schulde Ihnen was.«
Abby kam aus dem Haus gestürzt, als wir in ihre Auffahrt einbogen. Sie schlang ihre Arme um mich und drückte mich so fest, dass ich keuchen musste. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so stark war. Dacardi kam nach hinten und brachte mir Nofretete.
»Du bist verletzt.« Abby berührte mein Gesicht.
Dafür, dass ich eine gefühlte Meile lang über Asphalt geschleift und an den Haaren herumgezerrt worden war, beinahe ertrunken wäre und man mir fast die Kehle aufgeschlitzt hätte, fand ich eigentlich, dass es mir ziemlich gut ging. »Ich lebe, Abby. Ein paar andere haben es nicht geschafft.«
Dacardi reichte mir die Jacke, in der die Schlange lag. Ich nahm sie entgegen. Sie war nicht schwer.
»Was soll ich tun, Abby?« Am liebsten hätte ich geschrien. »Ich habe Nofretete verloren.«
»Ach, Liebes.« Abby schlang ihre Arme um mich und führte mich zum Haus.
Dacardi sagte nichts, als er wieder in den Wagen stieg und davonfuhr. Ich nahm an, dass auch er gründlich über sein Leben und seine Zukunft nachdenken wollte.
Als wir bei der hinteren Veranda ankamen, nahm Abby mir Nofretete
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