Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
besaß dieser Kerl die Fähigkeit, mich in gefährliches Wohlbehagen zu wiegen. In gewisser Weise war er dadurch gefährlicher als all die Monster, die in den Barrows ihr Unwesen trieben.
Ich hatte schon früher Typen in meinem Bett gehabt. Einige waren fantastische Liebhaber gewesen. Ich hatte sogar Nirah und Nofretete gebeten, sich fernzuhalten, und sie hatten sich gefügt. Trotzdem waren sie immer irgendwann gegangen. Aber es lag nicht nur an den Schlangen. Es musste schon ein sehr beharrlicher Mann sein, der eine Frau akzeptierte, die mitten im tollsten Sex aufsprang und rausrannte, weil jemand anrief, von dem sie nicht sagte, wer es gewesen war. In der Vergangenheit hatten ein paar nette Männer nur eine Nacht Sex haben wollen und waren am nächsten Tag wieder gegangen. Einige von ihnen hatten mich wirklich gemocht und wären gerne geblieben. Aber meine Andersartigkeit, meine Unfähigkeit, jemanden an mich heranzulassen, ihm meine Welt zu zeigen – das konnte einfach nicht klappen. Diese Beziehungen nahmen nie ein glückliches Ende; waren nur von Schmerz und Verlust geprägt. Ich bemühte mich, es nicht an mich heranzulassen, und sagte mir, dass meine Aufgabe mich erfüllte und ich keine Zeit für einen Mann hatte.
Ich hielt meine Hand über seine nackte Schulter, berührte ihn aber nicht. Er strahlte eine Wärme aus, die nichts mit der Temperatur zu tun hatte. In Gedanken malte ich mir aus, wie ich mich an ihn kuschelte. Vielleicht würde er sogar mit mir schlafen, wenn ich es wollte.
Reiß dich zusammen, Cassandra.
Sich mit einem Mann einzulassen und besonders mit diesem, würde in einer Katastrophe enden. Irgendwann schlief ich wieder ein und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf.
Ich stand zuerst auf, schnappte mir meine Sachen und ging ins Badezimmer. Ich wollte nicht in Versuchung geraten, ihn anzufassen. Er schlief immer noch, als ich wieder rauskam. Ich stand da und beobachtete ihn. Seine gleichmäßigen Atemzüge, diesen Mund, der förmlich zum Küssen einlud. Ein Cop. Ein Mann. Eine Autoritätsperson. Ich wandte mich um und machte Kaffee. Heute würde ein langer Tag werden.
Kapitel 9
6. August – 9 Uhr morgens
»Diese Schrottmühle hat keine Klimaanlage.« Flynn nörgelte, seitdem wir die Wohnung verlassen hatten, über mein Auto. Er schien nicht wirklich verärgert, doch er trug entscheidend zu meiner schlechten Laune bei. Und die Backofenhitze, die mal wieder herrschte, war auch nicht gerade hilfreich.
»Durch die Fenster kommt Luft rein«, erklärte ich. »Stellen Sie sich einfach vor, sie wäre kühl. Was sind Sie eigentlich? Ein harter Cop oder ein Weichei?«
Allerdings musste ich gestehen, dass er nicht gerade einen schönen Morgen gehabt hatte. Als er aufwachte, lag Horus auf seinem Gesicht. Nofretete hatte sich auf seinen Sachen zusammengerollt, und als er nach seinem Schuh griff, fiel Nirah heraus. Dann sagte ich ihm noch, dass er eine neue Dose Kaviar kaufen müsste. Außerdem meckerte ich herum, dass er in mein Bett gekommen war, ohne von mir eingeladen worden zu sein. Daraufhin erklärte er mir, dass ich schnarchen würde, was eine bodenlose Lüge ist.
Ich hielt an einer Ampel. Neben uns blieb ein Streifenwagen stehen, und Flynn rutschte in seinem Sitz ein Stück nach unten. Ich verpasste ihm einen Schlag auf die Schulter. »Sie Mistkerl, Sie schämen sich, mit mir gesehen zu werden.«
»Ich schäme mich, dass man mich in diesem Häufchen Elend auf vier Rädern sieht.« Er verzog vor Abscheu das Gesicht.
Ich winkte dem Streifenwagen zu und zeigte dann auf Flynn. Ich konnte sie lachen sehen. Plötzlich fühlte ich mich viel besser.
Die Bruthitze machte uns beiden zu schaffen, obwohl die Sonne noch nicht einmal ihren höchsten Stand erreicht hatte. In Wirklichkeit hatte mein Wagen doch eine funktionierende Klimaanlage, doch wegen der vielen Löcher verbrauchte sie einfach zu viel Sprit, um die Temperatur auch nur um wenige Grad zu senken. Für den Gegenwert einer Tankfüllung konnte ich wohl ein bisschen – oder auch viel – schwitzen.
Ich hatte die leichtesten Sachen an, die ich besaß: Jeans und ein Baumwollhemd. Flynn hatte ein T-Shirt, Jeans und eine dünne Lederweste an, die seine Pistole zum Teil verbarg. Ich hatte meine Pistole zu Hause gelassen.
»Wo fahren wir hin?«, fragte Flynn.
»Avondale Manor.«
»Das Spital? Wollen Sie sich einweisen lassen? Hervorragende Entscheidung.« Er kicherte. »Ich werde Ihre Schlangen füttern und Ihren Pflanzen Wasser
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