Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
bohrte. Er taumelte nach vorn und krachte gegen den Müllcontainer, woraufhin Ratten in alle Richtungen davonliefen.
Der Kleinere der beiden wirbelte herum, und ich verpasste ihm einen Schlag genau zwischen die Augen … fast genau. Ich zertrümmerte seine Nase, wie ich vorgehabt hatte, doch ich hatte ihn ein wenig tiefer getroffen als beabsichtigt, sodass ich ihm auch die Zähne einschlug. Sie gingen wirklich hübsch zu Bruch – und rissen mir die Haut von den Knöcheln. Ein stechender Schmerz zuckte durch meinen Arm. Ich bin zwar bärenstark, aber nicht unverwundbar.
Der Bastinado fiel auf die Knie. Seine Arme hingen seitlich schlaff herunter.
Ich hielt ihm meine blutende Hand hin. »Du Mistkerl. Schau dir an, was du getan hast.«
Er sah mich mit großen Augen entsetzt an. Sein Mund stand offen, und Blut strömte über abgebrochenen Zähnen heraus, sodass sein T-Shirt bald ein rotes Lätzchen hatte. Ich trat ihm in den Bauch. Er gab einen gurgelnden Laut von sich, knickte ein und knallte mit dem Gesicht voran auf den Asphalt.
Ich hörte einen Schuh über die Straße scharren, und als ich mich umdrehte, sah ich den Bastinado, dem ich gegen die Niere geschlagen hatte, wundersam wieder auferstanden hinter mir stehen und die Pistole auf mich richten. Ehe ich reagieren konnte, sprang Flynn zwischen uns.
Er packte den Bastinado am Handgelenk und riss seinen Arm weg. Die Pistole ging einmal los und hallte wie Donner in der Enge der Gasse. Der Bastinado schrie, als Flynn ihm den Arm verdrehte und die Waffe abnahm. Als Flynn ihn losließ, zuckte er noch einmal und brach dann bewusstlos zusammen.
Flynn sah mich an. »Das hätte ich jetzt gern noch einmal gehört … dass Sie angeblich wissen, was Sie tun.«
Ich stieß einen Seufzer aus. Ich hatte angegeben und es total vermasselt.
Flynn zog seine Weste aus und reichte sie dem Mädchen. »Na komm, wir bringen dich nach Hause.«
Schnell schlüpfte sie in die Weste. Dann deutete sie auf die Bastinados, die bewusstlos auf der Straße lagen. »Was ist mit denen?«
Ich zuckte die Achseln. »Wir könnten ja die Notrufnummer anrufen.«
Flynn sagte nichts. Er wusste, wie es bei den Bastinados lief. Wahrscheinlich hatte er auch die zerfetzten Leiber junger Mädchen gesehen, die erst vergewaltigt und dann zerstückelt worden waren. Er war ein Cop, der an Recht und Ordnung glaubte. In Momenten wie diesem wurde er vom Gewissenskonflikt bestimmt zerrissen.
Er ging weg und nahm die Pistole des Bastinados mit.
Ich glaube auch an Recht und Ordnung. Aber in dieser Sache hatte ich jetzt keine moralischen Bedenken; denn es war ja nur ein einfacher Diebstahl. Nachdem Flynn weg war, durchsuchte ich die Gang-Mitglieder, die wir erledigt hatten, schnell und nahm ihnen ihr Bargeld ab. Niere hatte nur ein paar Zwanziger in der Tasche. Der mit dem eingebeulten Gesicht dagegen einen kleinen Packen Hunderter.
»Hier.« Ich reichte das Bündel dem Mädchen. »Kauf dir davon eine neue Bluse. Erzähl keinem etwas. Und halt dich von den Barrows fern.«
Sie schob sich die Scheine in die Tasche. »Danke. Damit kann ich die Hypothek bezahlen. Mom war krank.«
Als wir aus der Gasse traten, war Flynn gerade am Handy und gab eine Wegbeschreibung zum Joe’s durch.
»Ja, hinten in der Gasse. Ein paar Bastos haben sich geprügelt. Haben sich wohl gegenseitig erledigt. Schicken Sie einen Krankenwagen her, wenn Sie das für richtig halten.« Er kicherte. »Natürlich sollten Sie vorsichtig sein, Linda. Ich möchte doch nicht, dass Sie sich einen Fingernagel abbrechen, wenn Sie den Notruf wählen.« Er legte auf und warf mir einen durchdringenden Blick zu. Es zuckte um seine Mundwinkel, aber er wandte sich ab, ehe ich sehen konnte, ob er lächelte. Wäre das Lächeln für mich oder dem Umstand zu verdanken, dass er die richtige Vorgehensweise in einer vertrackten Situation gefunden hatte? Ich wusste es nicht.
Wir fuhren das Mädchen nach Hause in eine kleinbürgerliche Gegend, und sie bestand darauf, dass Flynn mit hereinkam, damit sie ihm seine Weste zurückgeben konnte, nachdem sie sich etwas anderes übergezogen hatte. Ein paar Minuten später trat sie mit ihm wieder vor die Tür. Sie lächelte, sagte etwas und Flynn lachte.
»Was hat sie gesagt?«, fragte ich, als er wieder ins Auto stieg.
»Sie sagte, meine Freundin und ich wären wirklich cool, aber wir sollten einander lieber nicht verärgern, sonst würden wir beide noch im Krankenhaus landen.« Er musterte mich. Malte er sich aus, wie es
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