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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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angeln gehen wollen, Detective Landry, schlage ich vor, dass Sie sich ein Boot mieten. Kommen Sie, Don.«
    Landry ließ sie bis zur Tür des Vernehmungsraums kommen, sprach erst, als Shapiro nach dem Türknauf griff.
    »Ich besitze ein Boot, Herr Anwalt«, sagte er. »Und sobald ich einen fetten Fisch am Haken habe, ziehe ich ihn an Bord, filetiere und brate ihn. Mir ist es egal, wer seine Freunde sind oder wie lange es dauert.«
    »Viel Vergnügen«, erwiderte Shapiro und öffnete die Tür.
    Davor standen Dugan, Armedgian und ein stellvertretender Distriktsstaatsanwalt.
    »Sie können gerne gehen, Mr. Shapiro«, sagte Dugan. »Ihr Mandant wird jedoch für den Rest der Nacht die Gastfreundschaft des Countys genießen. Die Kautionsverhandlung ist morgen.«

44
    »Er wollte sich am hinteren Tor mit mir treffen«, sagte Erin leise, den Blick gesenkt.
    Landry hatte auf einer Liege im Revier geschlafen, war bei Tagesanbruch ins Krankenhaus zurückgekehrt und hatte ungeduldig darauf gewartet, dass Erin Seabright aufwachte. Jade würde später am Vormittag zur Anklage vernommen werden. Landry wollte dem Staatsanwalt so viel Munition wie möglich liefern, damit Jade im Gefängnis blieb.
    »Die Leute tratschen – besonders über Don«, fuhr Erin fort. »Er sagte, er wollte nicht, dass sie über uns reden. Das konnte ich sehr gut verstehen. Ich fand es sogar ganz aufregend. Unsere heimliche Affäre. Wie erbärmlich.«
    »Hast du davor schon mit ihm geschlafen?«, fragte Landry mit neutraler Stimme. Keine Vorwürfe, keine Aufregung.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben geflirtet. Wir waren Freunde, dachte ich. Ich meine, er war mein Chef, aber … Aber ich wollte mehr, und er auch. Zumindest hat er mir das gesagt.«
    »Er hat sich also mit dir am hinteren Tor verabredet. Du wusstest, dass niemand euch dort sehen würde?«
    »An dem Wochenende waren in den hinteren beiden Ställen keine Pferde. Dort sind die Dressurpferde untergebracht, wenn sie für ein Turnier nach Wellington kommen, aber es fand keins statt. Außerdem war es Sonntagabend. Da ist nie jemand da.«
    »Du hattest Mr. Jade nicht gesagt, dass du kündigen und nach Ocala ziehen wolltest?«
    »Nein, warum sollte ich? Ich wollte bei ihm bleiben. Ich war in ihn verliebt.«
    »Was ist dann passiert, Erin? Du bist zum hinteren Tor gegangen, um dich mit ihm zu treffen …«
    »Er kam zu spät. Ich hatte Angst, dass er seine Meinung geändert hatte. Dann kam dieser Kleinbus und ein maskierter Mann sprang heraus – und – packte mich.«
    Ihre Stimme erstarb, Tränen liefen ihr über das Gesicht. Landry reichte ihr eine Schachtel Papiertücher und wartete.
    »Hast du ihn erkannt, Erin?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hast du seine Stimme erkannt?«
    »Ich hatte solche Angst!«
    »Das weiß ich. Man kann sich nur schwer an Einzelheiten erinnern, wenn man Angst hat und etwas Schreckliches passiert. Aber du musst versuchen, es langsam im Kopf ablaufen zu lassen, musst dich auf einzelne Momente konzentrieren, wie auf Schnappschüsse.«
    »Ich versuch’s ja.«
    »Das weiß ich«, sagte er ruhig. »Nimm dir Zeit, Erin. Wenn du eine Pause brauchst, lass es mich wissen, dann unterbrechen wir. Okay?«
    Sie sah ihn an und brachte ein zittriges Lächeln zu. Stande. »Okay.«
    »Wenn du ihre Gesichter nie gesehen hast, wie kommst du dann darauf, dass Jade einer der Entführer war?«
    »Er war derjenige, der gesagt hat, wir sollen uns am hinteren Tor treffen.«
    »Ja, aber hast du etwas Besonderes an einem der Entführer erkannt, das dich glauben ließ, er sei es?«
    »Ich kenne ihn.« Frustration brach durch. »Ich weiß, wie er gebaut ist. Ich weiß, wie er sich bewegt. Ich bin mir sicher, dass ich seine Stimme mehrfach gehört habe.«
    »Was ist mit der Stimme des anderen Mannes? Kam sie dir vertraut vor? Hatte er einen Akzent?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und rieb sich erschöpft die Augen. »Er hat nicht viel geredet. Und wenn, dann hat er geflüstert und gemurmelt. Er hat nie mit mir gesprochen.«
    »Weißt du, wo sie dich versteckt gehalten haben?«, fragte Landry. »Könntest du uns hinführen?«
    Erin schüttelte den Kopf. »Es war ein Wohnwagen. Mehr weiß ich nicht. Ein entsetzliches Ding. Dreckig und alt.«
    »Hast du mitbekommen, ob du in der Nähe einer befahrenen Straße warst? Gab es irgendwelche besonderen Geräusche, die du regelmäßig gehört hast?«
    »Ich weiß nicht. Autos, nehme ich an, in der Ferne. Ich weiß nicht. Die haben mich die meiste Zeit

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