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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ich kümmere mich nicht um meine Kinder?« Wieder die hervortretenden Augen und das eingeübte Beleidigtsein – immer ein Zeichen für geringe Selbstachtung.
    »Ich will gar nichts andeuten.«
    »Erin ist erwachsen. Zumindest denkt sie das. Sie wollte alleine leben, auf sich selbst aufpassen.«
    »Sie wissen also nicht, dass sie für einen Mann gearbeitet hat, der in einen Versicherungsbetrug verwickelt ist?«
    Sie sah mich verwirrt an. »Erin arbeitet bei einem Pferdetrainer. Das hat Molly gesagt.«
    »Sie haben nicht mit Erin darüber gesprochen?«
    »Als sie gegangen ist, hat sie sehr deutlich gemacht, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Ein anständiges Leben in einem schönen Haus zu führen war ihr zu langweilig. Nach allem, was ich für sie und ihre Schwester getan habe …«
    Sie ging zum Flurtisch, betrachtete sich im Spiegel, holte ein Päckchen Zigaretten und ein schmales Feuerzeug aus ihrer rosa- und orangefarbenen Handtasche und trat an die offene Haustür.
    »Ich habe so schwer gearbeitet, so viele Opfer gebracht …«, sagte sie, mehr oder weniger zu sich selbst, als fände sie es tröstlich, sich als die Heldin der Geschichte darzustellen. »Sie hat mir vom Augenblick ihrer Empfängnis an nur Kummer gemacht.«
    »Lebt Erins Vater hier in der Gegend? Könnte sie bei ihm sein?«
    Krystal gab ein trockenes Lachen von sich. »Nein. Da ist sie bestimmt nicht.«
    »Wo ist ihr Vater?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe seit fünfzehn Jahren nichts mehr von ihm gehört.«
    »Kennen Sie Erins Freunde?«
    »Was wollen Sie von ihr?«, fragte sie. »Was hat sie jetzt wieder angestellt?«
    »Nichts, wovon ich wüsste. Sie könnte gewisse Informationen haben. Ich möchte ihr nur ein paar Fragen nach dem Mann stellen, für den sie arbeitet. Ist Erin schon früher manchmal in Schwierigkeiten gewesen?«
    Sie beugte sich weit aus der Tür, nahm einen weiteren tiefen Zug aus der Zigarette und blies den Rauch in einen Hibiskusbusch. »Ich glaube nicht, dass meine Familie Sie etwas angeht.«
    »Hat sie mit Drogen zu tun gehabt?«
    Sie warf mir einen Blick zu. »Geht es darum? Hat sie sich mit Drogendealern eingelassen? Gott. Das fehlte mir gerade noch.«
    »Ich mache mir nur Sorgen darüber, wo sie ist«, erwiderte ich. »Erins Verschwinden überschneidet sich zufällig mit dem Tod eines sehr wertvollen Pferdes.«
    »Sie glauben, dass sie ein Pferd getötet hat?«
    Ich dachte, mir platzte der Kopf. Krystal schien sich um alles zu sorgen, nur nicht um ihre Tochter. »Ich möchte ihr nur ein paar Fragen über ihren Chef stellen. Haben Sie eine Ahnung, wohin Erin gegangen sein könnte?«
    Sie machte einen Schritt nach draußen, schnippte die Asche in einen Blumentopf und hüpfte ins Haus zurück. »Verantwortungsbewusstsein ist nicht Erins Stärke. Sie glaubt, erwachsen zu sein bedeutet nur, genau das zu tun, was einem gefällt. Wahrscheinlich ist sie mit irgendeinem Jungen nach South Beach abgehauen.«
    »Hat sie einen Freund?«
    Sie runzelte die Stirn und schaute auf den Fliesenboden. Nach unten und nach rechts: eine Lüge. »Woher soll ich das wissen? Sie informiert mich doch nicht.«
    »Molly sagte, sie hätte Erin nicht über deren Handy erreichen können.«
    »Molly.« Wieder nahm sie einen Zug und versuchte den Rauch zur Straße zu wedeln. »Molly ist zwölf. Molly findet Erin cool. Molly liest zu viele Krimis und sieht zu viel fern. Sendungen wie Law and Order , Investigative Reports .Als ich zwölf war, habe ich mir die Wiederholungen von Brady Bunch angeschaut.«
    »Ich glaube, Molly hat Grund, besorgt zu sein, Mrs. Seabright. Ich glaube, Sie sollten sich an das Büro des Sheriffs wenden und eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
    Krystal Seabright machte ein entsetztes Gesicht. Nicht bei dem Gedanken, dass ihrer Tochter etwas zugestoßen sein könnte, sondern dabei, dass jemand aus Binks Forest eine Anzeige bei der Polizei aufgeben könnte. Was würden die Nachbarn sagen? Sie könnten zwei und zwei zusammenzählen und auf die Idee kommen, in ihrem letzten Haus sei was faul.
    »Erin wird nicht vermisst«, beharrte sie. »Sie ist nur … irgendwo hingegangen, mehr nicht.«
    Ein Teenager kam im oberen Flur aus einer Tür und stapfte die Treppe herunter. Er mochte siebzehn oder achtzehn sein und hatte offensichtlich einen Kater. Graues, missmutiges Gesicht und an den Spitzen platinblond gefärbtes dunkles Haar, das in schmutzigen Büscheln vom Kopf abstand. Sein T-Shirt sah aus, als hätte er mindestens darin

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