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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd
Autoren: Tami Hoag
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Sandalen aus, die ich ebenfalls gleich anzog. Als ich das Gefühl hatte, frivol genug auszusehen, machte ich mich auf die Suche nach Don Jade.
    Weder er noch Paris Montgomery waren in seinem Stall zu finden. Ein unterernährter Guatemalteke mistete eine Box aus, den Kopf gesenkt, bemüht, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, falls zufällig jemand von der Einwanderungsbehörde vorbeikam. Die Vorderfront einer weiteren Box war entfernt worden, um eine Nische zur Pferdepflege zu schaffen. Ein dickliches Mädchen mit einem zu weit ausgeschnittenen ärmellosen T-Shirt striegelte widerwillig einen Apfelschimmel. Das Mädchen hatte die gemeinen, eng zusammenstehenden Augen von jemandem, der alle anderen, nur nicht sich selbst für alle Unzulänglichkeiten des Lebens verantwortlich macht. Ich erwischte sie dabei, wie sie mich mit saurem Blick von der Seite ansah.
    Ich legte den Kopf zurück und sah sie unter der Krempe meines lächerlichen Hutes hervor an. »Ich suche Paris. Ist sie hier?«
    »Sie reitet Park Lane auf dem Trainingsparcours.«
    »Ist Don bei ihr?« Don, mein alter Kumpel.
    »Ja.« Und, hatte ich dabei etwa anzügliche Gedanken?
    »Und Sie sind …«
    Sie war erstaunt, dass ich überhaupt fragte, reagierte dann misstrauisch und war schließlich entschlossen, die Situation zu ihrem Vorteil zu nutzen. »Jill Morone. Ich bin Mr. Jades Chefpferdepflegerin.«
    Sie war Mr. Jades einzige Pferdepflegerin, so wie’s aussah, und nach der lustlosen Art zu schließen, wie sie die Bürste handhabte, hatte sie eine sehr lockere Arbeitsauffassung.
    »Ehrlich? Dann müssen Sie Erin Seabright kennen.«
    Das Mädchen reagierte so langsam, dass ihr Hirn sich in einer anderen Zeitzone befinden musste. Ich konnte regelrecht sehen, wie sich jeder Gedanke träge durch ihren Kopf bewegte, während sie sich die Antwort überlegte. Sie zerrte die Bürste über die Schulter des Pferdes. Das Pferd stellte die Ohren auf und rollte mit den Augen.
    »Sie arbeitet nicht mehr hier.«
    »Das weiß ich. Paris hat’s mir gesagt. Wissen Sie, wo sie jetzt ist? Ein Freund von mir wollte sie einstellen.«
    Jill zuckte mit den Schultern, wandte den Blick ab. »Keine Ahnung. Paris sagt, sie wär in Ocala.«
    »Ihr wart wohl keine Freundinnen, nehme ich an. Ich meine, Sie scheinen sie nicht besonders gut zu kennen.«
    »Ich weiß, dass sie keine gute Pferdepflegerin war.« Da sollte sie sich mal an die eigene Nase fassen.
    »Im Gegensatz zu Ihnen?«, bemerkte ich. »Sind Sie interessiert an einer neuen Stelle?«
    Sie sah mit sich zufrieden aus, als hätte sie ein hässliches kleines Geheimnis. »O nein. Mr. Jade behandelt mich sehr gut.«
    Mr. Jade kannte vermutlich kaum ihren Namen – außer sie war sein neuestes Alibi, was ich bezweifelte. Männer wie Don Jade hatten es mit hübschen und nützlichen Mädchen. Jill Morone war keines von beidem.
    »Wie schön für Sie«, sagte ich. »Ich hoffe, Sie können Ihren Job auch nach der Sache mit Stellar behalten.«
    »Das war nicht meine Schuld.«
    »Ein Pferd stirbt. Unter verdächtigen Umständen. Der Besitzer wird nervös, ruft andere Trainer an … Das Geschäft kann rasch den Bach runtergehen.«
    »Es war ein Unfall.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Haben Sie gesehen, wie es passiert ist?«
    »Nein. Aber ich hab ihn gefunden«, gab sie mit einem merkwürdigen stolzen Funkeln in ihren Schweinsäuglein zu. Die zufällige Berühmtheit. Für anderthalb Wochen am Rande des dunklen Scheinwerferlichts. »Er lag einfach da, die Beine von sich gestreckt«, erzählte sie. »Und seine Augen waren offen. Ich dachte, er sei nur faul, also hab ich ihm eins auf den Hintern gegeben, damit er aufstand. Stellte sich raus, dass er tot war.«
    »Gott. Wie schrecklich.« Ich schaute an Jades Boxen entlang, ein Dutzend oder mehr. Vor den Gitterstangen an der Boxentür hing jeweils ein Ventilator. »Ich bin erstaunt, dass Sie trotzdem noch Ventilatoren verwenden.«
    Wieder zuckte sie mit den Schultern und fuhr zweimal langsam mit der Bürste über die Flanke des Apfelschimmels. »Es ist heiß. Was sollen wir sonst machen?«
    Das Pferd wartete, bis sie einen Schritt zurückgetreten war, briet ihr dann mit dem Schweif eins über. Sie schlug ihm mit der Brüste in die Rippen.
    »Ich möchte nicht diejenige sein, die so unachtsam war, das Stromkabel in Stellars Box hängen zu lassen«, sagte ich. »Die Person wird in der Reiterei nie wieder Arbeit finden. Dafür würde ich sorgen, wenn ich was mit diesem Geschäft
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