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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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geschlafen, wenn nicht Schlimmeres. Er ähnelte weder Krystal noch ihren Töchtern. Ich nahm an, dass er zu Bruce Seabright gehörte, und fragte mich, warum Molly ihn nicht erwähnt hatte.
    Krystal fluchte leise und warf ihre Zigarette heimlich aus der Tür. Der Blick des Jungen folgte der Zigarette und richtete sich dann wieder auf sie. Erwischt.
    »Chad? Wieso bist du zu Hause?«, fragte sie. Eine ganz andere Stimme. Nervös. Unterwürfig. »Geht’s dir nicht gut, Schatz? Ich dachte, du wärst schon zur Schule.«
    »Ich bin krank«, erwiderte er.
    »Oh. Oh. Äh … soll ich dir Toast machen?«, fragte sie strahlend. »Ich muss zwar ins Büro, aber ich könnte dir vorher noch Toast machen.«
    »Nein, danke.«
    »Du bist gestern Abend schrecklich spät heimgekommen«, sagte Krystal süßlich. »Vermutlich brauchst du nur ein bisschen Schlaf.«
    »Vermutlich.« Chad warf mir einem Blick zu und schlurfte davon.
    Krystal musterte mich finster und sprach mit leiser Stimme. »Hören Sie, wir brauchen Sie nicht. Gehen Sie. Erin kommt schon wieder, wenn sie was will.«
    »Was ist mit Erin?«, fragte Chad, er war in den Flur zurückgekommen, eine Zweiliterflasche Coke in der Hand. Frühstück der Champions.
    Krystal Seabright schloss die Augen und schnaufte. »Nichts. Nur … Nichts. Geh wieder ins Bett, Schatz.«
    »Ich möchte ihr ein paar Fragen über den Mann stellen, für den sie arbeitet«, sagte ich zu dem Jungen. »Wissen Sie zufällig, wo ich sie finden kann?«
    Er zuckte mit den Schultern und kratzte sich an der Brust. »Tut mir Leid, ich hab sie nicht gesehen.«
    Als er das sagte, bog der schwarze Jaguar wieder in die Auffahrt. Krystal schreckte zusammen. Chad verschwand im Flur. Der Mann, den ich für Bruce Seabright hielt, stieg aus und kam auf die Haustür zu, ein Mann auf einer Mission. Er war stämmig, hatte schütteres, glatt zurückgekämmtes Haar und ein humorloses Gesicht.
    »Hast du was vergessen, Liebling?«, fragte Krystal im selben Ton, den sie für Chad benutzt hatte. Die übereifrige Dienerin.
    »Die Fairfields-Unterlagen. Heute Morgen soll ein wichtiger Abschluss wegen eines Teils des Baugrunds gemacht werden, und ich habe die Unterlagen nicht. Ich weiß, dass ich sie auf den Esstisch gelegt hatte. Du musst sie weggeräumt haben.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich …«
    »Wie oft soll ich dir das noch sagen, Krystal? Rühr meine Geschäftsunterlagen nicht an.« In seinem Ton lag eine derartige Herablassung, dass man es schon als beleidigend hätte werten können, aber auf subtile, hinterhältige Weise.
    »Ich … es tut mir Leid, Liebling«, stammelte sie. »Ich such sie gleich für dich.«
    Bruce Seabright betrachtete mich mit leichter Vorsicht, als vermutete er, ich könne eine Erlaubnis zum Sammeln wohltätiger Spenden haben. »Verzeihen Sie, falls ich Sie unterbrochen habe«, sagte er höflich. »Ich muss zu einem sehr wichtigen Termin.«
    »Das hab ich mitgekriegt. Elena Estes«, erwiderte ich und streckte die Hand aus.
    »Elena überlegt, ob sie sich eine Eigentumswohnung in Sag Harbor kaufen soll«, warf Krystal hastig ein. In ihren Augen blitzte Verzweiflung auf, als sie mich verschwörerisch ansah.
    »Warum willst du ihr denn dort was zeigen, Schatz?«, fragte er. »In der Gegend kann der Grundstückswert nur fallen. Schick sie ins Büro. Lass ihr von Kathy das Modell zeigen.«
    »Ja, natürlich«, murmelte Krystal, schluckte die Kritik und die Kränkung, ließ sich von ihm den Verkauf wegnehmen. »Ich lauf schnell und such die Unterlagen für dich.«
    »Das mach ich selbst, Schatz. Ich will nicht, dass irgendwas rausfällt.«
    Auf der Schwelle fiel Seabright etwas ins Auge. Er bückte sich und hob die Kippe auf, die Krystal hinausgeworfen hatte, klemmte sie zwischen Daumen und Zeigefinger und sah mich an.
    »Tut mir Leid, aber auf meinem Grundstück ist Rauchen nicht erlaubt.«
    »Entschuldigung«, sagte ich und nahm ihm das Ding ab. »Schlechte Angewohnheit.«
    »Ja, in der Tat.«
    Er ging ins Haus, um die Unterlagen zu suchen. Krystal rieb sich die Stirn, schaute auf ihre etwas zu auffälligen Sandalen, blinzelte, als kämpfte sie mit den Tränen.
    »Gehen Sie, bitte«, flüsterte sie.
    Ich steckte die Kippe in den Blumentopf und ging. Was hätte ich sonst zu einer Frau sagen können, die so unter der Fuchtel ihres dominanten Ehemanns stand, dass sie eher ihr eigenes Kind preisgab, als ihn zu verärgern?
    In meinem Leben habe ich immer wieder feststellen müssen, wie erstaunlich

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