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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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schwimmen müssen«, gab Kumar zu.
    » Schwimmen? Es gibt Haie in diesen Gewässern!«
    » Die haben anderes zu tun, als auf unser Floß zu warten, Mann«, versuchte Kumar ihn zu beruhigen. » Und es ist auch nicht weit. Wir werden keine halbe Stunde auf dem Wasser sein.«
    » Schön, aber ich werde auf dem Floß sitzen«, verkündete der Haretier störrisch.
    » Ich kann doch hinüberschwimmen«, bot Hadogan plötzlich an.
    Das hätte ich sagen müssen, dachte Prinz Gajan . Wie edel mein Sohn denkt. » Strohhalme«, sagte er. » Wir können Strohhalme ziehen, und wer den kürzesten zieht, muss eben schwimmen.«
    » Hier gibt es kein Stroh«, meinte Kiet feindselig.
    » Wir haben trockenen Seetang, der wird es auch tun. Also? Was sagt Ihr? Ich für meinen Teil werde mich dem Urteil des Glücks unterwerfen.«
    Der Haretier zögerte.
    » Wir können auch abstimmen, wenn Euch das lieber ist«, schlug Gajan mit schlecht verborgener Gehässigkeit vor.
    » Na gut, ich sehe schon, wie der Hase läuft«, entgegnete der Seemann finster. » Ich verlasse mich lieber auf das Glück als auf Eure Freundschaft.«
    » Sehr gut, Mann«, lobte Gajan und bückte sich. Er nahm etwas trockenen Seetang und brach vier gleich lange Stücke ab. Dann kürzte er eines der Stücke, was sehr leicht ging, denn der Seetang war sehr brüchig. Er zeigte die vier Stücke herum. » Seht Ihr? Es gibt ein deutlich kürzeres Stück.« Und während er die anderen so ablenkte, brach er hinter seinem Rücken in der linken Hand einen fünften Halm ab. Dann nahm er die Rechte nach hinten und mischte die Halme, wobei er den bereits gekürzten verschwinden ließ. Er gab sich möglichst unbefangen und war sicher, dass keiner der anderen Verdacht schöpfen würde. Wie sollten sie auch an ihm zweifeln? Er war ein Prinz, ein Mann von Ehre. Aber er war auch ein Diplomat, der gelernt hatte, sich zu verstellen. Nicht nur Kumar verfügt über Fähigkeiten, die hier draußen nützlich sind, dachte er, während er mit ernster Miene die Entscheidung vorbereitete. Vermutlich war es am Ende doch auch gar nicht so wichtig, wer von ihnen schwimmen musste. Kumar hatte es gesagt: Es war nur eine halbe Stunde bis zu ihrem Ziel, und die Haie, die es hier vielleicht gab, würden sie gar nicht bemerken.
    Er nahm die Rechte nach vorn und ließ die anderen ziehen. Als der Haretier sich als Dritter und nach langem Zögern endlich entschied, kniff er unauffällig ein Stück des Halmes mit dem Daumen ab.
    » Der kurze«, flüsterte der Matrose entsetzt.
    » Kopf hoch, Mann. Wir sind nicht lange im Wasser«, munterte Gajan ihn auf. » Ihr werdet sehen, im Handumdrehen sind wir wieder in Sicherheit.«
    Aber der Haretier war nicht aufzumuntern, und Gajan bemerkte, dass Kumar ihn mit einem seltsamen Blick bedachte.
    » Wir sollten das Floß jetzt zu Wasser lassen«, forderte er, um die anderen abzulenken.
    » Ich werde für Euch schwimmen, Kiet«, bot Hadogan plötzlich an.
    Im Gesicht des Haretiers flackerte Hoffnung auf.
    » Das wirst du nicht, mein Sohn! Das Glück hat entschieden, und es brächte Unglück, wenn wir diese Entscheidung nicht akzeptieren!«
    » Euer Vater hat Recht, junger Prinz«, meinte Kumar. » Man soll das Schicksal nicht herausfordern. Und jetzt helft uns, das Floß ins Wasser zu schaffen. Wenn wir nicht heil über diese Klippen kommen, müssen wir ohnehin alle schwimmen.«
    » Ich will nicht schwimmen, nicht in diesen Gewässern«, sagte der Haretier wieder. » Warum lasst Ihr den Knaben nicht, wenn er doch unbedingt will? Er ist jung, er ist stark.«
    » Du kannst auch hier warten, und wir machen die Strecke zweimal«, schlug Kumar ruhig vor.
    » Damit? Zweimal? Es ist schon ein Wunder, wenn es die erste Fahrt übersteht«, rief der Seemann, und damit war die Sache entschieden.
    Sie trugen das zerbrechliche Gefährt ins Wasser und setzten es auf die Wellen. Die See zeigte sich von ihrer unruhigeren Seite, und die schweren, grauen Wolken, die über ihnen hingen, zogen schnell im Wind. Aber vielleicht, so dachte Gajan, war das Glück endlich doch einmal auf ihrer Seite. Noch waren sie allerdings nicht im offenen Meer, und Kumar hatte Recht: Der Kranz von Klippen, der dieses felsige Eiland umgab, war sehr gefährlich. Schon bei der Landung hatten diese Felsen ihr Floß schwer beschädigt, und es gab nur eine Stelle, wo sie überhaupt hinüberkommen würden. Gajan stieg ins kalte Wasser. Erst hinter den Klippen würden sie aufsteigen können.
    Kumar schwamm vorneweg

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