Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
mitgeben.« Und dabei legte sie einen Finger auf die Lippen und machte durch dieses Zeichen deutlich, dass sie eben doch befürchtete, die Zauberin könne ihre Unterhaltung gerade jetzt belauschen.
Almisan brachte das Verlangte, und Shahila kniete sich ohne weitere Umstände auf den Boden der Thronhalle und begann, in hastigen Worten zu beschreiben, wie Quent glaubte, Kisbara aufhalten zu können. Sie wusste, wie unglücklich Hamoch war, dazu musste man weder Magier noch Hellseher sein. Selbst ein Blinder hätte es ihm angemerkt.
Hamoch las stirnrunzelnd mit, bat stumm um die Feder und schrieb nur » Quent?« auf das Pergament.
Shahila nickte und schrieb noch einige weitere Zeilen. Sie hatte über das, was der Geist des alten Magiers ihr zugeflüstert hatte, lange nachgedacht. Er hatte ihr einen Weg aufgezeigt, wie sie die Hexe vielleicht aufhalten konnten. Es war ein gefährlicher Weg, und es konnte mehr schiefgehen, als sie sich vorstellen konnte. Sie konnte nur hoffen, dass Quent sie nicht getäuscht hatte – während sie selbstverständlich nicht vorhatte, ihre Vereinbarung am Ende auch einzuhalten. Quent durfte seinem Gefängnis auf keinen Fall entkommen, und deshalb schrieb sie Hamoch auch hierzu einige Anweisungen auf, unsicher, ob es gelingen würde, aber entschlossen, es wenigstens zu versuchen.
» Wenn Ihr verstanden habt, was dieses … Rezept erfordert, solltet Ihr das Pergament verbrennen, Hamoch.«
Der Zauberer war erbleicht, zögerte, aber dann nahm er das Blatt an sich.
» Wird er tun, was wir verlangen, Hoheit?«, fragte Almisan, als Hamoch gegangen war.
» Es ist doch nur diese Kleinigkeit, wegen Beleran«, behauptete Shahila, die immer noch fürchtete, dass die Totenbeschwörerin sie belauschte. Dann stand sie auf und betrachtete das Fläschchen. » Sie ist recht nützlich, von Zeit zu Zeit«, sagte sie dann.
» Und Ihr glaubt, das wird uns helfen? Diese Männer, mit denen Ihr Euch treffen wollt, sind mit Amuletten vor Zaubern geschützt.«
» Es würde mich wundern, wenn diese Hexe das nicht weiß und bedacht hat. Hoffen wir also, dass dieses Fläschchen seinen Zweck erfüllt.« Sie schüttelte den Kopf. » Es ist wirklich das ideale Mittel für meine Zwecke, das ist unheimlich. Der Bote ist unterwegs?«
» Selbstverständlich, Hoheit. Wenn sie sich darauf einlassen, werden wir heute Abend im Schatten der Stadtmauer zusammensitzen und verhandeln, als ob tiefster Friede herrschte.«
» Es herrscht Friede, Almisan, es herrscht Friede. Und diese Tinktur kann vielleicht sogar dafür sorgen, dass es so bleibt.«
» Ich bezweifle es, Hoheit. Hier wirken viele Kräfte gegeneinander, und die meisten davon sind auf ein Blutvergießen aus.«
» Dann müssen wir uns eben doppelt anstrengen. Wer weiß, vielleicht hat diese Hexe dort unten Erfolg und findet einen Weg hinab – und dann wäre ein Krieg hier oben noch unser geringstes Problem. Wir müssen also hoffen, dass die Berggeister einen Weg finden, sie aufzuhalten.«
Die Mahre berieten in einer Kammer, keine hundert Schritte von der Stelle entfernt, an der sie den Gang zum Einsturz gebracht hatten. In der Ecke lag der verletzte Lorin, zugedeckt mit seinem Mantel, und knirschte vor Schmerzen, vielleicht waren es auch Flüche, Teis Aggi wusste es nicht. Er verstand kein Wort von dem, was gesprochen wurde, und dachte stattdessen noch einmal über seine Idee nach. Es schien ihm verwegen, sie den Mahren vorzuschlagen, beinahe vermessen, denn sicher hatte einer von ihnen denselben Einfall gehabt, und sie hatten ihn, aus einem guten Grund, den Aggi nur noch nicht kannte, verworfen.
Marberic kam zu ihm herüber und sagte: » Wir sind uns nicht einig. Drei wollen kämpfen, drei wollen sich zurückziehen und die Hexe weiter unten im Berg erwarten.«
» Ich verstehe. Dort gibt es ja sicher auch noch mehr von euch, und ihr könnt ihr schon rein zahlenmäßig mehr entgegensetzen.«
Der Mahr sah ihn ernst an, und Aggi hatte das Gefühl, dass ganz tief unten in den schwarzen Augen ein kleiner Funke glomm. » Nicht viel mehr«, sagte Marberic.
» Es gibt nicht mehr als diese Handvoll Mahre?«, fragte Aggi erstaunt.
» Nicht viel mehr«, wiederholte der Mahr. » Deshalb bin ich für kämpfen. Amuric und Helmeric ebenfalls. Aber wir sind uns nicht einig, denn es ist Jahrhunderte her, dass wir zuletzt kämpften, und einige meinen, es sei besser, tief unten im Berg abzuwarten, was geschieht. Wir könnten die Gänge zerstören und sie so lange aufhalten,
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