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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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alle Toten kehren zurück. Das sind die Sorgen, die den alten Lenn bewegen. Aber auch mir ist lieber, die Geister bleiben, wo sie sind. Weißt du, wir Totenbeschwörer haben gewisse Möglichkeiten, sie zu befragen. Es ist erstaunlich, wie viel sie über die alte Zeit berichten können. Wenn ich es nicht aufschriebe, würde es in Vergessenheit geraten, und es sind so viele, viele Geschichten.«
    » Ich sehe sie«, stöhnte Sahif, und tatsächlich glaubte er, ein paar blasse Umrisse zu sehen.
    » Sehr gut«, sagte der Nekromant und tätschelte ihm die Wange. » Du bist der Schwelle schon sehr nah. Weißt du, sie warten auf einen wie dich. Einen, der sie sieht, sie führen kann und der dennoch nicht ganz tot ist. Sie würden dir nur zu gern folgen. Du könntest ein Prinz, ein König für sie sein – ist es da nicht beinahe bedauerlich, dass sie so völlig ohne Macht sind – und du so gut wie tot?«
    Sahif spürte, wie es in ihm rumorte. Er sammelte alle Kraft, die er finden konnte, und spie dem Magier den Inhalt seines Magens entgegen.
    Der Marghul zuckte zurück und fluchte.
    Dann fühlte sich Sahif an den Haaren gepackt und sah verschwommen ein Gesicht dicht vor dem seinen.
    » Sieh nur, was du angerichtet hast! Mein Gewand, du hast es ruiniert. Und du hast deine Qual unnötig verlängert. Du hattest es fast überstanden. Jetzt wirst du noch einige Stunden länger leiden müssen.«
    Jamade saß auf der Brüstung auf der anderen Seite der Halle. Sie sah Sahif leiden. Er widerstand tapfer, aber irgendwann würde er doch verraten, was sie wissen musste. Sie war dem Marghul nicht einmal böse, dass er sie fortgeschickt hatte. Sahif war ihr nähergekommen als irgendein anderer Mann in den letzten Jahren. Ein Teil von ihr fand es beinahe bedauerlich, dass er sterben musste. Der Marghul schien sich bei dieser qualvollen Prozedur köstlich zu amüsieren. Sie fragte sich, ob er die Qualen seines Opfers absichtlich verlängerte. Er war schwer zu durchschauen. Das, was er mit den Frauen unten in seinem Kerker tat, war abscheulich und selbst in ihren Augen unnötig grausam. Manchmal fragte sie sich, ob der Marghul überhaupt ein bestimmtes Ziel verfolgte oder ob er nur herausfinden wollte, wie viel Schmerz ein Mensch ertragen konnte. Es wäre ihr lieber, sie hätte das Wort schon und könnte diesen düsteren Ort verlassen. Sie konnte sich kaum noch vorstellen, dass ihr die Stille in der Stadt einmal gefallen hatte. Nun starb Sahif dort unten, langsam und qualvoll, und sie musste zusehen, weil ihr Auftrag das nun einmal erforderte. Sie fragte sich, ob man ihn nicht auch auf die Schwelle und wieder zurück ins Leben führen konnte. Sie war drauf und dran, den Marghul das zu fragen, aber dann ließ sie es. Sie kannte ihn gut und wusste, dass er die Toten weit mehr als die Lebenden liebte.
    Ela saß zusammengekauert in ihrem eisernen Käfig und versuchte, nicht auf die vielen Leichen zu schauen, die wie aufgespießte Schmetterlinge an der Wand hingen und verrotteten. Es war hoffnungslos. Sie hatte versucht, mit der Wache ein Gespräch zu beginnen, aber soviel sie auch redete, dieser leblose Wächter reagierte nicht einmal. Nun schwieg sie, stand von Zeit zu Zeit auf und rüttelte vergeblich an den Gitterstäben ihres Gefängnisses, um sich dann noch entmutigter wieder hinzusetzen und auf das wohl unvermeidliche Ende zu warten. Wenn dieser Wächter sich wenigstens einmal gerührt oder geblinzelt hätte, aber nichts dergleichen geschah. Er stand nur dort und starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Leere, so lange, dass es Ela irgendwann nicht mehr ertrug und ihm den Rücken zuwandte.
    Irgendwann geschah doch etwas: Ein zweiter Wächter betrat das Verlies. Er trug eine Schüssel in der Hand und schritt langsam auf Elas Käfig zu. Gleichzeitig rührte sich auch der erste Wächter, drehte sich um und verließ stumm diesen dunklen Ort. Der andere stellte die Schüssel vor Elas Käfig ab und nahm den Platz des ersten Wächters ein. Ela wollte nichts essen. Sie hatte Hunger, aber keinen Bissen würde sie von dem nehmen, was diese unheimlichen, leblosen Männer in der Hand gehabt hatten. Dabei roch es nicht einmal schlecht. Sie könnte doch wenigstens einen Blick darauf werfen. Sie kroch zu der Schüssel, die zu groß war, um sie in den Käfig hineinzuziehen. Wer hatte dieses Essen gekocht? Gab es etwa auch andere Diener als diese unheimlichen Soldaten an diesem düsteren Ort? Auch der neue Wächter rührte sich nicht und stand so unbewegt

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