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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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den Blick schließlich auf den Hafen von Felisan. Die Flotte mit ihren großen Schiffen lag immer noch vor Anker, und auch das Schiff des Botschafters war noch an derselben Stelle vertäut.
    Faran Ured summte und richtete den Blick in die Tiefe. Der Grund des Hafenbeckens unter diesem Schiff hatte sich verändert. Eine langgezogene, große Luftblase wölbte sich dort vom Boden auf. Ured lächelte. Es mochte sein, dass die Magie ihm das, was er jetzt tat, für einige Tage übel nehmen würde, aber es war ihm gleich. Der Magier an Bord hatte veranlasst, dass seine Familie irgendwohin verschleppt worden war, wo er sie nicht finden konnte, und dafür würde er nun bezahlen. Ured schöpfte etwas Wasser in seiner Hand, spuckte hinein und versenkte die Hand im Wasser. Er musste den Zauber nur noch auslösen. Er sammelte sich, konzentrierte sich und sandte den Befehl aus, der bis nach Felisan reisen musste. Pfeilschnell flog er durch das Wasser, viel schneller als das Wasser selbst, durchschnitt den See, folgte dem Bachlauf, sprang über Stromschnellen und erreichte schließlich die Mauern von Felisan, wo er unter den Straßen verschwand. Ured summte angestrengt und lenkte ihn durch die Dunkelheit hinaus ins Meer, dann in den Hafen, bis zu dem Schiff des Botschafters. Er hielt inne, sammelte sich wieder, und dann ließ er den Zauber los, nahm den Teller in zitternde Hände und sah zu, wie das Unheil seinen Lauf nahm.
    Zunächst lösten sich nur einige Luftbläschen aus der einen, großen Blase. Dann wurden es mehr und mehr, und schließlich schoss die ganze Blase gurgelnd an die Oberfläche. Ured sah gebannt zu, wie sich Luft und Wasser vermischten und zu einer Art schwerem Nebel wurden und wie das Schiff, gebaut, um auf Wasser zu fahren, plötzlich zu schwer wurde für dieses Gemisch. Es dauerte nur wenige Sekunden. Das Schiff sackte in die Tiefe, auf einen Schlag, unvermittelt, den Männern an Bord blieb nicht einmal Zeit, noch zu schreien. Das Schiff sackte ab, der Mast brach, die Haltetaue rissen, und es fiel hinab bis auf den Grund des Hafenbeckens, wo der Rumpf unter dem harten Aufprall zerbarst. Der falsche Nebel löste sich noch schneller auf, als er entstanden war, und das Meerwasser schlug kalt und gnadenlos über dem Schiff zusammen. Ured sah zu, er sah, wie die Männer, die an Deck gewesen waren, vom Wasser hin und her geschleudert wurden, wie sie um ihr Leben kämpften und voller Angst und Entsetzen versuchten, die Oberfläche zu erreichen. Er achtete kaum auf sie, schon weil er damit rechnete, dass die meisten es doch schaffen würden. Ihn interessierte, was mit den Männern geschah, die unter Deck waren. Da kam jemand aus einer Luke, ein Mann, der Kapitän, strampelte verzweifelt und kämpfte sich nach oben.
    Aber dann packte ihn eine Hand am Knöchel und zog ihn wieder hinab. Da! Das war er, der Magier! Er trug nicht mehr als eine weite Hose, aber Ured erkannte ihn sofort. Er zog den Kapitän unter Wasser, um selbst schneller nach oben zu kommen, aber, und das war eigenartig, er zog jemanden hinter sich her, einen Jungen, der sich nicht bewegte und den der Magier, der keine Skrupel hatte, den Kapitän zu opfern, anscheinend unbedingt retten wollte. Ured folgte den beiden mit den Augen. Er wünschte sich so sehr, dass der Zauberer ertrinken möge – doch der tat ihm den Gefallen nicht. Er erreichte die Oberfläche mit dem leblosen Knaben im Arm, und jetzt, im schwachen Licht des beginnenden Tages, konnte Faran Ured die üppige Tätowierung auf seiner Stirn sehen. Der Mann war ohne Zweifel ein hoher Meister seines Ordens. Und während aus dem gesunkenen Schiff, von dem nur noch die halben und gebrochenen Masten aus dem Wasser ragten, Kisten, Körbe und tote Körper an die Oberfläche trieben, schwamm er ruhig und sicher zu einer Treppe an der Kaimauer, wo er den Jungen sanft auf die Stufen bettete, bevor er das Wasser verließ. Er war ihm entwischt. Das Bild schwand, und als Ured den Teller aus dem Wasser zog, war er schwarz verfärbt. Er starrte hinein. Die Magie würde sich wohl längere Zeit weigern, ihm zu Diensten zu sein, denn mit diesem Zauber hatte er nicht nur Kapitän Ragif, sondern sicher auch ein halbes Dutzend seiner Männer getötet. Sein Feind war ihm jedoch entwischt, und er hatte dabei diesen Jungen gerettet. Das war ein Rätsel, das Ured nicht verstand. Was hatte es mit diesem Knaben auf sich, dass der Zauberer sein Leben für ihn riskierte?
    Shahila sah dem Zug der Soldaten nach, die den

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