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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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kam zu ihm geschlendert und überflog die Zeilen. Dann bedachte sie ihren Schüler mit einem ernsten Blick. » Hamoch, dieser Zauber übersteigt Eure Fähigkeiten bei weitem – aber Ihr macht mich neugierig. An wen habt Ihr gedacht?«
    Der Zauberer räusperte sich. » Herzog Hado, ehrwürdige Kisbara.«
    Kisbara sah ihn überrascht an. » Der Herzog? Er ist bereits zwei Wochen tot. Ich glaube nicht, dass von seinem Leib genug übrig ist, um …«
    » Er wurde einbalsamiert, Herrin. So ist es Brauch in Atgath.«
    » Einbalsamiert, wirklich?« Die Zauberin starrte auf die Zeilen. » Dennoch, Ihr wisst nicht, worauf Ihr Euch da einlasst.«
    » Deshalb hoffe ich sehr auf Eure Hilfe, Meisterin.«
    Kisbara schnaubte verächtlich. » Ohne mich würdet Ihr ohnehin nur wieder jämmerlich versagen. Den Geist eines Toten nach zwei Wochen zurück in seinen Körper zu zwingen – das ist ein Akt der Gewalt, Hamoch.«
    » Aber es ist möglich. Und ist er in seinem Körper gefangen, so können wir auch Antworten erzwingen, nicht wahr?«
    » Ihr habt das Buch wirklich sorgfältig studiert, Hamoch, das muss ich Euch lassen«, sagte Kisbara, und er glaubte, so etwas wie Achtung aus ihrem Blick zu lesen.
    » Ich weiß, diese Beschwörung ist gefährlich und kräftezehrend, ehrwürdige Kisbara, aber dennoch meine ich, dass es im Augenblick der einzige Weg ist zu erfahren, was wir erfahren wollen.«
    Die Nekromantin nickte und strich mit dem Finger über die völlig schwarzen Seiten. Halblaut, wie zu sich selbst, sagte sie: » Hätte ich früher gewusst, welcher Art der Schlüssel ist, und hätte ich dann gewusst, dass der Herzog einbalsamiert wurde … aber die Baronin hat mir nicht vertraut. Und so haben wir viel Zeit mit der Suche nach anderen Wegen verschwendet. Andererseits ist gar nicht gesagt, dass der Herzog das Wort noch weiß, nachdem der Schatten es geraubt hat. Es ist magisch, und Magie geht im Reich der Toten für gewöhnlich verloren. Obwohl – ein Mahrzauber, das ist vielleicht etwas anderes.« Sie hielt inne, starrte lange auf die schwarzen Seiten und sagte dann: » Ich bleibe dabei – diese Sprüche sind von allen unseren Zaubern mit Abstand die schwersten, Hamoch, denn wir müssen uns weit in das Reich der Toten hineinwagen. Nein, Ihr könnt es nicht, Ihr würdet es bestenfalls verderben, schlimmstenfalls ernsten Schaden nehmen. Ich werde es also selbst tun müssen. Doch wird es einer geraumen Zeit der Vorbereitung bedürfen, und ich weiß nicht, ob der drohende Krieg uns diese Zeit lässt.«
    » Ich habe bereits die meisten Zutaten besorgt, Herrin«, erklärte Bahut Hamoch.
    Sie warf ihm einen Blick voller Misstrauen zu. » So? Das habt Ihr also getan, ohne mich erst zu fragen? Ihr seid voreilig und dumm, aber eines muss ich nun doch zugeben, Ihr habt mich überrascht.«
    » Danke, Herrin.«
    » Bildet Euch nur nicht zu viel darauf ein. Schmeckt Ihr nicht den Zweifel, der in der Luft liegt? Wir haben unter der Erde ein oder zwei Dutzend Homunkuli geopfert, auf der Suche nach einem anderen Weg hinab in die Tiefe; die Baronin hat einen Schatten ausgesandt, der irgendwo in der Ferne versucht, dem Dieb dieses Wort mit Gewalt zu entlocken – und nun blättert Ihr in diesem Buch, und das eröffnet uns eine Möglichkeit, das Wort hier und heute zu erfahren. Das erscheint mir fast zu schön, um wahr zu sein, Hamoch.«
    » Aber es ist eine Möglichkeit, Herrin.«
    » Eine lebensgefährliche, kraftzehrende Möglichkeit. Ich werde mehr als das Blut einer Jungfrau brauchen, um danach wieder zu Kräften zu kommen. Doch steht nicht faul herum, Hamoch. Zeigt mir, was Ihr zusammengetragen und vorbereitet habt.«
    Von irgendwoher drang schwaches Licht in den dunklen Gang ein. Tageslicht? War es schon Morgen? Ela Grams schlich vorsichtig weiter, unsichtbar durch den Mantel der Mahre, immer der wohltönenden Stimme nach, die aus einer nach wie vor weit entfernten Kammer durch den Gang hallte. Dann sah sie eine offen stehende Tür am Ende des Ganges, und der Raum auf der anderen Seite war erleuchtet. Dort lag also ihr Ziel. Ela zögerte, denn vor der Tür stand wieder eine dieser leblosen Wachen, die es in großer Zahl zu geben schien. Sie biss die Zähne zusammen und schlich weiter. Der Mann plauderte immer noch, es schien fast, als hörte er sich gerne reden. Ela schnappte die ersten Worte auf: Mahre, Zauber, Schatten.
    Ela erreichte die Tür, an der die leblose Wache stand, versuchte, diesem mehr toten als lebendigen Sklaven nicht

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