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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hinaufgeklettert war. » Geht hinauf und haltet Ausschau, während wir uns um das Boot kümmern. Warnt uns, falls jemand kommt.«
    » Gib mir das Messer, ich werde ein Loch bohren«, sagte Gajan und streckte die Hand aus. Wie gut Kumar und Hadogan sich schon verstanden! Hatte Kumar seinen Sohn wirklich wegen des Bootes fortgeschickt, oder sollte er etwas ganz anderes nicht sehen? Was hatte der Sklave vor? Er würde sich sicherer fühlen, wenn er erst die Waffe in der Hand hatte.
    » Aber nicht doch mit dem Messer, Prinz. Dieser Fischer muss irgendwo ein Beil oder ein ähnliches Werkzeug haben. Sucht es!«, befahl Kumar, während er den Fischer in die Kiste legte. Sofort tasteten sich die Krebse mit ihren langen Beinen auf den Leib und strömten weiter hinauf. Warum nicht mit dem Messer? Es würde schon nicht brechen. Nein, Kumar misstraute ihm, das war offensichtlich. Gajan fand eine kleinere Kiste im Heck. Kumar hatte die ganze Zeit darauf gesessen, als er gesteuert hatte. Gajan hatte sie erst für einen Sitz gehalten, aber jetzt öffnete er sie und fand allerlei Werkzeug, auch ein altes Beil mit einem kurzen Stiel. Er nahm es heraus und begann ein kleines Loch in die Bodenplanken zu schlagen.
    » Sehr gut, Prinz«, sagte Kumar, der den Fischer mit dem Ankertau eingewickelt und ihm den Stein auf die Brust gelegt hatte. » Aber macht es nicht zu groß, denn das Boot sollte erst weit draußen sinken.« Er hielt sein Messer in der Hand. Wozu braucht er es, fragte sich Gajan. Er richtete sich auf und hielt nach Hadogan Ausschau. Sein Sohn war oben auf den Klippen. Gajan winkte ihm zu, damit er weiterging, und sein Sohn gehorchte. » Wir können von Bord gehen, Prinz«, sagte Kumar.
    Sie standen sich gegenüber. Der Sklave hielt sein Messer in der Rechten, und Gajan drehte das Beil in den Händen. Warum steckte Kumar das Messer nicht zurück in den Gürtel?
    » Eines noch, Prinz«, sagte Kumar. » Ich möchte Euch daran erinnern, dass Ihr mir die Freiheit versprochen habt.« Gajan starrte ihn an. Dachte dieser Sklave etwa, dass er sein Versprechen vergessen hätte? Es war offensichtlich, dass Kumar ihm nicht mehr traute, und deshalb konnte Gajan das auch nicht, und er hatte ungleich mehr zu verlieren als dieser Mann. Kumar hatte Dinge gesehen, die nie jemand erfahren durfte. Sollte er etwa darauf vertrauen, dass ein Rudersklave den Mund hielt? Der dunkelhäutige Mann sah ihm in die Augen, ernst, nein, feindselig! Wasser gluckerte ins Boot. Warum gingen sie nicht endlich an Land und schickten das Boot hinaus? Worauf wartete Kumar? Gajan stockte der Atem – wollte der Sklave dem Boot vielleicht eine zweite Leiche mitgeben? Natürlich, das war die einzige Erklärung! Er hatte doch selbst schon daran gedacht, und Kumar hatte seine Gedanken vielleicht gelesen und hatte jetzt vor, ihm zuvorzukommen. Gajan riss sich zusammen, nahm das Beil in die Linke und reichte dem dunkelhäutigen Mann die Rechte. Der Sklave sah ihn überrascht an, aber dann steckte er seinen Dolch weg und nahm die angebotene Hand an. Gajan ergriff sie, drückte sie fest – und dann schlug er zu.
    Er tat es, bevor ihm selbst ganz klar war, dass er es tun würde. Die Axt spaltete Kumar das Brustbein und grub sich tief in den Leib ein. Der Sklave starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er wollte etwas sagen, aber es kam nur noch ein Keuchen aus seinem Mund. » Du bist frei«, presste Gajan hervor. Er hielt die Hand noch, als Kumar schon zusammengebrochen war. Eine Weile starrte er in die braunen Augen des Toten und wunderte sich, dass ihm nie aufgefallen war, wie warm ihre Farbe doch war. Er riss sich zusammen, schaffte den Toten ins Heck und lehnte ihn ans Ruder. Dann nahm er ihm das Messer ab, denn vielleicht würde er die Waffe noch brauchen. Er sprang ins Wasser, wendete das Boot und schob es hinaus in die Bucht. Kumar hatte gesagt, dass die Ebbe es mitnehmen würde. Endlich watete er an Land. Hadogan war irgendwo da oben in den Felsen.
    Er fand seinen Sohn auf einem Stein sitzend, wo er eine schmale Straße beobachten konnte, die unweit des Ufers verlief.
    » Wo ist Kumar?«, fragte Hadogan.
    Gajan lächelte verlegen. Er hielt das Messer in den Händen. Es war sauber, ohne jeden Blutfleck, denn Kumar hatte es in der Nacht gründlich gereinigt. » Er bringt das Boot hinaus aufs offene Meer, Hadogan, dann schwimmt er zurück an Land.«
    » Was?« Hadogan sprang auf und kletterte zurück auf einen Platz, wo er das Meer sehen konnte. Gajan folgte ihm.

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