Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
gewisse Herausforderung dar, Herrin.«
Shahila lächelte über diese kleine Unverschämtheit, dann sagte sie: » Der Kopf eines Schattens, eines abtrünnigen Schattens – wäre das Herausforderung genug?«
» Was machst du da?«, fragte Sahif blinzelnd. Er fragte sich, wie er auf den kalten Steinboden gekommen war. Dann fiel es ihm wieder ein. Er hatte sich doch nur kurz ausruhen wollen.
» Ich will hören, wie es Stig und Asgo geht«, antwortete Ela Grams, die ihr Ohr an das kleine Horn gepresst hielt und mit flinker Hand die winzigen Räder und Schrauben bediente, mit denen man die Vorrichtung steuerte.
» Eigentlich soll ich überwachen, was Shahila tut.«
» Und du nimmst deine Aufgabe sehr ernst, wie ich sehe.«
» Mach es nicht kaputt«, brummte Sahif übellaunig. Seine Wunde schmerzte. Sie heilte erstaunlich schnell, aber es würde dennoch einige Zeit dauern, bis sie ihn nicht mehr plagen und behindern würde.
» Sie wohnen bei Meister Dorn«, stellte Ela fest.
» Wer?«
» Meine Brüder, wer sonst? Hörst du mir denn nie zu, Anuq?«
» Sahif«, berichtigte er zornig.
Sie schnaubte verächtlich, dann bekam ihr Gesicht etwas Verklärtes. » Stig, er ist in der Werkstatt und lässt sich von Onkel Dorn erklären, wie man Glas macht.«
» Ich dachte, das sei geheim«, rief Sahif gallig.
Ela seufzte. » Asgo ist nicht dort. Vermutlich kümmert er sich um die Meiler.« Sie sah mit einem Mal traurig aus, und Sahif bekam ein schlechtes Gewissen, weil er seine üble Laune an ihr ausgelassen hatte. Wieder waren ihm namenlose Tote im Schlaf erschienen. » Sie fehlen dir, oder?«, fragte er unbeholfen.
» Ich hätte sie nie verlassen dürfen, weißt du? Ich habe so lange darüber nachgedacht fortzugehen, weit weg von unserem Hof, meinem Vater, weit weg von Atgath, aber jetzt … Ich wollte die weite Welt sehen, aber bislang sehe ich nur Stollen und Felsenkammern, und … Stig und Asgo, sie brauchen mich. Wie konnte ich nur daran denken, sie zu verlassen?«
Sahif legte ihr seine Hand auf den Arm. » Asgo ist doch schon beinahe ein Mann, und Stig ist bei Meister Dorn gut aufgehoben. Jedenfalls besser als auf dem armseligen Hof, auf dem er vorher …«
» Dieser Hof ist seit vielen Generationen im Besitz meiner Familie!«, fuhr Ela ihn an.
» Nichts währt ewig«, zischte Sahif zornig zurück, was ihm sofort leidtat. Ela Grams schluckte, und er sah Tränen in ihren Augen. » Verzeih, ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.«
» Schon gut.«
Sahif wusste einen Augenblick nicht, was er sagen sollte. Es hätte peinliche Stille geherrscht, wenn nicht das Flüstern aus der Stadt unablässig über die Wände der niedrigen Hallenkuppel gekrochen wäre.
» Marberic hat dir erzählt, dass dein Vater unterwegs nach Felisan ist?«, fragte Sahif schließlich.
» Mein Vater kann mir gestohlen bleiben!«
» Er ist in die Stadt gekommen, um dich zu retten, Ela«, wandte Sahif vorsichtig ein.
» Das war sehr edel von ihm, doch leider führte ihn sein Weg an einer Kaschemme vorbei – und da er sich nun zwischen seinem geliebten Bier und seiner Tochter entscheiden musste, wählte er das Bier. Pech für mich, wie?«
» Er hat es immerhin versucht, aber ich kann verstehen, wenn du ihm aus dem Weg gehen willst und daher nicht mit nach Felisan …«
» Das könnte dir so passen, Anuq von den Schatten! Ich begleite dich, denn alleine wirst du es bestimmt nicht schaffen.«
» Ich wäre dort nicht alleine.«
Die Köhlertochter erhob sich, und da Sahif auf dem Boden saß, blickte sie von weit oben auf ihn herab. » Dieses Weib, das so klug war, sich in einen Schatten zu verlieben? Rechnest du auf ihre Hilfe? Sie ist vielleicht enttäuscht, dass du kein Mörder mehr sein willst. Vielleicht liebte sie ja das Blut, das an deinen Händen klebte. Ich würde nicht auf sie zählen, wenn ich du wäre!«
Und dann ging sie davon und ließ Sahif allein mit seinen Gedanken zurück und mit den Stimmen, die von den Wänden flüsterten.
Almisan führte Jamade durch einen der verwinkelten Gänge der Burg in eines der leer stehenden Nebengebäude.
» Es gibt nicht viele Frauen in unserem Orden, Schwester«, begann er. Und da sie nicht antwortete, fragte er: » Welches Schicksal führte dich zu uns, Jamade von den Schatten?«
» Du bist sehr neugierig, Bruder«, gab sie ruhig zurück.
» Und ich bin ein Meister unseres Ordens«, antwortete er verärgert. Er fand die junge Frau reichlich überheblich.
Auch jetzt wirkte sie
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