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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Fenster ab und nahm ihren schäbigen Umhang von der Lehne des Stuhls. Er war unglaublich schmutzig und an den meisten Stellen zerrissen und zerfetzt. Der Umhang war es kaum noch wert, geflickt zu werden, aber sie musste es dennoch versuchen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis sie einen Ersatz dafür fand. Im Zimmer gab es weder Nadel noch Faden, deshalb würde das warten müssen. Alles, was sie im Augenblick tun konnte, war, ihn so sauber wie möglich zu bürsten. Vielleicht würde das Mädchen Morgana sie mit den notwendigen Dingen versorgen, um den Umhang anständig flicken zu können.
    Es war leicht, das Feuer wieder in Gang zu bringen, um die feuchte Morgenkälte zu vertreiben. Dann schnallte sie sich ihr Waffenarsenal um und setzte sich an den Kamin. Allerdings dauerte es nicht lange, bis ihre Neugier die Oberhand gewann und sie sich fragte, was außerhalb der Tür lag.
    Der Korridor war still bis auf ein paar Katzen, die sich in den Schatten bewegten. Niemand schien sie zu beobachten, nicht einmal die Tiere schenkten ihr mehr als einen gelegentlichen, flüchtigen Blick. Adele konnte nicht anders, als sich zu fragen, wer sonst noch in dieser weitläufigen Burg lebte abgesehen von den drei Personen, denen sie bereits begegnet war. Na ja, einer Person und zwei Vampiren.
    Der Gang wand sich durch die Burg, und sie kam an vielen Türen an jeder Seite vorbei, manche offen, manche geschlossen. Die Mehrzahl der Zimmer war leer, aber alle Türen waren unverschlossen. Nichts wurde ihr verwehrt.
    Sie hörte Geräusche, und als sie sich vorsichtig näherte, fand sie Gareth und Baudoin als deren Urheber. Ersterer saß allein am Kopf einer großen Tafel. Katzen maunzten rings um die beiden Vampire, als warteten sie auf Almosen, während Baudoin links von Gareth ein Gedeck zurechtlegte.
    Gareth wandte sich ihr zu, obwohl sie die Schwelle noch nicht übertreten hatte. »Guten Morgen, Prinzessin Adele. Ich habe Baudoin schon gesagt, dass du eine Frühaufsteherin bist.«
    Es ärgerte sie, dass Gareth selbst das über sie wusste. »Es überrascht mich, dass du mir erlaubst, allein umherzuwandern. Ich hätte geradewegs zur Tür hinausmarschieren können.«
    Gareth lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ja, das hättest du.«
    Baudoin bedeutete Adele mit einer einladenden Geste, sich zu ihnen zu gesellen. Doch sie blieb wie angewurzelt stehen. Der Diener brachte Teller mit heißem Rührei, warmes Brot mit frischer Marmelade und starken, aromatischen Kaffee. Der Duft war überwältigend.
    Eine Katze sprang Gareth auf den Schoß und rollte sich dort sofort zusammen. Es war das grau-weiße Tier, das die Nacht bei Adele verbracht hatte. Es streckte ihm das Kinn entgegen, um gekrault zu werden. Folgsam gehorchte er der Katze, die zu schnurren begann.
    »Ich hoffe, du hast gut geschlafen«, sagte Gareth zu ihr.
    Wütend wandte sich Adele ihm zu. »Nein! Das habe ich nicht! Du etwa? Hast du dich selbst in den Schlaf gelacht? Falls deinesgleichen überhaupt schlafen.«
    Gareth trommelte mit seinen langen Fingern auf den Tisch. »Hier besteht keine Gefahr für dich. Du kannst unbesorgt ruhen.«
    »Warum sollte ich irgendetwas glauben, das du sagst?«
    »Ich kann dich nicht darum bitten. Aber ich sage dir noch einmal, dass ich dich beizeiten nach Hause bringen werde. Wie Greyfriar es versprochen hat.«
    Adele hasste den Schmerz, den sie bei der Erwähnung ihres einstigen Helden verspürte. »Warum? Wozu diese Scharade?«, rief sie unvermittelt aus. »Die Maske und die Brille und die Stimme.«
    »Ich möchte helfen.«
    »Mir helfen, mich wie eine Närrin zu fühlen? Glückwunsch! Sehr gut gemacht!« Adele ging hinüber und schnappte sich einen langen Laib Brot. »Steht es mir frei, wieder in mein Zimmer zu gehen?«
    »Ja.« Gareth tat einen tiefen Atemzug. »Es steht dir frei, in der Burg überallhin zu gehen. Ich bitte dich allerdings, das Burggelände nicht zu verlassen.«
    »Was denn? Keine Ketten?«
    Der Vampir warf ihr unter zusammengezogenen Augenbrauen einen Blick zu. »Du bist nicht meine Gefangene. Ich kann es dir nur immer wieder sagen. Du wirst nach Hause zurückkehren. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Geh, wohin du willst. Aber denk bitte daran, dass es in der Umgebung Gefahren gibt. Ich verlasse mich auf deine angeborene Intelligenz, in Sicherheit zu bleiben. Ich habe nicht vor, dir wie ein Gefängniswärter zu folgen.«
    Adele funkelte ihn wütend an und marschierte zur Tür hinaus, das Brot in der

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