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Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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dass Heska und seine Schergen ihn nicht auf einen netten Plausch bei heißem Janga hierher schleppten.
    Er hatte sein Quartier bislang nur für einen Besuch auf der Toilette verlassen, jedoch ohne dabei Näheres über seine Entführer/Gastgeber zu erfahren, oder was mit Kirai geschehen war und ob es ihr gut ging. Also stand er weiterhin am Fenster und beobachtete den Anflug auf die trügerisch ruhige Welt, wobei er immer wieder tiefe Atemzüge nahm, in dem Versuch, seine Aufregung niederzukämpfen.
    Zumindest wusste er, dass der Flug früher oder später enden würde.
    Auf die eine oder andere Art.
    Ohne aufgehalten zu werden, jagte das Elfenbeinschiff an den orbitalen Verteidigungssatelliten vorbei, und steuerte den großen Kontinent am Äquator an, der noch auf Syndolas Tagseite lag. Hier überflog es eine Handvoll Metropolen mit spitz zulaufenden Wolkenkratzern, die aussahen, wie aus Milchglas gegossen, dann breitete sich eine Dschungellandschaft vor der Maschine aus. Garlyn sah Bäume, die kilometerweit in den Himmel aufragten, und Tiere wie lebendige Papierdrachen, die auf der Flucht vor dem Schiff und seinen dröhnenden Antrieben über die Wipfel des Urwalds hinwegglitten.
    Irgendwann erschien am Horizont ein Bauwerk, geschützt von einer Vier-Meter-Mauer. Es war ein palastgleiches Haus, ganz in Weiß, von halb überwucherten Arkaden umgeben und mit silberglänzenden Türmen bestückt. Garlyn ertappte sich dabei, wie er beeindruckt pfiff. Wer immer hier wohnte, hatte Geld und Stil – und anscheinend einen übersteigerten Sinn für Privatsphäre, denn der Palast wirkte wie eine Insel der Zivilisation in einem Ozean aus Bäumen. Die winzigen Gestalten, die er dort unten auf der Mauer und im verwirrend bunten Garten des Hauses auf- und abmarschieren sah, schienen zum selben Trupp wie Heska und seine Leute zu gehören: lange Mäntel, tätowierte Gesichter – und dicke, fette Lasergewehre in den Händen.
    Von hier zu fliehen würde eine Herausforderung werden, um es milde auszudrücken. Und er schätzte Herausforderungen. Aber er schätzte sein Leben noch mehr. Er machte sich gerade eine geistige Notiz bezüglich der Verteidigungseinrichtungen des Hauses, als das Elfenbeinschiff auch schon zur Landung ansetzte.
    Die Maschine ging vor dem Palast auf einer Ebene aus weißem Stein nieder. Die Antriebe erstarben; Garlyn hörte die sich abkühlende Hülle des Schiffes knacken und ächzen. Dann ertönten Schritte im Korridor.
    Es war so weit. Die Tür öffnete sich.
    »Wenn du so freundlich wärst, uns zu begleiten«, sagte Heska mit einer spöttischen Verneigung. »Es gibt jemanden, der dringend deine Bekanntschaft machen möchte.«
    »Aber immer doch«, sagte Garlyn und setzte ein freches Lächeln auf. Ganz ruhig , beschwor er sich. Sie wollen dich nicht killen. Noch nicht. Halt’ Augen und Ohren offen. Lass deinen Charme spielen. Vielleicht hast du ’ne Chance, lebend aus dieser Sache rauszukommen.
    Er schulterte seinen Rucksack und folgte Heska in den Schiffskorridor.
    Kirai war ebenfalls hier. Mit grimmigen Gesicht stand sie inmitten eines Trios tätowierter Spitzohren. Sie schien unversehrt.
    »Ist nirgends besser als daheim, was?«, zitierte Garlyn Rick mit trockener Stimme.
    Sie antwortete nicht; ihr Blick war toxisch.
    Die Gangway wurde ausgefahren. Sie traten auf den strahlend weißen Landeplatz. Nach der Ozonluft im Schiff war der feuchte, heiße Geruch von Vegetation beinahe überwältigend. Irgendwo in dem blühenden Garten krächzte ein Tier.
    Jemand stand zu ihrem Empfang bereit.
    Der Syndolon mochte um die fünfzig sein, also im mittleren Alter seiner Spezies. Garlyn hatte im Laufe seines Lebens mehr als einem Wesen mit Macht gegenüber gestanden. (Viele hatte er sogar persönlich um ihre Wertsachen erleichtert.) Sie alle trugen dieselbe Aura von Stolz und Selbstbewusstsein und dem Wissen, mit dem Wink ihres kleinen Fingers das Schicksal von Hunderttausenden weniger gut gestellter Wesen lenken zu können.
    So wie der Syndolon vor ihm.
    Sein Haar war schlohweiß wie das seiner Artgenossen, doch er trug es nur fingerlang, wie eine Krone von Gefieder auf dem bleichen Schädel. Lange Bartsträhnen fielen von seinen Mundwinkeln fast bis auf das Schlüsselbein. Er trug einen seidig schimmernden Mantel mit Stickereien irgendwelcher Ungeheuer, die majestätisch und schrecklich zugleich aussahen.
    Genau wie das Ungeheuer an seiner Seite:
    Seine glühenden Infrarotaugen durchbohrten Garlyn und es bleckte drei

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