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Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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hatte er allein gearbeitet. Es hatte ihm nie etwas ausgemacht.
    Nun war er wieder allein. Und schlimmer als das: Er war einsam.
    Und es quälte ihn.
    Ich hätte niemals weggehen dürfen . Ich wünschte, ich hätte dieses verfluchte Scheißding an meinem Arm niemals gesehen!
    Er bedeckte das Gesicht mit den Händen, bemüht, einen Schrei des Zorns und der Frustration zu unterdrücken.
    Er dachte an Viridis. An den grünleuchtenden Ozean unter blauem Himmel. Die Schreie der bizarren Insektenvögel in der Atmosphäre. Die geschlechtslos, sanfte, weise Stimme der Seele des Planeten.
    Der Geist wartete auf ihn. Er hatte versprochen, dass sie sich wiedersehen würden und er wollte sein Versprechen halten, um jeden Preis.
    »Krieg dich ein, Mann«, murmelte er. »Du kriegst das schon hin. Du hast die Mayfar-Schwestern überlebt. Du hast es mit den verdammten Dru’hn aufgenommen. Da wird so ein mickriger Gangsterboss doch kein Problem sein!«
    Ein mickriger Gangsterboss mit einer ganzen Armee schießwütiger Syndolon – und der Gepflogenheit, die Familien seiner Feinde bis in die dritte Generation auszuradieren.
    Bald ging Syndolas gelbe G2-Sonne unter. Der Himmel über dem Dschungelmeer entfachte ein atemberaubendes Farbenspiel aus Gelb, Rot und Purpur. Dann schienen die ersten Sterne durch die Fenster seiner Suite.
    »Es ist angerichtet«, sagte der Robo-Diener. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
    Garlyn tat der Maschine den Gefallen. Nach seinem Beinahe-Zusammenbruch vorhin hatte er neue Kräfte gesammelt. Wenn er diese Leute aufs Kreuz legen wollte, dann brauchte er mehr Input. Und den bekam er nur vom Boss höchstselbst.
    Außerdem – das wurde ihm jetzt erst klar – wollte er Kirai wiedersehen. Und sie mit seinem neuen Aufzug beeindrucken: Hemd und Hose aus perlmuttschimmernder Seide, dazu einem eleganten, dunklen Mantel, der ihm bis zu den Knien reichte. Er sah gut darin aus, und das wusste er.
    Der Roboter flog ihm voraus durch den Palast. Im Inneren waren nur alle paar hundert Meter einzelne Wachen postiert, was gut zu wissen war. Er nickte den tätowierten Mistkerlen mit aufgesetzter Lockerheit zu. Es gab keinen Grund ihnen zu zeigen, wie sehr sie ihn einschüchterten.
    Der Speisesaal war ungefähr so riesenhaft und hallend, wie er es erwartet hatte. Holografisches Feuer brannte lautlos auf Stativen aus Platin und verbreitete ein warmes, träge flackerndes Licht. Der Esstisch war so lang wie eine verdammte Straße und aus einem rötlich schimmernden Holz gefertigt, so makellos poliert wie das Besteck.
    Da Syndolon bei einem gemütlichen Beisammensein auf Stühle verzichteten, gab es samtigschwarze Sitzkissen aus Federschaum. Das Licht zweier fahler Monde leuchtete durch das Panoramafenster.
    Als Garlyn eintrat, hob der Dasrok das dornenstarrende Haupt und knurrte ihn an.
    Der Hausherr, welcher am Kopf der Tafel saß, machte eine winzige Geste, die das Tier unmöglich gesehen haben konnte. Dennoch verstummte es sofort und machte es sich an Waridurs Seite bequem.
    »Vortrefflich gewählt«, sagte der Herr der Syndikate mit einem Blick auf Garlyns Garderobe.
    »Nicht wahr?« Garlyn sah sich um. »Ähm, sollten wir nicht zu dritt sein?«
    »Das sind wir«, sagte Kirai mit kühler Stimme, als sie durch eine andere Tür in den Saal trat.
    Garlyn starrte sie an, für einen Moment sprachlos.
    Sie trug etwas, das halb Kleid, halb Mantel war – und rundherum atemberaubend. Das weiße Haar mit den silbernen Strähnen hatte sie sich hochgesteckt und mit Stäbchen aus schwarzem Glas fixiert. Ihre unglaublichen Augen waren mit etwas verziert, das wie Diamantstaub glitzerte.
    Allein für diesen Anblick konnte er ihr fast verzeihen, dass sie ihn in die Höhle des Warg gezerrt hatte.
    Er machte etwas ähnliches wie eine Verbeugung. Sie ignorierte ihn. »Bringen wir es hinter uns«, flüsterte sie im Vorbeigehen, dann nahm sie schräg gegenüber ihres Vaters Platz, misstrauisch beäugt von dessen Schoßmonster.
    Garlyn setzte sich Kirai gegenüber im Schneidersitz auf das Kissen und betrachtete das glänzende Besteck, das ihm so ausgeklügelt vorkam wie die Instrumente eines Chirurgen. Verdammt, er hasste förmliche Anlässe wie diesen. Essen war dafür da, gegessen zu werden, und nicht zelebriert wie eine golwonische Oper. Nahm man das gabelartige Ding mit der integrierten Schneidefläche mit der linken oder der rechten Hand, und war das Löffelteil daneben für Suppe oder Soßen gedacht? Er wusste, dass Leute wie sein

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