Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
von Schiffsantrieben, dann schrill und messergleich, und er begriff, dass es ihre eigenen Schreie waren, die er hörte. Die vollkommene Schwärze jenseits des Schiffes zerrte an seiner Seele, drohte, alle Wärme, alles Leben aus ihm herauszusaugen.
    Und aus der Schwärze kamen die Monster, angezogen von seiner Angst wie Motten vom Licht. Mit leuchtenden Glotzaugen, Kiefern wie Schaufelbagger und Zähnen so scharf wie Laserskalpelle schwammen sie auf das Schiff zu, getrieben von Fischflossen aus schwarzen Schleiern. Ein Schwarm von Alpträumen.
    Sie rammten die Außenhülle, schlugen ihre Mäuler durch den durchlässig gewordenen Schild. Das Schiff schrie Warnungen, die als dunkle Klingen aus Schall in seine Ohren stachen. Die Schläge der Schattenmonster klangen wie das Dröhnen brechender Gletscher; der Ton war kalt auf seiner Haut, in seinem Verstand. Und er konnte nicht wegsehen – was er auch tat, er konnte nicht wegsehen.
    » Nein! «, schrie Garlyn und erschrak abermals vor seiner monströs mutierten Stimme. » Nein, nein! Hör auf! Bring uns zurück! Bring uns zurück! «
    Wieder ein Riss vor dem Schiff, diesmal mit Sternen gefüllt. Das Elfenbeinschiff raste aus dem Abgrund zurück in sein Heimatuniversum. Keine Spur von den Dru’hn oder den Schiffen der Syndolon. Die Farben kehrten zurück, die Schreie verstummten.
    Doch nicht die Einschläge auf das Schiff.
    Garlyn sah es auf dem Scanner: Der Alptraumschwarm war ihnen gefolgt und schlug und biss gegen die Elfenbeinhaut des Schiffes, wahnsinnig vor Hunger und Zorn.
    » Warnung «, sagte das Schiff. » Fraktur der Außenhülle in Sektion vier, achtzehn und einundzwanzig. Automatische Versiegelung eingeleitet. Warnung. Neue Fraktur in – «
    Garlyn packte die manuelle Waffenkontrolle, ließ den Scanner den Schwarm anvisieren. Partikelfeuer blitzte auf, schoss ein Monster nach dem anderen aus dem All, atomisierte sie.
    Selbst als keine weiteren Einschläge folgten und das Schiff Entwarnung gab, wagte Garlyn es nicht, die Waffenkontrolle loszulassen. Eine lange, lange Zeit war er allein damit beschäftigt, Luft zu holen.
    Nur langsam akzeptierte sein Verstand, was geschehen war: Die Helix hatte ein Portal geöffnet. Sie waren ihren Verfolgern entkommen. Sie lebten.
    Erst war es ein leises Kichern, das sich seiner Kehle entrang, dann wurde es zu einem Lachen.
    Wir haben’s geschafft!
    Als er das begriff, küsste Garlyn die Helix. Danke! Ich nehm’ alles zurück, was ich über dich gesagt hab’. Oder zumindest das meiste.
    »Ich hab’ doch gesagt: vertrau mir!«
    Garlyn drehte sich zu Kirai. Er vergaß seine Freude sofort, als er sah, wie sie die Arme um sich geschlungen hatte, ihr ganzer Körper vor Kälte zitternd, nacktes Grauen in ihren Augen.
    »Ki«, sagte er sanft. »Hey, ich bin’s!«
    Er streckte die Hand nach ihr aus. Doch sie wich vor ihm zurück, wimmernd vor Angst.

Die Wanderer
    Waridurs Fingernägel gruben sich in das Düsterholz seines Schreibtischs, während er den Berichten seiner Leute lauschte. Kirai und der Junge waren entkommen, eines seiner Schiffe war gestohlen, der Rest vernichtet, und Heska, seit Jahrzehnten sein treuester und fähigster Untergebener, tot.
    Die Raumüberwachung hatte die Flüchtlinge verfolgt und aufgebracht – und dann wieder verloren. Die Details variierten: Einer seiner Agenten berichtete, ihr Schiff sei in den Hyperraum entkommen. Ein anderer behauptete, eine plötzliche Raumzeitverwerfung habe die Maschine verschlungen.
    Diese Nacht würden Köpfe rollen; Waridur schwor sich, die Exekutionen selbst vorzunehmen. Doch im Augenblick stand er mit leeren Händen da. Und das Schiff mit Kahns Lakaien an Bord wartete im translunaren Orbit.
    Waridur schloss kurz die Augen, als das Kom-System eine eingehende Übertragung meldete. Für einen Moment überlegte er, sie weiter hinzuhalten. Doch das konnte sich als äußerst ungesund herausstellen.
    »Durchstellen«, befahl er.
    Wie zuvor übertrugen Kahns Handlanger nur ein Audiosignal.
    » Konnar Waridur. «
    Ein Schauer lief sein Rückgrat hinab, als er die Blut-und-Stein-Stimme wieder vernahm. Er versuchte, sich das Wesen vorzustellen, dem diese Stimme gehörte. Etwas an der Sprechweise klang künstlich, mechanisch – und gleichzeitig wirkte sie monströs organisch. Sprach er mit einem von Kahns sagenumwobenen, biomechanischen Kriegern, seinen namenlosen Vollstreckern?
    »Ich grüße Sie«, antwortete er, beinahe freundlich.
    » Die Kreatur ist Ihnen entkommen «,

Weitere Kostenlose Bücher