Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel
sich verabschiedet. Ich hab’ einen sekundären Energie-Bypass gelegt, das Baby schnurrt wieder wie ein Kätzchen!«
Parker lächelte stolz; Garlyn konnte den Stein, der ihm vom Herzen fiel, am eigenen Leib spüren. »Gute Arbeit, Linda! Hervorragende Arbeit!« Er klopfte ihr auf die Schulter. »Sie haben uns alle gerettet!«
Kowalski sagte nichts. Garlyn sah Tränen der Rührung in ihren Augen.
Parker drehte sich ihm zu. »Und jetzt bringt uns von hier weg.«
»Nein«, sagte Garlyn.
» Was? «
»Sie haben mich gehört.«
Parker richtete einen Finger auf Garlyns Brust. »Das war keine Bitte, Junge!«
»Und das hier ist mein Schiff.« Garlyn hielt dem glühenden Blick des Menschen ohne Wimpernzucken stand.
»Ihr seid nur zu zweit«, sagte Parker düster. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt.
»Ja«, sagte Garlyn. »Mit einem halben Dutzend Protonenblastern an Bord.«
»Du würdest uns abknallen ?« Er blickte zu dem Gewehr in Garlyns Hand.
»Es wäre nicht das erste Mal«, sagte Garlyn, insgeheim überrascht von sich selbst. Es klang wie etwas, das ein Crondar sagen würde.
Miss Kowalski schluckte. »Aber –!«
Parker fuhr ihr über den Mund. »Bist du irre , Junge? Willst du, dass wir alle krepieren? Was suchst du auf diesem verfluchten Planeten?«
»Einen Freund«, sagte Garlyn.
»Hörst du mir nicht zu? Es gibt hier niemanden mehr, außer meinen Leuten und diesen Dingern!«
»Sie wissen nur nicht, wo Sie suchen müssen.«
»Jetzt sei doch vernünftig! Von mir aus kannst du später wieder kommen. Aber zuerst müssen wir –«
»Nein«, sagte Garlyn wieder. »Dann ist es vielleicht zu spät. Ich flieg’ erst, wenn ich mit meinem Kumpel gesprochen hab’. Und versuchen Sie keine krummen Dinger. Das Schiff hört nur auf uns.«
»Das ist doch –!«
»An Bord ist Platz genug für alle Ihre Leute.« Garlyn wunderte sich über die Ruhe, die Kühle in seiner eigenen Stimme. »Außerdem gibt’s hier ’ne Medieinheit, dort können Sie die Verletzten aufpäppeln. Genug zu essen ist auch da. Wir haben Schilde, Waffen. Wir können die Dru’hn auf hundert Klicks Entfernung vom Himmel schießen.«
»Mr. Parker, vielleicht sollten wir –«
Kowalski verstummte sofort, als ihr Boss die Hand hob. Garlyn sah, welche Mühe es Parker kostete, seine Wut im Zaum zu halten.
»Ki und ich geben hier die Befehle. Wenn Ihnen das nicht passt, fliegen Sie von Bord. Ist das angekommen, Parker?«
Parkers Blick drohte, ihn zu tranchieren. »Also schön. Es ist angekommen«, sagte er, seine Stimme ätzend wie Säure.
»Gut für Sie.« Garlyn drehte sich zu Kowalski. »Danke. Für die Bastelei.«
»Gern geschehen«, murmelte sie.
»Genug geredet.« Parker funkelte Garlyn an. »Da draußen warten immer noch meine Leute!«
Sie fürchtete, dass sie den Gestank von faulem Fisch auch nach zehntausend Duschgängen nicht loswerden würde. Er war in ihren Kleidern, ihrem Haar, ihren Poren, verpestete ihr ganzes olfaktorisches System. Dann und wann stiegen Blasen aus der Tiefe auf – wahrscheinlich verursacht durch Fäulnisgase – und zerplatzten mit einem Furzen an der Oberfläche, was neue Stinkschwaden wehen ließ. Kirai fand es unmöglich, sich vorzustellen, dass dieser Ozean jemals etwas anderes gewesen war, als ein miefender, kotzefarbener Brei. Weiterhin bemüht, durch den Mund zu atmen, blickte sie sich um. Sie sah die drei Boote der Terraner in drei verschiedenen Richtungen am Horizont, wo sie angehalten hatten, um Meer und Himmel nach drohenden Schwierigkeiten abzusuchen. Doch es gab keine Zeichen von den Dru’hn.
Noch nicht.
Was mache ich hier eigentlich? , fragte sie sich mit verwirrtem Blinzeln. Auf dieser stinkenden Welt, mit Heskas Waffe in der Hand, umgeben von einem Haufen Terraner?
Ihre Flucht von Zuhause, Tirus Tod, der Flug durch den Hyperraum, ihre Zeit mit Garlyn – all das kam ihr plötzlich widersinnig vor. Falsch. Als sollte sie nicht hier sein.
Aber wo dann? Die letzten Monate war sie ziellos durch die Galaxis getrampt, ohne einen Ort, den sie Heimat nennen konnte. Wo gehörte sie hin?
Vielleicht nirgendwo. Vielleicht war es das Beste für sie, in Bewegung zu bleiben. Allein, so wie zuvor. Ungebunden, frei, niemandem Rechenschaft schuldig außer sich selbst. Das Gefühl, nach all den Jahren im Käfig aus Diamant ihre eigene Herrin zu sein, war berauschend gewesen.
Aber jetzt war da Garlyn.
Er war so radikal anders als alle anderen Wesen, die sie zuvor gekannt hatte. Unwiderstehlich,
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