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Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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namens Niele Akina gehörte. Seine Beute war bereits von Bord, als er das Schiff eingeholt hatte, aber Akinas Erinnerungen hatten ihm die Syndolon gezeigt, mit denen die Grauhaut gegangen war – und ihre Gesichtstätowierungen, die seine Informanten augenblicklich zuordnen konnten. So war er zum Haus von Konnar Waridur gekommen, wo er den Xirda-Seher in seine Gewalt bekommen hatte.
    Er war nicht der einzige, der das Wesen namens Garlyn jagte, das wusste er. Die halbe Galaxis schien hinter seiner Beute her zu sein. Doch er würde sie als erster in seine Finger bekommen. Und er würde seinen Rachedurst stillen, bevor er ihn verzehrte.
    »Ich sehe eine grüne Welt«, zirpte Tsirgul in seiner Seher-Trance. »Eine sterbende Welt. Wir sind nahe. Ganz nahe.« Den Geist des Insektoiden zu unterwerfen hatte Gaurus weniger Mühe gekostet als ein Atemzug. Um sich Tsirguls weiterer Kooperation zu versichern, hatte er den Xirda mit Drogen und Willensbrechern vollgepumpt, bis er nicht mehr war als eine organische Maschine, die genau tat, was er wollte.
    Die Weisungen des Sehers hatten sie bis in die entlegenen Weiten des Kashari-Sektors geführt. Nach tagelanger Reise durch den Hyperraum konnte Gaurus es fühlen: Die Jagd näherte sich ihrem Ende.
    Er saß im Kommandosessel seines Ein-Mann-Schiffes, eingehüllt in Dunkelheit, die nur vom Blinken der Konsole durchbrochen wurde. Sein Anzug aus Tarnpolymer war deaktiviert, sein Kopf lag frei: er wirkte wie ein Totenschädel, mit nur millimeterdünner, totenbleicher Haut überzogen. Seine knorrigen Hände mit ihren sechs Fingern waren wie Schraubzwingen um die Steuereinheit gelegt. Seine Augen, zwei leuchtende gelbe Schlitze, die tief in den Höhlen lagen, waren starr auf den winzigen Hauptschirm gerichtet.
    Tsirgul saß links von ihm, gefesselt. Wie schon seit Tagen murmelte er von der sterbenden grünen Welt, blind und taub für alles, was um ihn herum geschah. »Ich kann sie fühlen. Sie ist ganz nahe. So nahe.«
    Plötzlich zuckten seine Fühler alarmiert.
    »Meister, sie weiß, dass wir kommen«, zirpte er. »Sie hat meine Verbindung zu ihr bemerkt!«
    »Ist das ein Problem?«, fragte Gaurus, ohne sich umzudrehen.
    »N-Nein«, antwortete der Xirda müde. »Sie will auf dem Planeten bleiben. Mit der Grauhaut. Sie suchen etwas. Suchen. Suchen.«
    »Dann gibt es keinen Grund, sie nervös zu machen.« Gaurus’ linke Hand löste sich von der Steuereinheit. Zwei Finger, die in eisenharten Nägeln endeten, zuckten vor – und bohrten sich tief zwischen die weiche Stelle unter Tsirguls Kinn, die nicht von dunkelgrünen Chitin geschützt war.
    Der Xirda starb augenblicklich und ohne einen Laut. Als Gaurus die Finger zurückzog, sahen sie aus, wie in violette Farbe getaucht.
    Er wandte sich wieder dem Hauptschirm zu.
    Ja, er fühlte es. Seine Beute war nahe.
    Vor ihnen tat sich eine Welt aus feuchtklebriger Finsternis auf, während die Vago in zweihundert Meter Tiefe durch die Schleimfluten glitt wie ein Messer durch verdorbenen Pudding.
    Die Bugscheinwerfer des Schiffes waren ausgeschaltet, einzig der Scanner zeigte ihnen, wohin sie fuhren. Dann und wann tauchten auf dem Display seltsame Formationen auf. Die meisten davon waren die Überreste von Weltraumschrott, der in Jahrtausenden auf den Planeten niedergeregnet war. Andere waren übergroße, verknöcherte Korkenzieher oder hauchzarte Gerippe von etwas, das beinahe ein Vogel hätte sein können – Viridis’ Fauna, vom Schleim verschluckt und begraben. Die ganze Welt war ein einziges, sumpfiges Grab.
    Nein , dachte Garlyn. Es muss etwas geben. Einen Funken Leben, egal wie klein. Es kann nicht alles tot sein!
    Er saß hinter der Hauptkonsole, Kirai an seiner Seite, während Parker ihnen stehend über die Schultern blickte. Garlyn hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass er nicht wusste, ob er sie je wieder öffnen konnte. Er hoffte, betete, dass sie dem Planeten nicht noch weitere Schmerzen zufügten, indem sie durch seine Gallertmassen schnitten. Er hatte diese Schmerzen am eigenen Leib gespürt; damals, als er mit dem Geist des Meeres verbunden gewesen war und die Dru’hn sie angegriffen hatten.
    Aber bislang hatten sie gut fünftausend Kilometer Schleim durchpflügt, ohne dass das Meer reagiert hatte. Wie man es von toter Materie erwarten würde.
    Es muss etwas geben! Es muss!
    Was, wenn er sich irrte? Sein Herz trommelte vor Verzweiflung. Was, wenn das Bewusstsein des Geistes völlig erloschen war? Wenn es das Klügste

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