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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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zurückdrückten.
    »Au«, zischte ich und drehte den Kopf nach hinten.
    Hinter mir stand ein Junge, der alle anderen um mindestens zehn Zentimeter überragte. Sein Blick war verkniffen, geradezu dunkel. Eine lange Narbe zierte seine Wange. Ich vermutete, dass sie ihm mit einem Messer zugefügt worden war. Außerdem hatte er ein Augenbrauenpiercing. Es musste noch frisch sein, die Haut war geschwollen.
    »Hier geblieben«, sagte er und grinste mich unverhohlen an. Seine Zähne wirkten wie die eines Raubtieres.
    »Was soll das? Lass mich los«, protestierte ich trotz aller Angst. Zumindest funktionierte meine Stimme noch.
    Er lachte. Laut, schrill, fast schon hysterisch, wie eine Hyäne. Und bei genauerem Hinsehen sah er auch wie eine aus.
    »Nicht so kratzbürstig, Kleine.«
    »Das ist das Mädchen aus dem Desert Spring, von dem wir dir neulich erzählt haben, Sid.«
    »Sieh an, sieh an.«
    Sid? Mein Herz begann sofort, schneller zu schlagen. Diesen Namen hatte ich doch schon mal gehört. Das war der Exfreund von Ira, der auch Roys Laden ausgeraubt und vermutlich dessen Hund getötet hatte. Langsam fügte sich alles zusammen.
    »Und ihr habt meiner Tante die Scheibe eingeschlagen«, brach es aus mir heraus.
    »Das halte ich für ein Gerücht«, entgegnete Sid in einem gefährlichen Tonfall.
    »So? Den Sheriff und die anderen könnt ihr vielleicht täuschen, aber ich weiß, dass ihr dahintersteckt.« Meine Güte, wozu ein Mensch in der Lage war, wenn genügend Adrenalin durch seine Venen jagte! Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Und ich hoffte inständig, ich würde endlich die Klappe halten und mich nicht noch tiefer in den Schlamassel reinreiten. Aber dafür war es vermutlich schon zu spät.
    Ich blickte in die starren Gesichter der Jungen. Sie schienen nicht minder geschockt als ich. Sids Griff an meinen Schultern wurde fester.
    »Ich habe ein paar Neuigkeiten für dich, Kleine. Der Sheriff ist mein Dad, und mein Dad vertraut mir.«
    Ach du lieber Himmel. Kein Wunder, dass Sid glaubte, sich alles erlauben zu können, wenn Daddy das Oberhaupt der hiesigen Polizei war – was sollte da schon groß passieren? Es war geradezu ironisch, dass Sheriff Hunter glaubte, seinen Sohn unter Kontrolle zu haben. Dank der guten Erziehung. Ich hätte fast losgelacht.
    »Plötzlich sprachlos, Wildkätzchen?«, fragte er und schnurrte wie eine Katze, die sich über ein köstliches Fressen freute.
    Seine Finger strichen über meinen Nacken. Ein widerliches Gefühl. Ich spürte einen langen Fingernagel, der meine Haut leicht ritzte.
    Hilfesuchend sah ich mich im Club um. Irgendwie musste ich auf mich aufmerksam machen. Aber die Leute um mich herum waren mit sich selbst beschäftigt. Und die Musik war so laut, dass sie unsere Unterhaltung nicht hörten.
    Sids Hand glitt tiefer.
    »Fass mich nicht an.« Ich schlug seine Hand weg, er machte einen Schritt zurück, und ich sprang wütend von meinem Stuhl auf. Wie konnte er es wagen, mich anzutatschen?
    »Das geht zu weit«, knurrte ich.
    »Wow. Du bist ja wirklich eine Wildkatze. Eine wie dich muss man zähmen.« Er schlug sich mit der Hand auf den Hintern, dass es knallte. Igitt. Und plötzlich ging alles sehr schnell. Sid stand mit einem Mal dicht vor mir. So dicht, dass mir von seinem Alkoholatem übel wurde. Er beugte sich zu mir herunter, und seine Lippen drückten sich beinahe auf meine. Ich sage absichtlich »beinahe«. Denn im selben Moment hatte ich plötzlich ein Bierglas in der Hand. Keine Ahnung, woher. Wahrscheinlich hatte es einer der Jungen zum Tisch mitgenommen und dort abgestellt. Ich schüttete es Sid über den Kopf. Er schrie, kniff die Augen zusammen und taumelte zurück, als hätte ich ihm ätzende Säure ins Gesicht gekippt.
    Nachdem er festgestellt hatte, dass er keine Verbrennungen davontragen würde, trat er auf mich zu.
    »Miststück, das hast du nicht umsonst getan«, brüllte er mich an. Seine Faust raste zielstrebig auf mein Gesicht zu, doch etwas hielt ihn davon ab zuzuschlagen. SeineFreunde hielten seine Arme fest und zerrten ihn ein Stück zurück, um ihn zu beruhigen. Sids Gesicht lief vor Wut puterrot an. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich auf der Stelle von einem Blitz getroffen worden und in die ewigen Jagdgründe eingegangen.
    »Ruhig, Mann, die legt es doch drauf an«, meinte der Junge mit dem Basecap.
    Leute sahen zu Sid herüber. Wenn er so weitermachte, würden sie ihn rauswerfen. Das war nicht nur mir, sondern auch ihm klar. Er warf mir

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