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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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Ich bin okay.« Zitternd legte ich meine Hand auf seine.
    Ich war so unendlich froh darüber, ihn zu sehen,dass mir fast die Tränen kamen. Dieses Mal, davon war ich überzeugt, hätten sie mich erwischt, und was dann geschehen wäre, wollte ich mir lieber nicht ausmalen.
    Meine Beine fühlten sich schwach an. Ich konnte mich nicht länger aufrecht halten, knickte ein, aber Rin fing mich auf. Seine Hände hielten mich fest, und mein Kinn sank an seine Brust.
    »Danke, dass du da warst«, flüsterte ich. Sein Duft stieg mir in die Nase. Wald. Wiese. Pferde.
    »Wie gut, dass ich in der Nähe war.«
    Für den Moment war sein Geruch so berauschend, dass ich ihn einfach noch länger genießen wollte.
    »Entschuldige«, sagte ich benommen und richtete mich auf.
    »Schon okay.« Er lächelte so warm und freundlich, dass mir die Beine noch einmal weich wurden. Dieses Mal allerdings aus gänzlich anderen Gründen.
    »Kannst du gehen?«, fragte er und bot mir seinen Arm an.
    »Na klar. Diese Jugendlichen haben mir zwar eine Mordsangst eingejagt, aber laufen kann ich trotzdem.« Ich versuchte zu lachen, um meine Anspannung zu überspielen.
    »Ich wollte es deswegen wissen.« Rin deutete ruhig auf meine immer noch zitternden Beine.
    »Oh. Das habe ich gar nicht gemerkt.« Ich versuchte, die Knie stillzuhalten, was kläglich misslang. Sie hatten förmlich ein Eigenleben entwickelt.
    »Aber mit deiner Hilfe wird es schon gehen«, vermutete ich. »Was machst du eigentlich hier?«
    »Ich war auf dem Weg zu diesem Club.«
    Wir gingen die Hauptstraße hinunter. Irgendwo in der Nähe musste die Bushaltestelle sein.
    »Ich dachte, du wolltest nicht kommen?«
    Rins Stimme und Miene blieben völlig ernst. »Ich habe eben meine Meinung geändert.«
    Das sah ihm nicht ähnlich. Zumal ich Schwierigkeiten hatte, ihn mir in einem Club vorzustellen. Die Lautstärke der Musik würde er gewiss als störend empfinden. Von den flackernden Lichtern ganz zu schweigen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er dort einen »Kulturschock« erleiden würde.
    »Ich hatte eine Ahnung, dass etwas geschehen würde«, erklärte er.
    »Jetzt erzähl mir bitte nicht, dass du nicht nur ein Krähenflüsterer bist, sondern auch noch in die Zukunft sehen kannst.« Ich versuchte, es mit Humor zu nehmen, in Wahrheit beunruhigten mich seine Worte sehr. War es das, was ich die ganze Zeit wahrnahm? Eine Art übersinnliche Gabe?
    »Es ist nicht immer klar, was die Zukunft bringt, und doch spüre ich winzigste Veränderungen im Fluss der Zeit. Manchmal ist es nur eine Ahnung, manchmal mehr. Ein Traum, ein Bild oder ein konkretes Gefühl.«
    »Du wusstest, dass sie hinter mir her sein würden, stimmt’s?«
    Ein dunkler Schimmer überschattete seine Augen. Es sah unheimlich aus. Als wäre tief in seinem Innern eine Kraft, die ihn antrieb, aber auch Fähigkeiten verlieh, die nicht menschlichen Ursprungs waren.
    Rin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, dann atmete er tief durch. »Nein. Doch ich spürte, dass du in Gefahr sein würdest. Es war wie ein Stich in mein Herz,der so tief ging, dass er mich fast von den Beinen riss. In mir wuchs die Angst, etwas Wichtiges, Bedeutsames zu verlieren, das ich keinesfalls verlieren wollte. Verstehst du, was ich sagen will?«
    Ich nickte.
    »Deswegen bin ich so schnell gekommen, wie ich konnte. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas zugestoßen wäre.«
    Gerührt lehnte ich mich an ihn, erschöpft, aber auch froh darüber, einen Beschützer wie ihn zu haben. Wenngleich mir seine Fähigkeiten Unbehagen bereiteten. Eben das schien er zu erspüren.
    »Was bedrückt dich, Jorani?« Mir gefiel es, wie er meinen Namen aussprach. Zärtlich. Liebevoll.
    »Mich bedrückt nichts. Ich frage mich nur, wie das alles funktioniert? Kannst du diese, nennen wir sie, Visionen herbeirufen, wenn du es möchtest?«
    Sacht legte er den Arm um mich, gab mir Halt. »So leicht geht das nicht. Ich sehe nur das, was die Zorwaya mir gestatten. Sie beeinflussen alles. Unsere Umwelt, uns selbst, die Zeit und das Schicksal. Für unsere Augen sind sie unsichtbar, aber sie lenken mehr, als wir uns vorstellen können.«
    Gänsehaut bildete sich auf meinen nackten Armen und den bloßen Schultern. Ich wusste nicht, was er war, doch ich war sicher, er war kein normaler Mensch.
    »Ist dir kalt?«, fragte Rin.
    »Ein bisschen.«
    Er zog seine Jacke aus und legte sie mir um.
    »Danke. Du bist so gut zu mir.« Ich sog seinen markanten animalischen Duft ein. »Ich

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