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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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einen letzten verächtlichen Blick zu und verschwand mit seinem Gefolge aus der 80 er-Lounge. Für einen kurzen Moment war ich erleichtert, doch der Gedanke, dass Sid und seine Freunde immer noch im Club waren und wir uns jederzeit ein zweites Mal über den Weg laufen konnten, machte mich nervös. Ich wollte gehen. Auf der Stelle.
    Unzählige Augenpaare starrten mich an. Der Abend war so was von gelaufen. Und diese neugierigen Leute machten meine Situation nicht gerade besser. Ich schnäuzte in mein Taschentuch und versuchte, mich zu beruhigen. Man fing an zu tuscheln. Wegen der lauten Musik verstand ich kein einziges Wort. Köpfe wurden zusammengesteckt. Man zeigte unverhohlen auf mich.
    Die Entscheidung, nach Hause zu fahren, war schnell gefällt. Allerdings hatte ich ein Problem. Ich war auf meine Mitfahrgelegenheit angewiesen. Aber Ira war nirgends zu finden, so dass mir nur die Möglichkeit blieb, den Bus zu nehmen. Ein Taxi konnte ich mir nicht leisten. Um 22 Uhr fuhr der letzte Bus nach Calmwood. Ich musste mich also beeilen. Rasch verabschiedete ich mich, bevor Pway mich überredete, doch noch zu bleiben. Er schien zu merken, dass ich zu keinem Kompromiss bereit war, und wollte mich wenigstens bis zur Bushaltestelle begleiten. Aber ich war nicht gut auf ihn zu sprechen.
    Glücklicherweise gelang es mir, ihn zu überreden, auf Linda aufzupassen, die den Abend sichtlich genoss. Er ließ jedoch erst von mir ab, als er ganz sicher war, dass ich seine Wegbeschreibung zur Bushaltestelle auch wirklich verstanden hatte.
    Ich atmete erleichtert auf, als ich durch die Seitentür auf den Parkplatz des Cobra Clubs gelangte. Nach ein paar Schritten stabilisierte sich mein Kreislauf.
    Ich folgte den von Pway beschriebenen Straßen, die um diese Uhrzeit viel belebter waren als die Straßen in Calmwood. Dann kam ich in eine Gegend mit weniger Leuchtreklame. Und plötzlich spürte ich es. Ein unbestimmtes, doch zunehmend drängenderes Gefühl, verfolgt zu werden. Ich drehte mich um. Niemand war hinter mir. Aber das Gefühl war so stark, dass ich sicher war, mich nicht zu täuschen. Das Herz schlug mir bis zum Halse.
    Ich entschied, dass es am besten war, wenn ich unter Menschen blieb. Aber das war leichter gesagt als getan. Die Straße in Richtung Bushaltestelle wurde immer leerer. Vermutlich bewegte ich mich aus dem Zentrum Rapid Citys hinaus.
    Als ich nicht weit entfernt die hellen Lichter einer geöffneten Tankstelle bemerkte, legte ich einen Schritt zu. Ich stieß die Glastür auf, und der Mann an der Kasse erschrak über mein abruptes Eintreten.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte er ängstlich, als fürchtete er, ich würde gleich meine Pistole ziehen und ihn überfallen.
    Ich schüttelte den Kopf und tat, als würde ich mich beiden Zeitschriften umsehen. In Wahrheit spähte ich unauffällig nach draußen. Die Dunkelheit erschwerte es mir, irgendetwas zu erkennen, das sich nicht im unmittelbaren Umfeld der Tankstelle befand. Die wenigen Straßenlaternen machten das Ganze nicht gerade besser. Und helle Leuchtreklamen gab es hier wenige.
    Ich weiß nicht genau, wie lange ich mich in der Tankstelle aufhielt, ich spürte nur, dass mich der Tankwart im Auge behielt. Vielleicht hatte er Angst, ich würde etwas mitgehen lassen. Oder er hatte Gefallen an meinem körperbetonten Outfit gefunden, das freilich nicht für einsame Nachtspaziergänge durch die Stadt geeignet war.
    Nachdem ich mich einigermaßen sicher fühlte, verließ ich die Tankstelle, blieb aber vor der Tür stehen und sah mich gründlich um. Niemand war zu sehen. Das hatte zwar nichts zu bedeuten, dennoch fühlte ich mich etwas sicherer. Vielleicht hatte ich mir meine Verfolger nur eingebildet? Ich beschloss, meinen Weg zur Bushaltestelle fortzusetzen. Bereits nach wenigen Metern hörte ich Schritte hinter mir, und als ich mich umdrehte, konnte ich zwei Gestalten erkennen, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Der eine war ziemlich groß und trug ein Basecap, der andere hatte eine mir inzwischen nur zu vertraute Stachelfrisur. Mist. Ich hätte meinem Bauchgefühl vertrauen sollen. Nun saß ich wirklich in der Tinte.
    Eilig bog ich um die Ecke in eine kleine Seitengasse, in der wahnwitzigen Absicht, sie in einer Gegend abzuhängen, die ich nicht kannte. Ich rannte, so schnell ich konnte, die Straße hinunter, bog um eine weitere Ecke und geriet immer tiefer in das Labyrinth des nächtlichen Rapid City.
    Schnell war ich außer Puste und musste stehen

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