Schattenriss
Unterhändlers langsam, aber sicher rasend machte.
Und auch Hinnrichs neben ihm machte ein Gesicht, als ob er
Goldstein am liebsten den Hörer aus der Hand reißen würde. »Es interessiert Sie, wer ich bin?«
»Ja.«
»Okay, dann sag ich’s Ihnen ...«
Die Pause, die der Ankündigung des Entführers folgte, hatte etwas Unheilvolles.
Jens Büttners Schönlingsaugen klebten an Goldsteins Gesicht wie ein Schwarm Wespen an einem Puddingteilchen, doch der erfahrene Unterhändler verzog keine Miene.
»Ich bin derjenige, der keine Sekunde zögert, eine Geisel nach der anderen zu erschießen, wenn ihr Pisser nicht endlich tut, was ich verlange. Und da Sie anscheinend so viel Wert auf greifbare Beweise legen, fange ich jetzt gleich damit an.«
Monika Zieraus Kopf ruckte hoch.
Er blufft nur , hielt Goldsteins Blick ihr entgegen. Vertrau mir ... Im selben Moment zerriss der Knall eines Schusses die Stille über dem Mahagonitisch.
Inger Lieson öffnete die Lippen zu einem stummen Schrei. Dann sprang sie auf und rannte wie von tausend Teufeln gehetzt aus dem Zimmer.
»Sie ist tot«, sagte der Mann, der sich Teja nannte. »Ich hoffe, Sie sind jetzt zufrieden.«
In Goldsteins Augen mischten sich Irritation und ungläubiges Staunen.
»Und jetzt seien Sie so gut und fragen mich, was mit dem Geld, das Sie so überaus freundlich bereitgestellt haben, geschehen soll«, fuhr der Entführer fort, bevor der studierte Soziologe irgendeine Frage stellen konnte.
Sie ist tot ...
Verhoeven sah Hinnrichs an und erkannte im Gesicht seines Vorgesetzten seine eigene Bestürzung.
»Natürlich«, beeilte sich Goldstein unterdessen, der vorangegangenen Aufforderung des Geiselnehmers nachzukommen. »Wohin sollen wir das bereitgestellte Geld bringen?«
Wir, dachte Verhoeven. Selbst in einer Situation wie dieser wählt er seine Formulierungen äußerst geschickt ...
» Sie werden mir gar nichts bringen«, widersprach der Mann, der sich Teja nannte, umgehend und stellte damit ein weiteres Mal unter Beweis, dass er viel zu intelligent war, um sich so einfach aufs Glatteis führen zu lassen.
Verhoeven fing einen Blick von Goldstein auf, und die Lippen des erfahrenen Unterhändlers formten das Wort »mir«.
Stimmt, dachte er. Dieser Kerl hat tatsächlich »mir« gesagt. Nicht etwa »uns«, was Goldsteins Annahme bestätigen würde, dass das persönliche Motiv in diesem Fall Teja selbst betrifft. Folglich wäre er derjenige, der in der Bank nach Malina gefragt hat, resümierte Verhoeven. Aber warum?
Sie werden mir gar nichts bringen ...
»Packen Sie das Geld in eine Reisetasche. Sie wissen schon, so ein Ding aus Nylon. Schwarz. Ein handelsübliches Modell. Und nehmen Sie die Banderolen ab.«
Er ist verdammt raffiniert, las Verhoeven in Hinnrichs Blick. Raffiniert und erfahren. Er weiß, wie leicht es ist, in den Banderolen kleine Peilsender zu verstecken. Er kennt die Tricks.
»Herr Lieson wird mit dieser Tasche ...«
»Augenblick«, fiel Goldstein dem Entführer ins Wort, und die übrigen Anwesenden hielten erschrocken den Atem an, weil er es wagte, den Geiselnehmer schon so kurz nach einer derartigen Eskalation wieder zu unterbrechen. »Das ist einer der Punkte, über den wir noch reden müssen.«
Schweigen.
Verhoeven beobachtete Goldstein, um zu sehen, was der Unterhändler nun vorhatte. Doch Goldstein senkte den Kopf, sodass ein Großteil seines Gesichts im Schatten seines Basecaps verschwand.
»Herr Lieson befindet sich bedauerlicherweise auf einer Geschäftsreise. Aber ... Hey, es macht Ihnen doch nichts aus, wenn jemand anderer das Geld überbringt, oder? Ich zum Beispiel.«
»Doch.«
»Warum?« Goldstein lachte wieder, doch dieses Mal klang es ein wenig gezwungen. »Ich bin zuverlässig. Ich bin nicht unerfahren, und ich bin ganz entschieden lebenslustig. Was im Klartext heißt, dass ich Ihnen nicht mehr Ärger als nötig bereiten werde.«
»Ich habe nein gesagt.«
Monika Zieraus Augen verengten sich, und ihre Miene drückte deutlich aus, dass Goldstein den Bogen ihrer Meinung nach schon wieder überspannte. Wenn er tatsächlich Ernst gemacht hat, haben wir jetzt neben einem toten Kassierer auch noch eine tote Geisel , sagten ihre Augen. Also reiß dich um Gottes willen zusammen und geh auf ihn ein, klar? Lüg ihn an, komm ihm entgegen, was auch immer ... Hauptsache, du gewinnst erst mal Zeit!
»Aber ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass Herr Lieson gegenwärtig nicht in der Stadt ist.«
»Dann schaffen Sie ihn
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