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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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müssen sie rufen ...«
     
     
     

6
     
    »Und?«, schrie Goldstein. »Habt ihr den Kerl?«
    Der ältere der beiden Kommunikationstechniker knallte eine Umgebungskarte der hessischen Landeshauptstadt auf Walther Liesons Mahagonitisch. »Der Geiselnehmer befand sich zum Zeitpunkt des Anrufs genau hier.« Sein fleischiger Finger bezeichnete einen Punkt auf der anderen Rheinseite.
    »Was ist dort?« Goldstein riss sein Basecap vom Kopf und warf es neben die Karte auf den Tisch.
    »Eine Schrebergartenkolonie«, antwortete der Mann. »Sie liegt unmittelbar unterhalb der S-Bahn-Haltestelle Mainz Nord.«
    »Schrebergärten?« Goldstein verzog das Gesicht. »So etwas ist wohl kaum geeignet, um sieben Geiseln zu verstecken, oder?«
    »Bestimmt nicht.« Der Kommunikationstechniker bekaute einen Kugelschreiber, den er aus der Brusttasche seiner Jacke gezogen hatte. »Ganz abgesehen davon, dass sich dieser Kerl unter Garantie darüber im Klaren gewesen ist, dass die Dauer seines Anrufs locker ausreicht, um seinen Standort ausfindig zu machen.«
    Goldsteins Adleraugen richteten sich wieder auf die Karte. »Schrebergärten und eine S-Bahn-Haltestelle also«, murmelte er. »Und sonst? Wie ist es dort sonst?«
    Der Kommunikationstechniker überlegte einen Augenblick. »Ruhig, aber nicht zu ruhig, würde ich sagen. Zumindest nicht an einem Samstagvormittag bei gutem Wetter.«
    »Was ich sagen will: Könnte Teja es tatsächlich gewagt haben, eine oder mehrere Geiseln dorthin mitzunehmen?«
    »Kaum.«
    »Also hat er tatsächlich geblufft.«
    Es war eine nach außen hin völlig ungerührte Feststellung des erfahrenen Unterhändlers. Und dennoch hatte Verhoeven das Gefühl, dass Richard Goldstein erleichtert war. Mehr noch: Da war ein leiser Triumph in seiner Stimme. Ich hatte recht. Meine Einschätzung war richtig. Verhoeven sah zu Jens Büttner hinüber, der unablässig SMS tippte. Sie sind hier, weil man sagt, dass Sie Ihren Job verstehen. Und von ein paar Ausrutschern einmal abgesehen, mag das durchaus zutreffen.
    »Schicken Sie ein Team in diese Schrebergartenkolonie und suchen Sie da jeden Millimeter Boden ab«, wies Goldstein indessen einen von Hubert Jüssens Beamten an, der sich in einer Ecke des Wohnzimmers zur Verfügung gehalten hatte. »Ich gehe doch wohl recht in der Annahme, dass sich das Handy, das er benutzt hat, noch immer am selben Platz befindet?«, wandte er sich dann wieder an den Kommunikationstechniker, der vor dem Tisch verharrte wie ein Felsen.
    Der Angesprochene sah kurz zu seinem Kollegen hinüber und nickte. »Wenn er klug ist, hat er sofort nach dem Gespräch die SIM-Karte und den Akku entfernt.«
    »Natürlich hat er das«, brummte Goldstein. »Und ich verwette meine nicht gerade unüppige Pension darauf, dass er beides niemals ohne Handschuhe angefasst hat.«
    Der Kommunikationstechniker stieß ein verärgertes Zischen aus, das offenbar zugleich Zustimmung signalisieren sollte, und kehrte dann an seinen Platz neben seinem Kollegen zurück.
    »Der gestrige Anruf kam laut Einzelverbindungsnachweis von einer öffentlichen Telefonzelle am Hauptbahnhof«, erinnerte Luttmann, der die entsprechenden Punkte bereits in der Karte auf seinem Monitor markiert hatte.
    »Kein Zweifel«, sagte Hinnrichs. »Die Kerle sind noch in der Gegend. Und sie wollen auch, dass wir das wissen.«
    Goldstein erhob sich aus seinem Sessel und ging schwerfälligen Schrittes zu Luttmann hinüber. »Ruf die Kollegen an und frag sie, wie weit sie mit den Maklern sind.«
    Der junge Kriminaltechniker schob seinen Kaugummi auf die andere Seite und lächelte sein ansprechendes Jungen lächeln. »Schon erledigt. Wir haben eine Liste mit kürzlich angemieteten Objekten erstellt.«
    »Und was, bitte schön, verstehen Sie in diesem Zusammenhang unter kürzlich?«, fragte Hinnrichs mit zweifelnder Miene.
    »Alles, was in den letzten acht Wochen weggegangen ist«, antwortete Luttmann. »Wenn wir damit durch sind, können wir den Zeitrahmen immer noch erweitern.« Er griff gedankenverloren nach der aktuellen Coladose, trank aber nicht. »Jüssens Leute werden sich zuerst die Objekte vornehmen, die allein oder doch zumindest irgendwie abgeschirmt liegen. Außerdem kümmern sich zwei weitere Teams um die umliegenden Industriegebiete.«
    »Sie sollen sich auf Lagerhallen und leer stehende Fabrikanlagen konzentrieren«, sagte Goldstein, der an seinen Platz zurückgekehrt war und wie gebannt auf sein Dossier hinunter blickte. Auf die Notizen, die er

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