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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wir davon ausgehen, dass sie die Geiseln töten werden, jetzt, da sie sie nicht mehr brauchen. Und außerdem haben Sie nichts, was Sie ihm bieten können. Sie haben keinen Beweis dafür, dass dieser Zeitschriftenhändler Malina ist.«
    Verhoeven blickte zu der düsteren Fabrikanlage hinüber und hörte mit einem Mal seinen Mentor sprechen.
    Du und deine Suggestivfragen , schimpfte Karl Grovius’ klangvolle Stimme hinter seiner Stirn. Siehst du, das hast du nun davon, wenn du deinen Zeugen die Richtung vorgibst! Du hörst zwar, was du hören willst, aber du weißt nie, ob es auch wirklich Hand und Fuß hat …
    Vielleicht brauchen wir gar keine Foto-Identifikation, dachte Verhoeven. Vielleicht haben wir etwas viel Besseres!
    Er riss sein Handy vom Gürtel und wählte die Nummer von Walther Liesons Privathaus. Dort nahm ein Beamter ab, doch nach kurzem Geplänkel hatte Verhoeven den Mann so weit, dass er ihm Inger Lieson ans Telefon holte.
    »Was ist passiert?«, fragte die Bankiersgattin mit besorgter Stimme. »Sind Sie okay?«
    »Ja, alles klar«, sagte Verhoeven. »Ich muss Ihnen nur noch eine Frage stellen.«
    »Ja?«
    Mein Mann und Quentin Jahn sind befreundet. Sie spielen Schach zusammen ...
    »Würden Sie die Augen schließen und sich noch einmal die Situation vorstellen, in der Ylva Bennet Ihren Mann angestarrt hat?« »Ich versuch’s.«
    »Sehen Sie die beiden?«
    »Schemenhaft«, antwortete Inger Lieson. »Das Gesicht der Frau ist so eindrücklich, dass alles andere dahinter verschwindet.« »Und sie blickt zu Ihrem Mann hinüber?«
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Was meinen Sie?«
    »Woher wissen Sie, dass es Ihr Mann ist, den sie ansieht?« »Wegen der Richtung«, antwortete Inger Lieson fest. »Ich weiß doch, wo mein Mann steht.«
    »Und wer steht bei ihm?« Verhoeven formulierte es bewusst so
    neutral. Er wollte den gleichen Fehler kein zweites Mal machen. Inger Lieson überlegte einen Moment. »Irgendein Landtagsabgeordneter, glaube ich. Und seine Frau. Sie trägt ein blassblaues
    Kostüm, das ihr mindestens eine Nummer zu klein ist.«
    »Und sonst?«, fragte Verhoeven. »Steht da sonst noch jemand?« »Ja ...«, sagte Inger Lieson plötzlich. »Da ist auch noch ...« »Verdammt!«, ließ die aufgeregte Stimme seines Vorgesetzten
    Verhoeven zusammenfahren. »Was ist da drin los?«
    »Im Inneren der Fabrikanlage ist ein Schuss gefallen«, meldete ein SEK-Beamter, indem er eine Hand gegen sein verkabeltes Ohr legte.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Verhoeven.
    »Und was jetzt?«, rief Lübke.
    »Wir gehen rein«, entschied Brennicke, ohne eine Miene zu verziehen.
     
     
     

12
     
    »Was war das?«
    Winnie Heller lauschte angestrengt in die Stille über dem Grubenrand.
    »Klang wie ein Schuss«, befand Quentin Jahn.
    »O Gott, o Gott, o Gott«, wimmerte Jenna. »Jetzt werden sie kommen und uns erschießen und ...«
    Weiter kam sie nicht, denn über dem Rand wurden Stimmen laut.
    »... scheißegal«, hörten die Gefangenen Bernd sagen. »Ich will mein Geld und zwar sofort.«
    Die Antwort war nicht zu verstehen, aber gleich darauf meldete sich der jüngste der Entführer zu Wort. »Maik, bitte!«, sagte er. »... habe Angst.«
    Es ist so weit, dachte Winnie Heller. Die Sache eskaliert! »Bleiben Sie weg da!«, rief sie Jenna zu, die wie in Trance zur Treppe stolperte.
    Doch die Blondine ließ sich nicht aufhalten. Sie hatte bereits die ersten Stufen erklommen, als aus dem Dunkel über der Grube ein neuer Schuss erklang.
    »Scheiße!«, rief eine Männerstimme, die so verfremdet klang, dass Winnie Heller sie nicht mehr zuordnen konnte. »Die Bullen!«
    Dann war es von einem Augenblick auf den anderen gespenstig still.
    Jenna blieb mitten auf der Treppe stehen und gab dadurch ein prächtiges Ziel ab. Und auch die anderen waren aufgestanden, selbst Mousa, dem es nach der Einnahme seines Medikaments allmählich besser zu gehen schien.
    Sie sind da!, war das Erste, was Winnie Heller dachte, nachdem sie sicher war, dass die Ruhe Bestand hatte. Sie haben uns tatsächlich gefunden! Der nächste Gedanke, der sich in ihrem Kopf manifestierte, war, dass sie Schutz suchen mussten. Denn eines stand fest: Falls die Entführer durchdrehten, gab es hier unten nichts, das ihnen Deckung bot. Und durchdrehen würden sie wahrscheinlich spätestens dann, wenn sie mitbekamen, dass sie nicht wegkamen, weil ein Spezialeinsatzkommando das Gebäude umstellt hatte.
    Ich will mein Geld und zwar sofort ...
    Der Satz, den sie

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