Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
Vom Netzwerk:
von Bernd aufgeschnappt hatten, bedeutet wohl, dass die Übergabe bereits stattgefunden hat, dachte Winnie Heller. Vielleicht haben die Kollegen den Boten bis hierher verfolgt, und jetzt haben die Entführer zwar das Geld, aber sie können nicht weg. Es sei denn ...
    »Hören Sie mir zu«, wandte sie sich an ihre Mitgefangenen, die in einer Mischung aus Ratlosigkeit und Panik verharrten, wo sie gerade standen. »Wir müssen hier so schnell wie möglich raus. Also gehen wir jetzt da rauf und verstecken uns, haben Sie verstanden?«
    Niemand antwortete ihr.
    Nur Evelyn fragte: »Wozu soll das gut sein?«
    »Die Kollegen werden mit Sicherheit versuchen zu verhandeln«, erklärte Winnie Heller, um die Angst nicht noch zu vergrößern. »Aber die Entführer wissen, dass sie nicht so einfach hier rausspazieren können.«
    »Und werden uns als Schutzschild nehmen«, schloss Quentin Jahn.
    »Möglich«, sagte Winnie Heller. »Aber dort oben gibt es einen Raum, in dem wir uns vielleicht verstecken können. Es ist die linke der drei Türen. Da steht ein alter Generator oder so was in der Richtung, und es ist sehr dunkel da.«
    »Ich war dort«, hielt Quentin ihr entgegen. »Es ist eine Sackgasse.«
    »Wollen Sie lieber den Ausgang suchen und dabei den Entführern direkt in die Arme laufen?«, versetzte Winnie Heller.
    Der Zeitschriftenhändler senkte den Blick.
    »Sie haben recht, wir sollten keine Zeit verlieren«, sagte Abresch und ging seinerseits auf die Treppe zu.
    Evelyn folgte ihm.
    Winnie Heller rannte hinter ihr her und kriegte ihren Ärmel zu fassen. »Hey, nicht so eilig. Nehmen Sie Mousa mit!«
    »Wieso ich?«, echauffierte sich Evelyn. »Bloß weil ich irgendwann mal Krankenschwester gelernt habe?«
    Nein, dachte Winnie Heller, weil ich eine Waffe holen muss. Unsere einzige Chance auf so etwas wie Selbstverteidigung. Laut sagte sie nur: »Sie tun, was ich Ihnen sage! Herr Jahn wird Ihnen helfen.«
    Der Zeitschriftenhändler sah nicht aus, als passe ihm diese Anweisung besonders gut in den Kram, aber er fügte sich, und zu zweit schafften sie es, den geschwächten Mousa über die Treppe nach oben zu bugsieren.
    »Los doch, machen Sie schon!«, flüsterte Winnie Heller, wobei sie keinen Blick von der mittleren Tür wandte. »Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Und verhalten Sie sich so ruhig wie möglich.«
    Die ersten ihrer Mitgefangenen hatten gerade die Tür zum Generatorenraum erreicht, als im Gang hinter der mittleren Tür ein Mündungsfeuer aufblitzte. Schritte flogen über den bröckligen Boden. Laufschritte.
    Zu spät!
    Winnie Heller warf sich mit einem Hechtsprung in Richtung des Fasses. Der aufgewirbelte Staub drang ihr in Augen und Nase, aber sie blinzelte ihn weg und sah, wie Alpha durch die mittlere Tür stürmte ...
     
     
     

13
     
    Verhoeven stolperte durch die finsteren Gänge. So reibungslos die Vorbereitungen verlaufen waren, so chaotisch hatte sich dieser Einsatz entwickelt. Das wenige, was er überhaupt mitbekommen hatte, war widersprüchlich. Die Kollegen vom SEK hatten den Jungen aufgegriffen, Jonas Barth. Er hatte geschossen, doch den Beamten war es schließlich gelungen, ihn in einen der Seitentrakte zu locken und festzunehmen. Bernd Hoff hingegen war es geglückt, die Fabrik zu verlassen. Er hatte sieben Polizisten zum Teil schwer verletzt, bevor er mit einem Arteriendurchschuss im linken Bein zusammengebrochen war. Allerdings erst, nachdem er sich noch gut einen halben Kilometer weit in Richtung Autobahn geschleppt hatte. Eine Suchhundestaffel hatte ihn schließlich aufgespürt. Da war er bereits halbtot gewesen. Ob er den massiven Blutverlust überstehen würde, stand noch in den Sternen.
    Als die Meldung gekommen war, dass der Dritte im Bunde, Maik Voigt, sich wahrscheinlich zusammen mit seinen Geiseln in einer der zahlreichen Produktionshallen verschanzt hielt, hatte Lübke über Übelkeit geklagt. Nur Sekunden später war er einfach zusammengesackt.
    Verhoeven hatte dem Krankenwagen nachgeblickt, als Brennicke zu ihm getreten war. »Ich möchte, dass Sie versuchen, mit Voigt zu reden. Vielleicht können Sie mit Ihrem Wissen ja irgendetwas ausrichten.«
    Aber wie?, überlegte Verhoeven, indem er dem Wink eines SEK-Beamten Folge leistete, der ihn anwies, sich rechts zu halten. Was kann ich tun? Wie soll ich etwas ausrichten? Wenn ich Maik Voigt sage, wer sein Mann ist, wird er ihn töten ...
    Ein Stück vor ihm machte der Gang eine Biegung. Davor warteten weitere Spezialteams, alle bis

Weitere Kostenlose Bücher