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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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an die Zähne bewaffnet und angesichts der Situation erstaunlich ruhig. Einer von ihnen drückte Verhoeven ein Megaphon in die Hand.
    »Haben Sie Kontakt?«, fragte er.
    Der Beamte schüttelte den Kopf.
    »Irgendwelche Anhaltspunkte, wie es den Geiseln geht?« Wieder Kopfschütteln.
    Niemand hat mir gesagt, wie ich mich verhalten soll, dachte Verhoeven. Keine Anweisung, keine Richtlinie, nichts. Er lehnte die Schulter gegen die Mauer und erkundigte sich mit einer knappen Geste, ob er einen Blick um die Ecke riskieren könne.
    Ja, sehen Sie, es ist gleich dort hinten, bedeutete ihm die Geste eines SEK-Beamten.
    Sehen konnte er nichts. Dafür stand das Foto vor seinen Augen, das Luttmann von Maik Voigt aufgetrieben hatte. Er hat gar nicht erst auf die Welt kommen wollen , flüsterte Ylva Bennet in seinem Kopf. Und dann: Es ist nicht recht gewesen. Das eigene Kind ...
    Verhoeven zuckte so offensichtlich zusammen, dass die SEK-Beamten unisono die Köpfe wandten. Verdammt noch mal, dachte er, während neue Satzfetzen durch den Wald seiner Erinnerung irrlichterten. Sie hat es mir ganz klar gesagt! Aber ich war zu unaufmerksam, ich habe sie unterschätzt, nicht ernst genommen, für wirr befunden, was auch immer. Dabei ist sie das gar nicht!
    Man kann auch in einem kleinen Zimmer galoppieren . Aber es tut zu weh ...
    Er fühlte die Kühle des Steins durch sein Sakko und überlegte, wie er jetzt vorgehen sollte. Ob er überhaupt vorgehen konnte. Oder ob sie ihn hindern würden.
    Hans Selinger studierte an derselben Universität wie Ylva Bennet und gehörte zu deren engerem Freundeskreis , ratterte Luttmanns Stimme noch einmal die Fakten herunter, die er erst jetzt richtig zu deuten verstand. Sie soll mit ein paar von ihren Kommilitonen befreundet gewesen sein, aber so richtig fest gebunden war sie wohl nicht , ergänzte ein imaginärer Hinnrichs. Ylva Bennet war eine sehr attraktive junge Frau. Doch dann muss etwas geschehen sein, das zu dem Entschluss führte, sie aus dem Weg zu räumen. Verhoevens Hände umklammerten den Griff des Megaphons. Und was das Ganze noch tragischer macht, ist die Tatsache, dass Ylva Bennet zu diesem Zeitpunkt schwanger war .
    Schwanger!
    Das ist nicht recht gewesen , nickte eine imaginäre Ylva Bennet. Das eigene Kind …
    Verhoeven schluckte. Nach allem, was man über ihn weiß, ist Hans Selinger ein lupenreiner Opportunist. Sein Führungsoffizier bezeichnet ihn als einen, den keine Ideale umtreiben, sondern der aus purem Kalkül heraus handelt. Außerdem lasse er sich erfreulicherweise nicht durch persönliche Gefühle ablenken ...
    Die SEK-Beamten gerieten in lautlose Bewegung, als aus der Ferne plötzlich so etwas wie Stimmen an die Ohren der Wartenden drangen. Und in einer dieser Stimmen glaubte Verhoeven die seiner Partnerin zu erkennen.
    Ein Wink des Einsatzleiters, und jemand hielt ein Richtmikrophon in den Gang.
    Die Beamten ringsum fassten sich an ihre Ohrknöpfe.
    Gütiger Himmel, dachte Verhoeven, indem er einem von ihnen bedeutete, dass er auch etwas hören musste, Maik Voigt sucht nicht nur den Mann, der seine Mutter verraten hat. Er sucht auch seinen Vater! Nur weiß er das nicht ...
     
     
     

14
     
    »Malina.« Aus ihrem Versteck heraus beobachtete Winnie Heller die Gesichter von Quentin Jahn und Horst Abresch. Doch keiner von beiden zeigte eine Reaktion auf Alphas Äußerung.
    Ob er es herausgefunden hat?, überlegte Winnie. Ausgerechnet jetzt? Oder war diese Information Teil seiner Forderungen gewesen und ihre Kollegen hatten ihm einen Hinweis gegeben? Aber das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Immerhin wäre das gleichbedeutend damit, einen Unschuldigen ans Messer zu liefern.
    Er hat meine Mutter getötet ...
    Sie spähte um das Fass herum, während ihre Hand nach der Waffe tastete. Und was sie sah, ließ ihr das Blut stocken. Alpha stand jetzt unmittelbar vor Abresch und hielt dem stellvertretenden Filialleiter die Mündung seiner Waffe an den Kopf. Zugleich bekamen ihre Finger tatsächlich die versteckte Pistole zu fassen. Entsichern und …
    Sie stand auf. »Tun Sie’s nicht!«
    Alpha drehte sich zu ihr um.
    »Lassen Sie die Waffe fallen.«
    Er reagierte nicht, aber sie war sicher, dass er ihre Pistole gesehen hatte.
    »Sie sind nicht so«, rief sie, einem spontanen Impuls nachgebend. »Ich weiß, dass Sie das eigentlich gar nicht können.«
    Er stand recht weit entfernt, aber sie hätte schwören können, dass sein Blick hart geworden war.
    Ich werde ihn

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