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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Quentin Jahn mit angespannter Miene, während Horst Abresch ihr in einer Mischung aus Erleichterung und Anerkennung auf die Schulter klopfte. »Wie sieht’s dort oben aus?«
    Winnie Heller beschrieb, was sie bei ihrem kurzen Ausflug in den Raum über der Grube gesehen hatte, ohne jedoch ihre Begegnung mit dem Mantel-Mann zu erwähnen. Die anderen mussten schließlich nicht unbedingt wissen, wie knapp sie dem Tod entronnen war. Auf diese Weise brauchten sie wenigstens auch nicht darüber nachzudenken, was vielleicht noch daraus folgen würde.
    Als sie geendet hatte, blickte Quentin Jahn mit nachdenklicher Miene zum Grubenrand hinauf. »Drei Türen, ja?«
    Sie nickte.
    »Also könnte man vielleicht darüber nachdenken, ob man nicht ...«
    »Nein«, unterbrach sie ihn gleich wieder. »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Aber Sie sagten doch ...«
    »Ich denke, wir sollten uns ruhig verhalten«, fiel sie ihm abermals ins Wort. »Unter den gegebenen Umständen wäre es sehr unklug, wenn wir unser Leben riskieren, um am Ende vielleicht vor einem verschlossenen oder verbarrikadierten Ausgang zu stehen. Noch dazu, wo die Polizei vermutlich schon längst alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um uns hier rauszuholen.«
    Der Blick, den Jenna ihnen von der hinteren Grubenwand aus zuwarf, sprach Bände. Tja, Leute, genau das habe ich von Anfang an gesagt . Aber auf mich hört ja hier keiner ...

Neben ihr, auf der Matratze, hatte Evelyn sich Schuhe und Strümpfe ausgezogen und massierte mit konzentrierter Miene ihre Füße. Die Nägel waren in einem sanften Pfirsichton lackiert und sahen aus wie Perlen an einer Kette. Ihr Gesicht hingegen wirkte noch immer maskenhaft leer, und Winnie Heller fragte sich, ob sie überhaupt mitbekam, wovon hier gerade die Rede war.
    »Diese Kerle sind Profis«, wandte sie sich abermals an Quentin, als sie merkte, dass sie den Zeitschriftenhändler nach wie vor nicht überzeugt hatte. »Darüber dürfen wir uns auf keinen Fall hinwegtäuschen. Und wer weiß, was sie alles unternommen haben, um das Gebäude zu sichern.« Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht haben sie Bewegungsmelder installiert. Oder Sprengfallen. Oder sonst irgendwas, von dem wir nichts ahnen. Immerhin müssen sie jederzeit damit rechnen, dass die Polizei das Gebäude stürmt, wenn sie erst mal herausgefunden hat, wo wir sind.«
    Diesen letzten Satz hätte sie sich besser gespart, wie ihr schmerzlich bewusst wurde, als sie Jennas entsetztes Gesicht sah.
    »Oh, mein Gott«, keuchte die Blondine. »Sie meinen ...?«
    Na klasse! Wirklich toll gemacht, Winnie Heller! Jag diesem kleinen blonden Mäuschen nur ordentlich Angst ein, damit sie irgendwann endgültig davon überzeugt ist, dass die Kollegen von der Polizei eine Bedrohung darstellen, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Das erhöht unsere Chancen, mit heiler Haut hier rauszukommen, bestimmt ungemein!
    »Ach, was weiß denn ich, was diese Typen planen oder nicht planen«, bemühte sie sich, die Sache wieder ein paar Grad herunterzukochen. »Wahrscheinlich sehe ich einfach zu viele Filme.«
    »Nein, nein, Sie haben ganz sicher recht«, widersprach Horst Abresch in dem sicherlich gut gemeinten, im Ergebnis aber wenig hilfreichen Versuch, sie zu unterstützen. »Diese Männer scheinen ganz und gar nicht dumm zu sein. Also haben sie bestimmt auch einen möglichen Zugriff durch ein Spezialkommando in Erwägung gezogen und sich entsprechend vorbereitet.«
    Na, herzlichen Dank auch, du Idiot!, dachte Winnie Heller, als sie sah, dass Jennas Panik aufs Neue hochkochte.
    »Und was dann?«, quiekte die blonde Bankangestellte vollkommen verängstigt, indem sie sich von ihrem Platz erhob und ziellos durch die Grube stolperte. »Was, wenn sie tatsächlich kommen und wenn dann geschossen wird und all so was? Was machen wir dann?«
    »So seien Sie doch ein bisschen leiser, um Gottes willen«, mahnte Abresch mit sorgsam gedämpfter Stimme. »Oder wollen Sie riskieren, dass diese Kerle wütend werden und am Ende vielleicht durchdrehen?«
    Doch Jenna kümmerte sich nicht um die durchaus berechtigten Sorgen ihres Mitgefangenen. In ihren ramponierten Pumps stolperte sie über die Schutthaufen hinweg, an der hinteren Grubenwand entlang und fing an, laut und hemmungslos zu schluchzen.
    »Bitte«, flehte Walther Liesons Stellvertreter mit einem Hilfe suchenden Blick in Winnie Hellers Richtung. »Sie müssen sich ein bisschen mehr zusammennehmen! Sonst bringen Sie uns noch alle in

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