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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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sich wieder im Griff.
    Ein seit Jahren pensionierter Mordermittler kam ihm in den Sinn. Ein freundlicher Haudegen, der ihn angelernt und Steenhoff durch seine erste berufliche Krise begleitet hatte.
    «Wenn alle von dir das Unmögliche wollen», erinnerte er sich an seine Worte, «wenn die Öffentlichkeit und der Präsident Druck machen und du nicht mehr schlafen kannst, wenn die Zeitungen von der unfähigen Polizei schreiben, dann sage dir immer: ‹Ich mache meine Arbeit, so gut ich es kann – für Wunder sind andere zuständig.›»
    Steenhoff musste bei dem Gedanken an seinen Mentor unwillkürlich schmunzeln. Der erfahrene Ermittler hatte auf ihn als jungen Beamten immer wie ein Fels in der Brandung gewirkt. Bei seiner Abschiedsfeier hatte er Steenhoff eine Karte in die Hand gedrückt. Steenhoff erinnerte sich noch genau daran. «Zauberspruch» stand vorne drauf. Auf der Innenseite der Klappkarte stand nur dieser eine Satz, den er seinem jungen Partner immer wieder eingebläut hatte. Noch heute bewahrte Steenhoff die Karte des alten Kripobeamten in seinem Schreibtisch auf. In den vergangenen Jahren hatte er sie ein paarmal hervorgeholt.
     
    Bevor er zurück ins Präsidium fuhr, rief Steenhoff noch Andrea Voss an.
    Die Journalistin reagierte erleichtert und bombardierte ihn sofort mit Fragen. Er spürte, wie auch sie unter Druck stand, Neuigkeiten zu liefern. Nach zehn Minuten beendete er das Gespräch, was ihn einige Mühe kostete, da Andrea immer noch eine «allerletzte Frage» loswerden wollte. Sie verabredeten, in Kontakt zu bleiben.
    Steenhoff schaute auf die Uhr. Es war Zeit, zurück ins Büro zu fahren. In einer halben Stunde würde ihre nächste Besprechung anfangen. Und er war gespannt, ob die Vernehmung der Beamten noch etwas Neues zutage gefördert hatte. Doch seine Hoffnung wurde enttäuscht.
    Dafür kam Petersen bei der Sitzung mit einem vielversprechenden neuen Ansatz.
    «So eine unscharfe Landmine kann man ja nicht aus einem Krisengebiet als Andenken im Gepäck mit nach Hause nehmen», begann sie zögernd. «Die Gefahr, damit entdeckt zu werden, wäre zumindest sehr groß. Vielleicht musste unser Täter dieses Risiko aber auch gar nicht eingehen, weil die Landmine schon in Deutschland war!»
    «Restbestände aus der Bundeswehr?», hakte Michael Wessel skeptisch nach.
    «Oder von den Rüstungsfirmen, die das früher produziert haben!», schlug Jan Schneider vor.
    «… oder Anschauungsmaterial für Soldaten und Helfer, die in Krisengebieten im Einsatz sind», beendete Petersen ihren Gedankengang.
    Steenhoff nickte ihr anerkennend zu. «Das müssen wir abklären.» Er teilte zwei seiner Kollegen für die zeitaufwendige Recherchearbeit ein. «Vielleicht ist irgendwo ein Depot aufgebrochen worden. Oder es fehlt eine Landmine, die als Demonstrationsobjekt diente.»
    Wessel wollte sich darüber hinaus mit dem militärischen Abschirmdienst in Verbindung setzen.
     
    Es war kurz vor Mitternacht, als Steenhoff mit dem Wagen wieder auf seinen Hof fuhr. Das Haus lag dunkel und verlassen da. Die letzte Bastion vor den moorigen, nebelverhangenen Wiesen, die hinter dem Garten begannen.
    Müde schloss er die Tür auf. Schon im Eingang sah er, dass der rote Knopf am Anrufbeantworter blinkte. Er drückte auf Wiedergabe und erkannte erfreut Iras Stimme.
    Sie klang mitfühlend. «Du hast sicherlich viel zu tun nach diesem schrecklichen Attentat», hörte Steenhoff sie sagen, während er seine Jacke auszog und über den Küchenstuhl warf.
    Einem Impuls folgend, rief er sofort zurück. Doch Ira war offenbar schon schlafen gegangen und hatte ihr Handy abgeschaltet. Erschöpft fiel Steenhoff in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

[zur Inhaltsübersicht]
    09
    Es war nicht meine Schuld. Ich schwöre es dir, ich hatte sie gewarnt.
    Aber sie wollten es nicht glauben, fühlten sich sicher hier in Deutschland. So verdammt sicher. Was für eine Arroganz!
    Das haben sie jetzt davon. Einer ist tot. Der andere liegt im Krankenhaus. Es heißt, er kämpfe um sein Leben.
    Das wollte ich nicht. Aber sie nennen mich in den Zeitungen einen skrupellosen Killer, das «Monster in Menschengestalt». Dabei mache ich es für sie. Nicht für mich.
    Ich weiß, wie es ist, wenn ein Schritt zu viel das Ende bedeutet. Oder, noch schlimmer, wenn man anschließend weiterleben muss. Im Ohr diesen Knall, der nicht von dieser Welt ist. Im Kopf diese Bilder, die man nie wieder vergisst. Und diese Schreie, die die eigenen sind.
    Sie suchen nun alle den

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