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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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dringen!»
     
    Bis zum Mittag hatte die Sonderkommission rund die Hälfte der Schutzpolizisten vernommen. Manche wirkten verunsichert, andere reagierten gereizt. Sie waren vor der Bombe gewarnt worden, hatten stundenlang gesucht – und trotzdem war ein Mensch getötet und ein anderer schwer verletzt worden. Die Schuldgefühle, die einige von ihnen quälten, machten die Vernehmungen nicht leichter. Sobald Steenhoff und seine Kollegen auf das Schild auf der Wiese zu sprechen kamen, schien bei den Beamten die Klappe zu fallen.
    «Mensch, ich sag euch doch, da war nichts», schleuderte Marcel Carstens ihnen entgegen. «Jedenfalls nichts, was uns hätte auffallen müssen!» Er verschränkte seine muskulösen Arme und taxierte Petersen und Steenhoff wütend.
    «Aber das Schild hast du gesehen?»
    «Ja.»
    «Und, was stand drauf?»
    «Keine Ahnung. Betreten verboten, keine Hundewiese oder so ’n Scheiß.»
    «Vielleicht auch ‹Achtung Bombe›?»
    Die Augen des jungen Polizisten verengten sich zu einem schmalen Strich. «Für wie bekloppt haltet ihr uns eigentlich?» Marcel Carstens sprang auf und schaute Steenhoff hasserfüllt an. «Solche Fragen muss ich mir nicht bieten lassen!»
    «Du weißt genauso gut wie wir, dass wir sie stellen müssen», sagte Petersen ruhig. «Niemand macht euch einen Vorwurf», fuhr sie mit Nachdruck fort. «Wie könnten wir auch? Euer Suchtrupp hat die ganze Zeit in Lebensgefahr geschwebt. Noch wissen wir wenig über den oder die Täter. Aber mit jedem weiteren Detail haben wir mehr in der Hand, das Verhalten zu analysieren und daraus Rückschlüsse auf ihn oder die Gruppe zu ziehen.»
    Marcel Carstens schwieg.
    «Versuch dich zu erinnern, was auf dem Schild stand», forderte Petersen den Mann erneut auf. «Bitte!»
    Der junge Beamte seufzte. Steenhoff sah, wie es in ihm arbeitete. Gespannt wartete er auf eine Reaktion.
    Als Marcel Carstens erneut ausatmete, klang es, als pfiff er leise durch die Zähne. «Auf dem Schild stand etwas Offizielles … So ein Kram, den man liest und sofort wieder vergisst, weil solche Verbotsschilder in jedem Park stehen …»
    «Du hattest vermutlich eine Taschenlampe in der Hand?», warf Steenhoff dazwischen.
    «Klar. Ich habe die Bank, den Papierkorb und den Boden in meinem Abschnitt genau abgeleuchtet.»
    «Und das Schild?»
    «Das auch.»
    «Trotzdem weißt du nicht, was draufsteht.»
    «Nein, verdammt. Ich weiß auch nicht, wer die Sitzbank gespendet hat, die in der Nähe des Tatortes stand.» Er sah Steenhoff wütend an. «So sorry. Aber wir sind ja nur die beschränkten Kollegen von der Bepo und der Schutzpolizei. Ihr hättet an unserer Stelle vermutlich sofort die Spendernamen auf dem Schildchen notiert und die Leute noch in derselben Nacht vernommen.» Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Steenhoff wechselte mit Petersen einen schnellen Blick.
    «Hat noch ein zweiter Kollege den Abschnitt überprüft?», erkundigte sich Petersen, ohne weiter auf den Ton von Marcel Carstens einzugehen.
    «Ja. Wir wechseln bei solchen Einsätzen mindestens einmal die Position, damit nichts übersehen wird.»
    Steenhoff notierte sich den Namen der Polizistin, die kurz vor der Explosion den unmittelbaren Tatort als Zweite überprüft hatte.
     
    Die Frau saß bereits auf dem Flur im Präsidium und wartete darauf, hineingerufen zu werden.
    Aber auch sie konnte sich nicht an den Text auf dem Schild erinnern. «Es war zumindest kein Papier aufs Schild geklebt, falls ihr das meint», fügte sie schnell hinzu.
    Steenhoff und Petersen erwiderten nichts.
    Unruhig rutschte die Beamtin auf ihrem Stuhl hin und her. «Hätte ich irgendwelche Auffälligkeiten erkannt, hätte ich doch etwas gesagt. Ich meine, jeder, der bei solch einem Einsatz nachts draußen ist, will doch den entscheidenden Fund machen, oder?»
     
    Am Nachmittag hatte Michael Wessel nach mehreren Gesprächen mit Mitarbeitern von
GrünesBremen
herausgefunden, dass auf dem Schild «Spiel- und Liegewiese» gestanden hatte. Daneben war noch ein durchgestrichener Hund abgebildet.
    Zur gleichen Zeit erreichte Steenhoff ein Anruf aus dem Krankenhaus im Bremer Süden, in dem der verletzte Gärtner lag. Der Oberarzt hatte Steenhoff zugesagt, ihn anzurufen, sobald der Verletzte vernehmungsfähig schien.
    Steenhoff überließ die anderen Polizisten Navideh Petersen und seinen Kollegen und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus. Als er vor einer roten Ampel auf sein Handy schaute, sah er, dass die Reporterin Andrea Voss

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