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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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fündig.
    Ungeduldig riss er einige der Zettel runter und studierte sie von beiden Seiten. Aber es half nichts. Die Nummer war weg. Erst jetzt fiel ihm auf, dass manche Zettel und Faltblätter an einer anderen Stelle hingen. Als er genauer hinschaute, entdeckte er bei den meisten Zetteln zwei winzige Löcher im Papier. So, als hätte jemand die Papiere abgenommen und wieder neu befestigt.
    Steenhoff kratzte sich am Kopf. Wer hatte sich an seiner Pinnwand zu schaffen gemacht? Ira betrat sein kleines Zimmer höchst selten. Und die Putzfrau wischte einmal im Monat nur den Boden. Dabei musste sie gegen die Pinnwand gekommen sein und alles heruntergerissen haben. Wahrscheinlich hatte sie danach alle heruntergefallenen Zettel wieder angepinnt.
    Doch die Suche nach Chris’ Telefonnummer blieb erfolglos.
    Steenhoff wusste, den Blick ins Internet konnte er sich ebenso sparen wie den Anruf bei der Telefonauskunft. Chris Lorenz hatte ihm erzählt, dass ihre Privatnummer nirgends zu finden sei, seit sie mal von einem Patienten mit Anrufen terrorisiert worden war. Mehrfach hatte Chris ihre Telefonnummer schon gewechselt, aber der Mann hatte sie immer wieder herausgefunden. Schließlich kannten nur noch wenige gute Freunde ihre Privatnummer.
    Plötzlich hatte Steenhoff eine Idee. Er konnte ihr ja eine Mail schicken. Natürlich! Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Zumindest diese Adresse besaß er, da sie ihm neulich erst geschrieben hatte. Vermutlich kontrollierte sie ihren Posteingang regelmäßig.
    Fünf Minuten später hatte Frank eine Mail verfasst, in der er um Rückruf bat.
    Was wollte sie mit ihrer Nachricht bloß andeuten?
     
    Eine halbe Stunde später hatte er noch immer nichts von Chris gehört. Frank wusste, dass ihre Anspielung auf Fernost ihn die ganze Nacht beschäftigen würde. Nein, er musste jetzt mit ihr sprechen. Nicht erst am nächsten Morgen.
    Kurz entschlossen wählte er die Nummer des Lagezentrums der Hamburger Polizei. Er wusste, in welchem Stadtteil Chris Lorenz lebte, und auch an die Straße und Hausnummer meinte er sich vage erinnern zu können. Vielleicht entpuppte sich ihr Gedanke als wichtiger Hinweis?
    Der diensthabende Polizeiführer willigte sofort ein, einen Wagen bei Chris Lorenz vorbeizuschicken. Denn wie sich herausstellte, kannte er Steenhoff noch aus einem gemeinsamen, länderübergreifenden Seminar in Bayern. Damals hatten sie drei Tage lang zusammengesessen und das polizeiliche Management von Großlagen nach Katastrophenfällen trainiert. Allerdings konnte sich Steenhoff nicht mehr an das Gesicht des Mannes erinnern. Vergeblich durchforstete er sein Gedächtnis.
    Unterdessen erkundigte sich der Polizeiführer interessiert, wie es ihm in Bremen ging. Steenhoff stand zwar nicht der Sinn nach polizeilichem Smalltalk, aber da sein Hamburger Kollege sofort Hilfe zugesagt hatte, ging er auf die Frage ein. Er klagte über die Ausstattung und die Auswüchse der Polizeireform und schien damit genau den Nerv des Beamten zu treffen.
    «Tja, es ist anderswo also auch nicht besser als hier.» Es klang bedauernd. Dann räusperte sich der Kollege und kam zu dem, was ihn eigentlich interessierte: «Und du bist an dem Fall dran mit den Parkattentätern?», erkundigte er sich neugierig.
    «Ja», erwiderte Steenhoff kurz angebunden.
    «Meine Güte, ihr seid nicht zu beneiden.» Der Mann seufzte. «Was denkst du: Sind die durchgeknallt, oder sind das so ’ne Art Terroristen?»
    «Noch sind wir ganz am Anfang», wich Steenhoff aus. Er verspürte keine Lust, über Details mit dem Hamburger Kollegen zu sprechen. Aber zugleich wollte er ihn nicht vor den Kopf stoßen. Also schmückte er ein paar Informationen aus den Zeitungsberichten aus, als der Polizeiführer das Gespräch plötzlich unterbrach.
    «Ah, wir bekommen gerade Rückmeldung … Die Kollegen stehen vor dem Haus deiner Zeugin.» Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: «Scheint alles dunkel. Aber die werden sie jetzt rausklingeln. Wir sollten besser auflegen, damit sie dich gleich anrufen kann.»
    Während Steenhoff auf den Rückruf wartete, beschlich ihn ein schlechtes Gewissen. Er hätte bis zum nächsten Tag warten können. Was sollte ihm Chris Lorenz schon so Wichtiges erzählen können?
    Auf der anderen Seite gehörte es zu seiner Arbeit, jeder Spur nachzugehen. Und dazu gehörte es nun mal, Zeugen zu allen Tag- und Nachtzeiten aus dem Bett zu holen. Und hatte sie nicht sogar angeboten, dass er bis spätnachts anrufen dürfe?
    Als es

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