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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Kommissars zu lesen.
    «Womit genau verdient Ihr Unternehmen eigentlich sein Geld?», fragte Steenhoff direkt.
    Der Firmenchef war in seinem Element. Er holte weit aus, berichtete aus der Gründungsphase von
EvG-Technology
und von Produkten, die sich seit Jahren auf dem Weltmarkt behaupteten. «Einige Entwicklungen hatten zeitweise sogar ein Alleinstellungsmerkmal», betonte Hasso von Germershausen am Ende seiner Ausführungen.
    Die beiden Kripobeamten sahen ihn fragend an.
    «Das heißt, dass wir technisch etwas entwickelt haben, das keiner sonst besaß. Verstehen Sie? Nur so kann sich eine relativ kleine Firma am Markt behaupten.»
    «Was ist mit Landminen?»
    Steenhoffs Frage traf Hasso von Germershausen unvermittelt. Der Firmenchef wirkte im ersten Moment überrascht, doch er fing sich schnell wieder.
    «Die Produktion von Anti-Personenminen ist seit 1999 in Deutschland verboten. Die Bundesrepublik ist damals dem Ottawa-Abkommen beigetreten. Aber
EvG-Technology
hatte sich schon vorher aus diesem Segment verabschiedet.»
    Er stand von seinem Schreibtisch auf und schaute aus dem Fenster. «Wissen Sie, es gibt intelligentere Systeme, das eigene Land vor einem Aggressor zu schützen. Zumal klassische Landminen nicht zwischen zivilen oder militärischen Zielen unterscheiden.» Damit drehte er sich wieder zu seinen beiden Besuchern um.
    Steenhoff und Petersen ahnten, dass sie an diesem Tag mit dem Unternehmer nicht weiterkommen würden. Sie baten von Germershausen, sich sofort zu melden, sollte er wieder etwas von den Erpressern hören.
    Sie fuhren gerade vom Parkplatz, als Petersen bemerkte, dass sie ihr Handy im Büro des Firmenchefs vergessen hatte. Steenhoff blieb im Auto sitzen, während sie die zwei Etagen in die Firmenzentrale zu Fuß hochlief.
    Von Germershausen war bereits in einer Besprechung in einem anderen Teil des Gebäudes, aber die Sekretärin fand das Handy sofort. Sigrid Werlemann wirkte angespannt.
    «Werden Sie die Attentäter bald kriegen?»
    Navideh musterte die Frau. Die Frage war ihr auf impulsive Weise rausgerutscht. Sie schien ihren Wagemut sofort zu bereuen. Erst jetzt realisierte Navideh, wie stark die Frau, die ihnen noch kurz zuvor Kaffee und Wasser serviert hatte, unter Druck stand.
    «Sie haben hier vermutlich zig Anrufe von Journalisten erhalten?», beantwortete Petersen ihre Frage mit einer Gegenfrage.
    Die Sekretärin nickte. «Das Telefon steht nicht mehr still. Es ist furchtbar.»
    «Das kann ich mir vorstellen.» Es klang mitfühlend. «Wenn sich die Attentäter bei der Firma melden, dann wird das vermutlich als Erstes über Ihren Schreibtisch gehen», sagte Petersen. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Die Frau zuckte zusammen, widersprach aber nicht.
    Petersen holte eine Visitenkarte aus ihrer Tasche und legte sie auf den Schreibtisch von Sigrid Werlemann. «Melden Sie sich bitte sofort. Die werden weitermachen und sind zu allem entschlossen.»
    Petersen schickte ihren Worten ein schmales Lächeln hinterher und ging hinaus.
    Auf dem Flur wartete sie ein paar Sekunden, bevor sie die Tür erneut aufriss. Die Frau stand unverändert vor dem Schreibtisch. Die Visitenkarte hatte sie nicht angerührt.
    «Früher oder später werden sich die Täter bei Ihnen melden», sagte Petersen. «Wir dürfen keine Zeit verlieren. Oder es werden weitere Menschen sterben.»
    Die Worte hingen unheilvoll im Raum. Die Sekretärin starrte die Polizistin erschrocken an. Navideh wartete, aber die Sekretärin blieb stumm. Sie nickte ihr zu und zog die Tür grußlos wieder hinter sich zu.
     
    Steenhoff hatte das Auto direkt vor dem Firmeneingang geparkt. Petersen stieg ein. Ohne ein Wort zu wechseln, fuhren sie vom Betriebsgelände zurück auf die Hauptstraße.
    «Glaubst du ihm?», unterbrach Petersen schließlich die Stille.
    Steenhoff zuckte mit den Schultern.
    «Er klingt überzeugend», begann Petersen wieder. Sie zwirbelte ihre langen Haare zu einem Zopf zusammen und schaute angestrengt geradeaus.
    Steenhoff sah sie von der Seite an. «Aber du glaubst ihm trotzdem nicht. Habe ich recht, Navideh?»
    «Ich weiß nicht. Irgendetwas an ihm ist mir unsympathisch.»
    Steenhoff gab bereits die Nummer des Staatsanwaltes ein. «Wir werden ihn abhören», sagte er bestimmt. «Der Mann wirkt angesichts der Drohung und des indirekten Erpressungsversuchs sehr gelassen. Wenn du mich fragst, zu gelassen.»

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    16
    Andrea Voss suchte den Stapel von Zetteln und ausgedruckten

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