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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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eine Bemerkung unterschrieben. Ihr Anwalt bot an, sie nach Hause zu fahren. Doch Gesine von Germershausen lehnte schroff ab. Achselzuckend hatte der Mann seine Unterlagen eingepackt und sich von ihr verabschiedet.
    «Wo fahren Sie jetzt hin?», erkundigte sich Steenhoff, während er die Tür des wartenden Taxis öffnete.
    «Zu meiner Schwester», antwortete Gesine von Germershausen matt und stieg ein.
    Auf dem Rückweg ins Büro sog Steenhoff die kühle, frische Luft tief ein. Auf seinem Handy, das er während der Vernehmung ausgestellt hatte, waren zwei Nachrichten.
    Der erste Anruf stammte von Marie. Seine Tochter teilte ihm mit, dass sie abends zu ihrer besten Freundin gehen würde, die an diesem Wochenende ebenfalls spontan ihre Eltern in Bremen besuchte. Von der angeblich wichtigen Mitteilung, die sie ihm angekündigt hatte, war plötzlich keine Rede mehr. «Du kommst bestimmt spät nach Hause und bist dann froh, wenn du dich ausruhen kannst», hörte er Marie sagen. «Ich bin dann morgen früh wieder da. Dann können wir zusammen frühstücken. So um halb zehn?»
    Steenhoff musste schmunzeln. Marie verstand es, ihre Interessen geschickt zu verkaufen.
    Der zweite Anruf kam von Chris Lorenz. Sie erinnerte ihn an ihre Einladung. «Ich rechne, wie besprochen, um 20 Uhr mit dir.» Sie machte eine bedeutungsvolle Pause und fügte kurz darauf mit sinnlicher Stimme hinzu: «Ich freue mich auf dich, Frank.»
    Steenhoff sah auf die Uhr. Halb acht.
    Petersen und er beschlossen, den Bericht am nächsten Tag zu schreiben. Sie wollten sich am Vormittag im Präsidium treffen und sich anschließend mit den Kollegen besprechen.
    Petersen fragte ihn, ob er Lust habe, mit ihr noch ein Bier trinken zu gehen, aber er lehnte ab.
     
    Um kurz nach 20 Uhr klingelte Frank Steenhoff in der Parterrewohnung eines Mehrfamilienhauses in der Innenstadt.
    Chris Lorenz öffnete ihm mit einem strahlenden Lächeln. Sie trug eine modisch geschnittene, dunkle Hose, die ihren kleinen, festen Hintern betonte. Dazu hatte sie einen passenden Pulli angezogen, dessen weiter Rollkragen tiefe Einblicke gewährte, sobald sie sich ein wenig nach unten beugte.
    «Toll, dass du dich freimachen konntest.» Sie wollte Steenhoff die Jacke abnehmen, aber er winkte ab.
    «Chris, ich werde nur kurz bleiben.»
    «Musst du wieder ins Präsidium?» Sie klang enttäuscht.
    «Nein, nach Hause.»
    Sie sah ihn an, als habe sie ihn nicht verstanden. «Ich habe für uns gekocht und einen wunderbaren Wein geöffnet. Du magst doch den korsischen Rotwein so gern …» Sie strich ihm über die kurzen Haare.
    «Chris, ich …»
    «Komm doch wenigstens auf ein Glas Wein rein.» Sie zog ihn in die Wohnung. «Das kannst du nicht ablehnen.»
    Widerstrebend folgte er ihr. Das Esszimmer war einfach, aber geschmackvoll eingerichtet. Zwei Kerzen erleuchteten den hübsch gedeckten Tisch. Aus der Küche roch es verführerisch nach geschmortem Fleisch, Rosmarin und Knoblauch. Alles in ihm wollte hierbleiben.
    Chris Lorenz reichte ihm ein bis oben gefülltes Glas mit tiefdunklem Wein und bat ihn, Platz zu nehmen. «Auf heute Abend!»
    Steenhoff stellte das unbenutzte Glas wieder auf den Tisch.
    «Chris, das, was zwischen uns auf Korsika passiert ist, war eine einmalige Sache.» Er holte tief Luft. «Ich dachte damals, es ginge uns beiden so.»
    Sie wollte etwas erwidern, aber er war schneller.
    «Du bist eine wunderschöne Frau, Chris, und ich könnte mich in deiner Gegenwart schnell vergessen – aber ich lebe mit Ira zusammen. Wir haben eine Tochter.» Er sah sie ernst an. «Wenn wir an diesem Punkt weitermachen, endet das in einer Katastrophe.»
    «Aber du begehrst mich», sagte Chris Lorenz herausfordernd. Ihre Augen blitzten gefährlich, und sie beugte sich über den Tisch zu ihm, sodass für einen Moment der schwarze Spitzen- BH unter ihrem Pulli hervorlugte.
    «Ja. Ich begehre dich», antwortete er ehrlich.
    Als er vom Tisch aufstand, sah er, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten. Er wusste, noch eine Berührung, noch einen Moment länger, und er würde bleiben und alles um sich herum vergessen.
    «Ich begehre dich, Chris. Aber nicht genug, um Ira zu verlassen.» Er sah sie bedauernd an. «Tut mir leid.»
    Damit drehte er sich um und ging, ohne sich noch einmal umzuschauen, aus der Wohnung. Die Tür ließ er hinter sich ins Schloss fallen.
     
    Chris Lorenz saß wie betäubt am Tisch. Sie brauchte eine Weile, bis sie begriff, was gerade geschehen war.
    Frank begehrte sie,

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