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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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waren alle rausgerissen, das Zeug lag auf dem Boden», erläuterte Schneider. «Aber die Einbrecher hatten zum großen Erstaunen der Mitarbeiter nichts mitgenommen. Selbst die Kaffeekasse war noch da. Deswegen haben sie damals auch auf eine Anzeige verzichtet.»
    Steenhoff hörte gespannt zu.
    «Erst später haben sie bemerkt, dass ihnen drei Demo-Objekte aus ihrer Sammlung im Schulungsraum fehlen.»
    «Was für Objekte?»
    «Zwei DM -11. Tretminen aus deutscher Produktion, die einen Menschen zwar nicht sofort töten, aber den unteren Teil des Körpers zerfetzen.»
    Steenhoff verzog unwillkürlich das Gesicht. «Was noch?»
    Schneider ließ sich mit seiner Antwort einen Moment Zeit. Als er weitersprach, klang seine Stimme beinahe feierlich. «Außerdem eine DM -31, eine sogenannte Springmine, die bei Auslösung zunächst einen Meter in die Höhe fliegt und dann explodiert, damit die mittleren Teile des Körpers getroffen werden.»
    «Die gleiche Mine, die wir im Park gefunden haben», entfuhr es Steenhoff. Er fühlte, wie sein Pulsschlag hochging. «Sag den anderen Bescheid. Wir treffen uns um 13 Uhr zur Besprechung im Präsidium.»

[zur Inhaltsübersicht]
    39
    Die Spannung im Raum war mit den Händen zu greifen. Der junge Beamte, der auf die Berliner Organisation gestoßen war, hatte hektische Flecken im Gesicht. Steenhoff bat ihn, seine Ergebnisse vorzutragen.
    «
HFA
-Direkt
ist schon seit drei Jahrzehnten in Afghanistan aktiv», begann der Mann. «Sie haben sich vor allem zum Ziel gesetzt, medizinische Hilfe zu leisten. Inzwischen sind aber auch Bauingenieure und Architekten für sie im Einsatz. Mit ihrer Hilfe haben sie schon eigene Krankenhäuser im Land aufgebaut.»
    «Wofür steht HFA ?», wollte Steenhoff wissen.
    «Eine Abkürzung für ‹Hilfe für Afghanistan›», antwortete der junge Kripobeamte eifrig. «Die Organisation besitzt ein Spendensiegel und genießt in den Berliner Medien einen guten Ruf. In diesem Jahr sind vier Mitarbeiter nach ihrem Einsatz in Afghanistan ausgeschieden. Mehr als sonst, wie der Geschäftsführer betonte. Er führt das auf die sich ständig verschlechternde Sicherheitslage im Land zurück.»
    Der Beamte überflog konzentriert seine Notizen. Steenhoff hatte zig Fragen, hielt sich aber zurück.
    «Über keinen der vier Mitarbeiter gab es Beschwerden. Sie sind alle in ihre Berufe zurückgekehrt.»
    «Irgendwelche besonderen oder traumatischen Zwischenfälle in Afghanistan?»
    «Nein. Äh … Das heißt: ja.» Der Beamte schien kurz aus dem Konzept zu geraten. «Der Geschäftsführer meinte, dass jeder, der sich länger in Afghanistan aufhalte, schlimme Erlebnisse mit nach Hause bringe. Die flicken in ihren Hospitälern ja schließlich ständig Leute zusammen, die übel verletzt wurden.» Wieder schaute er in seine Unterlagen. «Ein Bauingenieur lebt jetzt in Osnabrück. Das –»
    «Eine Zugstunde von Bremen entfernt», warf Frederike Balzer ein.
    «Ein Anästhesist zog mit seiner Familie ins Wendland, und eine Internistin ging nach Stuttgart. Der vierte Mann, ein Pfleger, lebt heute in der Schweiz.»
    «Haben wir die Namen?»
    «Ja. Sie sind alle polizeilich noch nicht aufgefallen.»
    Sie verabredeten, zu den beiden Medizinern und dem Pfleger noch am Sonntag Kontakt aufzunehmen, um sie zu befragen.
    Steenhoff ließ sich die Telefonnummer des Geschäftsführers von
HFA
-Direkt
geben.
    Navideh Petersen fuhr nach der Besprechung direkt in die Neustadt. Einer der drei jungen Radfahrer, die kurz vor der Explosion im Park die Polizisten nach dem Grund der Suchaktion gefragt hatten, hatte sich auf dem Revier am Flughafen gemeldet. Nach seinen Angaben waren sie alle drei Biologie-Studenten. Zwei von ihnen waren mit ihrem Kurs am Morgen des Anschlags zu einer Exkursion aufgebrochen und hatten erst bei ihrer Rückkehr erfahren, dass sie als Zeugen gesucht wurden. Von der dritten Person wussten die Ermittler nur, dass es sich um eine Frau handelte.
    Navideh Petersen fand die beiden männlichen Studenten im Zimmer des Revierleiters. Der Beamte aus dem Kommissariat in der Neustadt begrüßte seine Kollegin freundlich. «Eine Kanne Tee und Kaffee stehen auf dem Tisch. Wir haben sogar noch etwas Milch gefunden.» Er blinzelte ihr zu. Und machte eine Handbewegung, als drücke er die Daumen.
    Navideh Petersen bedankte sich mit einem Lächeln und schloss die Tür. Die beiden jungen Männer musterten sie interessiert.
    Petersen stellte sich kurz vor und bedankte sich bei den Männern, dass

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