Schattenschmerz
sie sich gemeldet hatten.
«Wenn wir gewusst hätten, dass die Bremer Polizei so hübsche Ermittlerinnen beschäftigt, wären wir schon eher von unserer Exkursion zurückgekommen», startete einer der beiden Männer einen plumpen Versuch, mit ihr zu flirten. Sein Freund rollte mit den Augen.
«Sie sind hier auf dem Polizeirevier und nicht auf einer Single-Börse», erwiderte Petersen kühl und sah den forschen Studenten streng an.
Sein Freund unterdrückte ein Grinsen.
«Wo ist Ihre Kommilitonin, die an dem Abend mit Ihnen unterwegs war?»
«Die zieht es vor, nicht zu kommen», erwiderte der Wortführer. Er war blond und wirkte sehr selbstbewusst. Als ihn Navideh Petersen fragend anschaute, fügte er hinzu: «Wir haben gerade etwas Stress miteinander.»
Petersen ließ sich den Namen der Frau geben und nahm sich vor, sie später zu Hause aufzusuchen. Dann forderte sie die beiden Studenten auf, ihr die Ereignisse aus jener Nacht noch einmal in allen Einzelheiten zu schildern.
«Wir haben mehrere Blaulichter im Park gesehen», begann der Blonde. «Überall waren Bullen. Also sind wir rüber auf die andere Straßenseite gefahren und haben die Beamten gefragt, was los war.»
«Und?»
«Die haben nichts gesagt. Wir haben noch ein bisschen rumgeguckt und sind dann nach Hause gefahren. Mehr nicht.» Er gab sich betont zugeknöpft.
Navideh Petersen fragte vergeblich nach auffälligen Personen, die ebenfalls auf der Straße unterwegs waren.
«Die Einzigen, die uns auffielen, waren die Bullen im Park», sagte der blonde Mann herablassend. Petersen hatte das Gefühl, als wollte er sie mit seiner Ausdrucksweise provozieren. Sie ging nicht darauf ein.
«Lassen Sie uns noch mal bei dem Moment anfangen, als Sie aus der Disco kamen.»
Der Blonde stöhnte genervt auf.
Petersen schob ihren Stuhl weg und stellte sich vor die hintere Wand des Zimmers, an der ein überdimensionaler Plan der Neustadt hing. Sie machte den beiden Studenten ein Zeichen, sich neben sie zu stellen. Mit einem Stift deutete sie auf eine Kreuzung, die etwa 500 Meter vom Tatort entfernt war. «Hier sind Sie also rübergefahren?»
Der zweite Mann nickte.
«Können Sie sich an einen Wagen erinnern, der Ihnen mit hoher Geschwindigkeit entgegenkam, oder an einen Radfahrer, der eilig bei Rot über die Ampel fuhr?»
Die Studenten schüttelten den Kopf.
«Sind Sie auf der anderen Straßenseite weitergefahren, oder haben Sie die Fahrbahn schon hier überquert?»
Der zweite Mann fuhr mit seinem Finger die Karte entlang. In Höhe einer Haltebahnstelle blieb sein Finger stehen. «Dort sind wir rüber, um in den Park zu kommen.»
«Nein, es war hier», korrigierte ihn sein Freund und zeigte auf eine Stelle kurz hinter einer Kreuzung. «Weißt du nicht mehr? Das war wenige Meter von der Stelle entfernt, wo die Tussi fast den Typen vom Rad geholt hätte.»
«Was für eine Tussi?» Petersen ärgerte sich schon gar nicht mehr über seine Ausdrucksweise.
«Ach, die hatte mitten auf dem Radweg geparkt. Wir wollten einen Bogen um ihr Auto machen und sind auf den Bürgersteig ausgewichen. Waren ja keine Fußgänger da, so mitten in der Nacht. Ein älterer Mann direkt vor uns ist aber wegen der Frau auf die Straße ausgewichen. Als sie plötzlich ihre Fahrertür öffnete, wäre er fast gestürzt. Mann, eh, der Typ war vielleicht sauer!» Er grinste breit.
«Die Frau hat sich entschuldigt», ergänzte der zweite Student, «aber er hat sie heftig beleidigt.»
«Und wie hat die Frau reagiert?»
«Die war fix und fertig und hat gar nichts mehr gesagt. Wir haben angehalten und einen Augenblick gewartet. Falls der Typ auf sie losgehen würde.»
«Und? Mussten Sie eingreifen?»
«Nein, der Radfahrer fuhr schließlich weiter.»
«Und die Frau?»
Der Blonde sah seinen Freund fragend an. «Ich glaub, die hat sich wieder in den Wagen gesetzt, oder?»
Weiter hatten die beiden Studenten die Frau und den älteren Mann tatsächlich nicht mehr beachtet. Stattdessen interessierten sie sich nur noch für das Blaulicht im Park.
Petersen notierte sich die dürftige Personenbeschreibung der Frau und des Radfahrers. An den Wagentyp konnten sich die Studenten nicht mehr erinnern. Sie wollte Steenhoff vorschlagen, beide Personen als weitere Zeugen über die Medien suchen zu lassen.
Nach gut einer Stunde war sie überzeugt, dass die Studenten nichts vergessen hatten zu berichten. Sie bedankte sich und entließ die beiden.
Steenhoff hatte noch einmal mit dem
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