Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
Jebediah die Verzweiflung in ihren Augen lesen konnte, denn er schlang seinen Arm um sie und zog sie eng an sich.
»Bitte, ich möchte nur, dass Sie mir ein paar Minuten zuhören.«
»Sind Sie bewaffnet?«, fragte Jebediah.
»Ja. Und Sie sollten es auch sein. Ich bin zu spät gekommen, um Ihnen in der Zirkusstadt zu helfen, habe Sie zu der Villa verfolgt und bin Ihnen dann hierher gefolgt. Ich bin nicht der Einzige, der Ihnen auf den Fersen ist.«
Seth fluchte tonlos. »Ich habe die ganze Zeit Ausschau gehalten. Ich habe nie einen Verfolger gesehen.«
Jebediah bedeutete Kaden, ihnen zu dem Tisch vorauszugehen. »Es scheint, als hätten wir Gott und die Welt auf den Fersen. Was wollen Sie?«
Kaden wartete, bis die Jenkins-Familie um ihn herum Platz genommen hatte; die Brüder bildeten einen schützenden Kreis um ihre Schwester. »Sind Sie Jack Norton in Kinshasa begegnet?«, fragte er unverblümt.
»Diese Frage werde ich Ihnen nicht beantworten«, sagte Jebediah.
»Vielleicht hilft Ihnen das, zu verstehen, was hier vorgeht«, sagte Kaden und öffnete seine Aktentasche. Bevor er etwas herausholen konnte, packte Jebediah sein Handgelenk. Kaden sah ihn lediglich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Jebediah zog langsam seine Hand zurück.
Kaden zog einen Ordner aus der Aktentasche. »Vor vielen Jahren kam ein brillanter Forscher mit mehr Geld als Verstand und Moral nach Europa und sah sich in den Waisenhäusern nach ganz bestimmten Kindern um. Er wollte ausschließlich Mädchen, die Anzeichen von herausragender
Intelligenz aufwiesen, aber auch – und das war ihm noch wichtiger – übersinnliche Gaben.«
Tyrel beugte sich vor. »Woran hätte dieser Forscher erkennen können, ob ein Kind gescheit und übersinnlich veranlagt ist? Wie alt waren diese Mädchen?«
»Viele von ihnen waren noch Kleinkinder. Er hat die Mädchen gekauft, sie mitgenommen und sie in sein Labor gebracht und dort Experimente an ihnen durchgeführt. Später, als er befürchten musste, erwischt zu werden, hat er einen Plan ersonnen, wie er es vor aller Welt so hinstellen könnte, als hätte er die Mädchen zur Adoption freigegeben. In der Folgezeit hat er seine Experimente an Freiwilligen durchgeführt, an Männern vom Militär, die bei den Sondereinheiten ausgebildet worden waren.«
Jebediah stieß langsam den angehaltenen Atem aus, als er begriff, worauf das hinauslief. »Er hat den überlegenen Soldaten entwickelt, eine menschliche Waffe, indem er die körperlichen und übersinnlichen Anlagen der Männer weiterentwickelt hat.«
»Genau. Briony, du bist eines dieser Mädchen.«
»Dr. Whitney«, sagte Jebediah. »An meine Eltern ist ein Mann herangetreten, der Peter Whitney hieß. Er war Milliardär. Sie haben ihn vollständig überprüfen lassen, er hatte alle Arten von Beziehungen zu etlichen Regierungen hier in Europa, aber auch in den Staaten. Er kannte den Präsidenten und so ziemlich jeden von Rang und Namen. Er hat gesagt, seine Frau sei gestorben und er könnte seine Tochter beim besten Willen nicht allein aufziehen. Er wollte sie in einer liebevollen Umgebung unterbringen, aber es sollte auch ein Umfeld sein, in dem sie ihre ungewöhnlichen Begabungen entwickeln konnte.«
Kaden nickte. »Wir wissen nicht alles. Angeblich ist
Whitney ermordet worden, aber keiner von uns glaubt, dass er tot ist. Wir haben drei der Mädchen zurückgeholt, die mittlerweile natürlich erwachsene Frauen sind. Lily, Dahlia und Iris. Und jetzt wollen wir dich zurückholen, Briony. Wir haben überall nach dir gesucht. Ich weiß, dass du kein Anker bist. Wie ist es dir gelungen, diese Nähe zu anderen Menschen all die Jahre ohne einen Anker zu überleben?« In seiner Stimme schwang unverhohlene Bewunderung mit.
Briony klammerte sich fest an Jebediahs Hand. »Kennen Sie einen Mann, der Luther heißt? Seine Anlagen sind in derselben Form gesteigert wie Ihre.« Sie ließ sich ihre absolute Gewissheit bewusst anmerken.
Kaden schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Ich weiß von zwei Teams von erwachsenen Männern. Wenn es noch andere gibt, die Whitney genetisch weiterentwickelt hat, dann hat er es heimlich getan.«
»Was hat er mit ihnen gemacht?«, fragte Tyrel.
Alle ihre Brüder hatten Fragen. Briony hätte hundert Fragen an ihn gehabt, aber sie kannten diesen Mann nicht. Wenn Luther und Sparks hinter ihr her waren, bestand die Möglichkeit, dass Kaden Montague ein Vertreter der anderen Personen war, die sie und ihr Baby töten wollten.
»Das
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